7 Camps, die ich mir selbst unter den Christbaum legen würde

Als Reiseveranstalterin kenne ich hunderte Camps und Lodges in Afrika. Vielleicht sogar mehr als tausend. Viele davon sind wunderbar und empfehlenswert. Einige wenige aber stechen dermaßen heraus, dass ich sie heute gerne vor den Vorhang hole.

Dabei sind es nicht unbedingt die Luxuscamps, die Eindruck hinterlassen. Denn wenn mir der Sinn nach Klimaanlage, Interieur wie aus einem Einrichtungsmagazin und goldenen Armaturen steht, fliege ich besser nach Bali, Dubai oder Mauritius.

Die Wildnis am besten inhalieren kann ich in folgenden Camps:

In Afrika will ich den Puls der Wildnis spüren, will nah dran an der Natur sein, sie hören, riechen und fühlen.

1. Kichaka Camp, Ruaha National Park, Tansania

Allein schon die Anfahrt lässt keine Wünsche offen: Nach nur 30 Minuten Fahrt auf holpriger Piste sind keine einzigen Fahrzeuge mehr zu sehen. Nur ich, mein Guide und der sanfte Wind, der die Blätter der Ilala-Palmen zum Rauschen bringt. Drei Stunden African Massage ab dem Msembe Airstrip (im Ruaha National Park), ich bin froh, dass mein Hinterteil gut gepolstert ist und den Härtetest besteht. Raus aus dem Auto, rein ins Abenteuer.

Vor mir der Ruaha River, der gerade von Elefanten durchquert wird. Hinter mir eine Walking Safari, an die ich mich auf ewig erinnern werde. Moli, der Camp-Betreiber und Head Guide, gehört zu den besten Guides in Afrika. Und er enttäuscht nie.

Er ist mehr als ein Guide. Nämlich ein Geschichtenerzähler.

Der geschickt wissenschaftliche und zoologische Fakten in fesselnde Geschichten umzuwandeln vermag, die direkt ins Herz gehen. Und an die man sich genau deswegen erinnert. Vieles von dem, was Moli erzählte, hatte ich noch nie gehört (und würde ich nie mehr hören). Und das, obwohl ich schon hunderte Pirschfahrten und Walking Safaris absolviert hatte. Moli, die wandelnde Enzyklopädie, macht das Kichaka Camp legendär.

Eine Gruppe von Menschen wandert bei Sonnenuntergang im Busch an einem Baobab-Baum vorbei. Sie befinden sich auf einer Pirschwanderung mit einem Guide und einem Ranger, die Stimmung ist dramatisch.

Vieles im Kichaka Camp ist außergewöhnlich: Die isolierte Lage weit abseits im Ruaha National Park, die Walking Safaris, die Menschen, Moli’s Wissen. (C) Kichaka Camp

Zwei Menschen sitzen im seichten Mwaleshi-Fluss auf Safari-Sesseln und kühlen sich ab, indem sie die Füße ins Wasser tauchen.

Braucht nicht viele Worte, dieses Foto. (C) Remote Africa Safaris

2.Mwaleshi Camp Camp, North Luangwa, Sambia

In Sambia gibt es mehr als anderswo Orte und Parks, die wunderbar abgeschieden sind – Busanga Plains im Kafue National ParkLiuwa Plain, Bangweulu. Doch irgendwie hat sich North Luangwa in mein Herz eingeschlichen.

Rustikale Chalets aus Schilf und Gras, grunzende Hippos in der Nacht, graue Staubwolken, wenn sich die Büffelherde ängstlich aus dem Staub macht und – mittendrin der Mensch per pedes  Wild Dogs, Nashörner, Löwen. Mehr braucht es für mich nicht, um einen Tag perfekt zu machen.

Es ist die Rustikalität des Camps, die mich anspricht. Ja, Komfort ist toll, aber manchmal passt es besser zu einem Ort, wenn ein Camp erdig-rustikal ist. Auf Komfort braucht man ja nicht verzichten, aber er ist eben erdiger und „naturbelassener“.

Der wahre Luxus besteht ohnehin darin, in der Wildnis sein zu dürfen.

 

 

 

Möglicherweise liegt mein Faible für das Mwaleshi Camp auch an einer Begebenheit, an die ich mich lebhaft erinnere. Das Badezimmer (inklusive Toilette) ist nach oben hin offen (aka Open-Air-Badezimmer). Als ich eines Tages auf dem Thron saß, sah ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung.

Sekunden später betapste mich ein Rüssel am Kopf.

Nach einem Verzweiflungsschrei hatten wir beide (sprichwörtlich) die Hosen gestrichen voll – der neugierige Elefant (der auf der Suche nach Wasser war und scheinbar wusste, dass es in der Kloschüssel Wasser gab) trompete nervös und zog sich zurück. Und ich? Sagen wir einmal so: Ein Glas Whiskey reichte nicht aus, um mich zu beruhigen.

 

3. Greystoke Mahale, Mahale National Park, Tansania

Uganda und Ruanda, an diese Bergnationen denkt man zunächst, wenn es um Schimpansen geht. Leicht erreichbar, vergleichsweise kostengünstig zu besuchen, und mit Schimpansen-Garantie. Dass man in diesen Parks die Schimpansen nicht allein für sich hat, liegt auf der Hand.

Und dann ist da noch der Mahale National Park in Tansania. So isoliert, wie ein Gebiet nur sein kann.

Weiter weg vom Mainstream geht gar nicht mehr.

Schimpansen, die sich durch den Wald hangeln. Und dabei gellend quieken. Der Wellenschlag des Wassers. Der Wind in den Baumkronen. Die säuselnden Palmen. Der erdige Old-Style-Charme des Camps. Und das doch mitunter anstrengende Trekken, wenn es bergauf, bergab durch den naturbelassenen Wald geht.

Der einzige Nachteil: ein großer Geldbeutel, der dafür notwendig ist. Flug, Eintrittsgebühren, abgelegene Lodge. Einen Aufenthalt im Greystoke Mahale schüttelt man sich nicht einfach aus dem Ärmel.

Ein Schimpanse verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse, als ob er lachen würde.

Schimpansen zu beobachten, ist faszinierend. Ihr Verhalten ähnelt in vielen Belangen dem der Menschen. (C) Nomad Tanzania

Gedeckter Tisch direkt am Malawi-See bei Sonnenuntergang. Auf dem Tisch steht ein Weinkühler mit Wein, Weingläser, Besteck. Blick auf den Lake Malawi.

Was Kaya Mawa so einzigartig macht? Die Architektur, die Dekorationen, die Farben. Ich kenne keine ähnlich romantische Strandlodge in Afrika. (C) Kaya Mawa, Green Safaris

4. Kaya Mawa, Likoma Island, Malawi

Allein schon der Anflug treibt mir ein oder zwei Tränchen ins Auge: Türkisblaue Buchten, vanillegelbe Sandstrände, Gesteinsformationen wie Sommersprossen entlang der Küste, verwunschene Baobab-Bäume und vereinzelt funkeln Wellblech-Dächer in der Sonne – ich könnte noch zeilenlang schwärmen und schwelgen.

Fotos tun dem Ort nicht Genüge. In Wahrheit sind Kaya Mawa und Likoma Island nämlich viel idyllischer. Farbenfroh, schmeichelweich und schlichtweg romantisch.

Ich sitze auf der Terrasse meines Chalets und seufze zufrieden. Der Blick gleitet übers Wasser, Kinder tollen im flachen Wasser. Vogelgezwitscher. Frauen schleppen Wasser am Strand nach Hause, während einige Fischer ihre Netze auswerfen. Zwei Taucher checken gerade ihr Equipment. Später schnappe ich mir ein Kanu und steche in See. Wenn ich zurückkomme, hängen vermutlich die Mitarbeiter gerade in der beginnenden Dämmerung die Gaslaternen auf.

Herrlich, es passiert so wenig. Und doch so viel.

5. Old Mondoro, Lower Zambezi NP, Sambia

„Liebling der Agenturen“, „Everbody’s Darling“, solche Prädikate stehen schnell im Raum, wenn man in der Branche über das Old Mondoro spricht.

Aber was macht das Camp so begehrenswert?

Die richtige Dosis. Von allem.

▶ Die richtige Dosis Busch. Offenes Bad. Chalets, die nach vorne hin offen sind und den Busch quasi ins Zimmer holt. Die unschlagbare Lage, teils an einer Lagune, teils am Zambezi River.

▶ Die richtige Dosis Luxus. Köstliches Essen, seelenschmeichelndes Interieur, angenehme Farben. Jedes Detail wird bewusst eingesetzt, nichts ist überkandidelt oder fehl am Platz.

▶ Die richtige Dosis Professionalität. Ein allzu professionelles Camp kann in Afrika schnell kalt wirken, wenn die herzliche Gastfreundschaft der Afrikaner „wegtrainiert“ wurde. Nicht so im Old Mondoro. Man vermag die Balance von Professionalität und herzerwärmender Freundlichkeit wahren.

Tiere im Camp praktisch zu jeder Tag- und Nachtzeit. Elefanten im Fluss, vor dem Restaurant, vor dem Chalet, hinter dem Chalet. Manchmal war ich direkt froh, keine Elefanten zu sehen. Man braucht doch zwischendurch Erholung von der ganzen Aufregung .-)

Ein Elefant nähert sich dem Chalet von Old Mondoro.

Einfach nur „ungestört“ auf der Veranda lesen, das ist im Old Mondoro schwer möglich. Ständig lauern „Ablenkungen“ rundum. (C) Chiawa Safaris

Der gedeckte Tisch im Vordergrund ist verschwommen, aber die Tiere und das Wasserloch im Hintergrund sind scharf. Am Dindira Dam im Mkomazi National Park laben sich Giraffen, Kuhantilopen und Zebras am Wasser.

Vom Frühstückstisch aufs Wasserloch aka Dindira Dam blicken … da freut man sich schon heute auf’s Frühstück morgen im Mkomazi Wilderness Camp. (C) Mkomazi Wilderness Camp

6. Mkomazi Wilderness Camp, Mkomazi, Tansania

Als ob das ganze Camp, jeder Sessel, die schwarzen Eisenlampen, das Canvas-Dach, die Trockenblumen uns Willkommen geheißen hätten. So fühlte es sich für mich an, an diesem heißen, staubigen November-Tag im Mkomazi National Park. Noch bevor Savannah mit ihrem strohblonden Lockenkopf um die Ecke strahlte.

Das Camp atmet und lebt durch und durch Gastfreundschaft.

Lebt von den achtsamen, liebenswerten Persönlichkeiten von Savannah und Janush, die das Camp leiten. Janush’s Eltern sind deutscher Herkunft, betreiben aber schon seit vielen Jahren eine Farm in Tansania. Die Söhne wuchsen in Tansania auf, gemeinsam haben sie das Camp gebaut. Ein richtiger Familienbetrieb also.

Später sank ich auf meinem Balkon in den Loungesessel. Berauschend die Aussicht. Der Dindira-Damm mit Tieren an der Wasserstelle unter mir, vor mir malerische Hügelketten im Abendlicht. Ein Glas Wein neben mir. Die Schwüle des Tages weicht langsam der samtigen Dämmerung. Im Gebüsch unter mir knackte es, ich machte ein keckes Dikdik-Pärchen aus. Einen inspirierenden Tagesausklang hätte ich mir gar nicht wünschen können!

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten mich aus dem Bett, in weiser Voraussicht hatte ich mir für 6 Uhr einen Wake-Up-Call mit frisch gebrühtem Kaffee bestellt. Das Dikdik-Pärchen suchte ich vergebens, stattdessen hörte ich Löwengebrüll. Das sehr nah klang.

 

7. Mpala Jena, Zambezi NP, Simbabwe

Von allen genannten Camps ist das Mpala Jena vermutlich das hochwertigste (nicht unbedingt das abenteuerlichste oder abgelegenste). Deswegen setze ich es bewusst an den Schluss. Denn mit Luxus allein hat Wohlfühlen bei mir selten was zu tun.

Bei Mpala Jena hat’s in erster Linie wegen des Interieurs gefunkt. Boho-Ibiza-Style meets Afro. So in der Art. Helle, sanfte Farben, als ob ich in einem Chai-Latte ersaufen würde. Weichgezeichnet, wie ein überdimensionaler Fotofilter über dem Camp. Bean bags in der Lounge, lustige Fransen an der Wand und vom Dach, Schaukeln an der Bar. Das Chalet ein Gesamtkunstwerk in sanften Creme-, Beige-, Grün- und Blau-Tönen. Die Veranda mit dem Tagesbett ist derart einladend und kuschelig, dass ich gar Game Drives sausen ließ, nur um nicht aus der Kissenlandschaft aufstehen zu müssen.

Abgesehen vom Stil: Das Essen war sensationell gut. Geschmacksexplosionen im Mund. Und der Blick auf den Zambezi River, der hat mich ganz liebestrunken gemacht. Das Wasser, die Wellen, das Rauschen, die Vögel, vereinzelt Boote, die vorbeibrausten.

An die Tiere rund ums Camp kann ich mich gar nicht so genau erinnern.

Denn das Mpala Jena hat alles überstrahlt.

 

 

Ich fühlte mich im Mpala Jena so wohl, dass ich mich nur schwer zu Pirschfahrten oder Bootsfahrten motivieren konnte. Ohhhmmm my god! (C) Mpala Jena