Was gibt es Neues in Tansania? Auf Recherche im Oktober/November 2024

Mambo vipi?

Wohl die meist gesprochene Begrüßungsfloskel der letzten sechs Wochen.

Warum?

Weil ich auf Recherchereise in Tansania war. An die 180 Unterkünfte und zahlreiche Aktivitäten führte ich mir zu Gemüte.

Es war aufregend und inspirierend, mit Edwin durch den Norden Tansanias zu cruisen, von Enduimet bis zur Serengeti, von Moshi bis nach Mkomazi, von Ngorongoro bis nach Natron, vom Arusha National Park bis Sansibar. Edwin und ich kennen uns seit vielen Jahren, genauer gesagt seit 2010, als wir schon einmal mehr als 2 Monate gemeinsam unterwegs waren.

Und solche lange Reisen schweißen zusammen. Wir schwelgten in Erinnerungen. Über Vorkommnisse, die damals, als sie passierten, nicht ganz so lustig waren, wie beispielsweise die unsägliche Fahrt von Mbeya nach Morogoro, als uns die Polizei innerhalb eines Tages 8 x stoppte und wir 4 x zur Kasse gebeten wurden, unter anderem für – Trommelwirbel – zu langsames Fahren…

Wir philosophierten über Gott und die Welt. Führten interessante Gespräche über Werte, Politik oder Traditionen. Er half mir (wieder einmal), Tansania ein Stück besser zu verstehen. Shukran, lieber Edwin!

 

Tausende Kilometer spulten Edwin und ich im Geländewagen ab, oft bis in die Nacht hinein. Viele Tage waren anstrengend, doch eines hatten wir beide immer: Spaß bei der Arbeit! (C) Adobe Stock, dhvstockphoto

 

 

Der Verkehr ist und bleibt eine der größten Herausforderungen, speziell im Safari-Tourismus. (C) Nature_Japan_NM

Überraschende Wendungen

Viel hatte ich mir vorgenommen, aber nicht alles ist geglückt. Weil ich trotz 25jähriger Afrika-Erfahrung immer noch die Langsamkeit des Lebens und des Verkehrs unterschätze, vor allem wenn ich frisch aus Europa komme.

Beispiel gefällig?

Für einen der ersten Tage in Arusha hatte ich sechs Unterkünfte auf der Liste. Sollte sich locker ausgehen, meinte ich. Pro Besichtigung 45 Minuten, ergibt knapp fünf Stunden für die Besichtigungen und die restlichen fünf Stunden sollten wohl für die innerstädtischen Fahrten reichen.

Weit gefehlt. Am Endes des Tages hatten wir drei Unterkünfte gesehen und eine nicht gefunden. Den Rest des Tages standen wir im Stau, mühten uns mit dem Verkehr ab und wurden von der Polizei drangsaliert.

Der Verkehr, das Transportwesen und die Beschaffenheit der Pisten und Straßen ist und bleibt die größte Herausforderung in Tansania. Zu wenige und vor allem unterdimensionierte Straßen für das hohe Verkehrsaufkommen.

 

Nicht, dass es kein politische Bewusstsein dafür gäbe. Leider versickern die Gelder in tiefen Taschen. Die Arusha Bypass Road, die vor einigen Jahren fertiggestellt wurde, hätte zweispurig ausgebaut werden sollen. Blöderweise waren die Kleptomanen schneller als die Bauarbeiter. Nun hat Arusha nun zwar eine 33 km lange Umfahrungsstraße, aber bereits jetzt steht man auch hier im Stau. Erstens gedeiht der Siedlungsbau entlang der Umfahrungsstraße und es entstehen neue Läden, Einkaufszentren, Gewerbezonen, usw. Und zweitens wählen alle LKW-Fahrer mit ihren altersschwachen oder schlecht gewarteten Trucks diese Route, sodass man immer irgendeinem LKW hinterher schleichen muss.

Gleiches gilt für den Safari-Verkehr. Seit 2005 hat sich die Besucherzahl fast verdreifacht, aber die Straßen und Pisten in die Nationalparks sind noch immer dieselben.

Umso wichtiger: Sorgsame Wahl der Partner

Gerade weil der Norden Tansanias die besucherstärksten Attraktionen des Landes bereithält, ist es für mich umso wichtiger, meine Partnerbetriebe (Unterkünfte, Aktivitäten) sorgsam zu wählen und laufend zu prüfen. Damit Sie die massentouristischen Auswüchse – wenigstens punktuell – meiden können. Deswegen also 180 Hotelbesichtigungen.

Nur etwa 30-40 % davon werde ich aktiv für meine Kundinnen und Kunden buchen. Der Rest hat mich nicht überzeugt.

Deshalb sind solche langen Recherchereisen unerlässlich.

Um ein Gespür dafür zu bekommen, welche Unterkünfte zu meinem Verständnis von Afrika passen – und welche nicht.

Eine der wohltuenden Überraschungen der Tansania-Reise: Das Mkomazi Wilderness Camp. (C) Mkomazi Wilderness Camp

 

 

Ein ganz normaler Vormittag am Lodoare Gate der Ngorongoro Conservation Area. (C) Daniela Eiletz-Kaube

Mein Fazit der letzten 6 Wochen

Tansania boomt, sowohl im Tourismus als auch beim Bevölkerungswachstum. Arusha ist gewachsen, wo vorher Wälder standen oder Brachland war, stehen jetzt Siedlungen.

▶ Der Verkehr hat exponentiell zugenommen, die Anzahl der Straßen ist fast unverändert geblieben.

▶ Es gibt keine Nebensaison mehr. Früher galt Ende Oktober/Anfang November als Nebensaison, wo man mal vereinzelt auf mehr als 10 Autos stieß. Heute reißt der Strom an Safari-Fahrzeugen vor den Parkgates praktisch den ganzen Tag nicht ab. Davon betroffen sind hauptsächlich die frequentierten Parks: Tarangire, Manyara, Ngorongoro Crater (siehe Foto oben) und Serengeti.

▶ Fast alle Buschcamps haben sich vergrößert. Wo früher 6 oder 8 Zelte standen, sind es heute 15 oder 20.

▶ Weit über 400 Camps soll es in der Serengeti geben, hat mir ein Campbetreiber erzählt. Wie auch überall sonst die Anzahl der Unterkünfte stark gestiegen ist.

Sansibar boomt ebenfalls. Jemand erzählte mir, dass Sansibar 1 Mio. Betten hätte, aber nur 750.000 Nächtigen in der letzten Zählperiode.

Allerdings: Sansibar hat noch immer diesselben puderzuckerweißen, palmenbestandenen Strände und türkisblauen Gewässer, nur die Anziehungskraft hat sich exponentiell erhöht.

▶ Viele Quereinsteiger mit Geld bauen auf Sansibar Strandhotels, haben aber wenig Ahnung vom Tourismus. Von 70 Hotel-Inspektionen blieben letztlich für mich nur knapp 25 Strandlodges und 10 Stadthotels (in Stone Town) übrig, die ich meinen Kundinnen und Kunden aktiv anbieten werde.

Zweifelsohne: Noch immer hat Sansibar die beeindruckendsten Strände Tansanias. Aber man muss wissen, worauf man sich einlässt: Dicht mit Hotels verbaute Küsten, penetrante Beach Boys, Müll. An manchen Strandabschnitten auch Lärm, Parties und respektlose Einheimische. (C) Adobe Stock, Peter Becker

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