Wanderung auf den Mount Morungole

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Aus- und Einsichten in eine fremde Welt

In der hintersten Ecke von Uganda leben sie, die Ik. Sprichwörtlich, nämlich im Dreiländereck zu Kenia und Südsudan, völlig isoliert auf dem Mount Morungole (höchster Punkt 2.749 m). Während des langen, kräftezehrenden Aufstiegs frage ich mich, warum sie sich ausgerechnet auf den Berg zurückgezogen haben. Die Antwort ist logisch wie herzzerreißend: Die einstigen Jäger und Sammler waren permanent Überfällen von feindlichen Ethnien ausgesetzt. Nachdem sie in den 1950er-Jahren wegen der Gründung des Kidepo Valley National Parks von dort vertrieben wurden, erwählten sie den Berg zu ihrer Heimstatt. Aus Sicherheitsgründen, damit sie auf Angreifer besser und schneller reagieren können.

Seitdem leben geschätzte 7000 Ik, verteilt in überschaubaren Dörfern, ohne Kontakt zur Außenwelt, auf ihrem Mount Morungole. Nicht, dass sie nicht gastfreundlich wären, ganz und gar nicht. Sie singen und tanzen für uns, ihre Gesänge begleiten uns viele Stunden des Tages. Aber mit den benachbarten Ethnien haben sie schlechte Erfahrungen gemacht. Diplomatie und Friedensgespräch unmöglich, da die Ik eine völlig alleinstehende Sprache sprechen. Keiner der umliegenden Ethnien versteht sie auch nur annähernd. Ursprünglich stammt die Ethnie aus Äthiopien und bewegte sich über die Jahrhunderte bis nach Norduganda. Aus diesem Umstand beziehen sie auch ihren Namen: Ik bedeutet nichts anderes als die, die als erstes abwanderten.

Heute sind die Ik sesshaft, leben hauptsächlich von Mais, betreiben Imkerei, haben nach wie vor kaum Kontakt zu anderen Ethnien. Einzig und allein zu Missionaren, Entwicklungshelfern und Touristen. Forscher vermuten, dass die Ik und ihre Lebensart bald einmal aussterben werden, die Bevölkerungszahlen sind nämlich rückläufig. Isolation ist heutzutage schwer durchzuhalten, und wer sich öffnet, verliert an Identität. Ein schweres Los, das die Ik zu tragen haben.

In einem zweiwöchigen Durchschnittsurlaub mit Gorilla-Trekking in den Bwindi Mountains geht sich eine Wanderung zu den Ik jedenfalls nicht aus. Zu isoliert, zu abgelegen, zu langwierig die Anreise und das Drumherum. Die Wanderung auf den Mount Morungole kann einen oder auch zwei Tage in Anspruch nehmen, je nachdem ob man oben campieren möchte oder nicht. Fitnesslevel: sehr fit, speziell, wenn man es auf den Gipfel schaffen möchte. Erlebnislevel: Unbeschreiblich und lebensverändernd.

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