Weltberühmter Geheimtipp: das Luangwa Valley

Afrikanische Wildnis, charakterisiert durch einen breiten, sandigen Flussbett, in dem ein Rinnsal Wasser verblieben ist. Rundherum Wald, Busch, Palmen und im Hintergrund ein paar malerische Hügel.

Ein Safari-Traum… stellt man sich eine Safari in Afrika nicht genau so vor? (C) Scott Ramsay, Bushcamp Copmany

Am Luangwa River

Als ich vor vielen Jahren das erste Mal am Luangwa River stand, dachte ich mir nur „Echt jetzt? Das soll alles sein?“

Es war Ende Oktober, brütend heiß, wahrscheinlich irgendwo im 40°C-Bereich Kein Tröpfchen Wasser weit und breit, zumindest keines, das im Entferntesten einem Fluss ähneln würde. Knochentrockene Szenerien, leblos, verdorrt, verbrannt von der gnadenlosen Sonne.

Ich erinnere mich daran, so viele Hippos wie noch nie zuvor außerhalb des Wassers gesehen zu haben. Vor lauter Hunger verließen sie die wenigen verbleibenden Schlammlöcher bereits zu Mittag, um an Land zu grasen. Was ganz und gar untypisch ist, denn normalerweise meiden sie die Sonne, indem sie sich bis Sonnenuntergang im Wasser suhlen. Doch der Hunger war stärker als die Sorge um die zarte Haut.

Das war meine erste Begegnung mit dem Luangwa Valley.

Nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick.

Als drittlängster Fluss des Landes mäandert er 800 km lang durch die Osthälfte Sambias. Seine Route? Von den Mafinga Hills auf etwa 1.500 m Seehöhe in der Grenzregion zu Malawi bahnt er sich seinen Weg bis ins Dreiländereck von Sambia, Simbabwe und Mosambik auf 330 m Seehöhe. Endstation: Zambezi River.

Im nordöstlichen Teil von Sambia formt der Fluss ein bis zu 100 km breites Flusstal, das Luangwa Valley. Aber was macht das Valley so bedeutsam und so tierreich? Weil das Tal links und rechts Erhöhungen begrenzen, die als natürliche Abgrenzungen fungieren und eine Migration der Tiere verhindern. Markant ist beispielsweise das Muchinga Escarpment westlich des Luangwa-Tals, das weiter südlich in das Zambezi Escarpment übergeht. Beide markieren das südliche Ende des Great Rift Valley im südlichen Afrika.

Völlig unreguliert, vom Oberlauf bis zur Mündung. Kein Staudamm, keine Begradigung, nichts. Weil der Untergrund vorwiegend aus Sand und Schwemmmaterial besteht, bahnt sich der Fluss in der Regenzeit (von November bis Mai) nach Lust und Laune seinen Weg durch die Landschaft. Zieht frische Schleifen, frisst Landmassen oder formiert zuvor nicht dagewesene Lagunen und Inselchen. Nicht, dass man an einen Damm nicht gedacht hätte, aber massiver Protest ließ die Pläne 2019 vorerst versanden.

Mehr als nur ein paar Parks

Nicht nur vier Parks (South Luangwa, North Luangwa, Luambe und Lukusuzi, aber letzterer ist für Touristen nicht interessant mangels Unterkünfte) liegen im Flusstal. Das Luangwa-Ökosystem erstreckt sich weit darüber hinaus.

Sie können es sich mehr wie ein Sandwich vorstellen: Der Luangwa River und die Parks sind der Schinken, der Käse, die Tomaten und das Salatblatt innen drinnen. Zusammengehalten wird das Sandwich von Brotscheiben oben und unten. Wie die Game Management Areas rundum, die erst dafür sorgen, dass die Parks so existieren können, wie sie es heute tun. Diese Pufferzonen dienen dem Naturschutz und der Erhaltung der Tierbestände.

Glücklicherweise existiert in Sambia ein weitreichendes Verständnis für die Einzigartigkeit im Valley. Unzählige Menschen und Organisationen tragen dazu bei, die Natur und die Wildtiere zu schützen. Und jeder touristische Leistungsträger unterstützt die eine oder andere Organisation finanziell, um die Wildnis zu erhalten. Einige Unterkünfte haben sogar ihre eigenen Programme, die häufig die ansässige Bevölkerung einbinden. 

▶ Für Sie als Gast bedeutet dies, dass Sie mit jeder Übernachtung das Ökosystem Luangwa Valley und letztlich die Menschen unterstützen.

Ein paar Kinder im Dorf gehen auf die Kamera zu und lachen spitzbübisch.

Naturschutz bedeutet, die Anwohner einzubeziehen. Sie müssen vom Schutz der Wildnis und der Wildtiere profitieren, andernfalls laufen alle Bemühungen ins Leere. (C) Remote Africa

Speziell der Nsefu-Sektor ist für die Leoparden bekannt, aber nicht ausschließlich. (C) Gavin Opie Safaris

South Luangwa National Park

Fast so groß wie Kärnten. Oder halb so groß wie Sachsen. Oder so groß wie Zypern. Jedenfalls ziemlich groß. Und noch ziemlich unerschlossen.

First stop: Mfuwe. Obwohl es sich um den Hauptort im Luangwa Valley handelt, hat er eher den Flair eines beschaulichen Dorfes im hintersten Burgenland. Von Stadthektik wie in Arusha oder Vic Falls keine Spur.

Wo das Dorfleben langsam verebbt, befinden sich einige Unterkünfte. Sehr praktisch. Ich buche ein paar davon unter bestimmten Umständen. Wenn Gäste mit dem Nachmittagsflug ankommen, und sich eine Weiterfahrt tiefer in den Park nicht mehr auszahlt. Oder um das Budget zu entlasten.

Vorbei am bescheidenen Gate, über die Brücke, und schon ist man drinnen. Klar, hier hat es etwas mehr Safari-Verkehr, der sich trotz allem in Grenzen hält. Zu Stoßzeiten vielleicht mal 10 oder 15 Fahrzeuge, vermutlich ist das ohnehin zu hoch gegriffen.

Tiefer im Park kommt man sich kaum mehr in die Quere. Viele Camps, egal ob im Süden, im zentralen Teil, im Norden oder im Nsefu-Sektor, liegen in Alleinlage oder haben ein oder zwei Nachbarn in einem 10-Kilometer-Radius, aber mehr als eine Handvoll Fahrzeuge sieht man normalerweise auf einer Pirschfahrt nicht. Eher weniger. 

Warum South Luangwa?

Definitiv die hellste Kerze auf der Sambia-Torte. Unmengen von Wildtiere, gepaart mit isoliert gelegenen Camps und vielfältigen Aktivitäten (inklusive Walking Safaris und Nachtpirschfahrten). Besser geht’s eigentlich nicht für eine Safari.

Die höchste Raubkatzen-Dichte in Sambia. Mit Superlativen ist man zwar ganz schnell zur Hand, wenn es um den South Luangwa National Park geht, aber diese sind wahrlich die beste Werbung für ihn: Tal der Leoparden und zweithöchste Konzentration an Wild Dogs im Land. Nicht umsonst drehen alle namhaften Naturfilmer im Luangwa Valley. Haben Sie schon von Olimba, der Leopardin gehört? Seit Jahren folgen Will und Lianne Steenkamp der Leoparden-Mutter Olimba und ihren Jungen.

Der Tierbestand ist top. Größte Flusspferde-Dichte Afrikas, Elefanten und Büffel in massiven Herden, Antilopen, Hyänen, Zebras, Thornicroft-Giraffen, endemische Cookson Gnus, you name it. Alles außer Nashörner, die gibt es weiter nördlich.

Wiege der Walking Safaris. Ein gewisser Norman Carr gilt als Pionier der Walking Safaris. Der britische Naturschützer war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der South Luangwa National Park 1972 gegründet wurde. In den 1950er-Jahren konnte er Chief Nsefu dazu überreden, einen Teil seines Landes für ein Game Reserve bereitzustellen, in dem er das erste Safari-Camp Sambias (damals noch Nord-Rhodesien) errichtete. Seine Vision bestand im sanften, nachhaltigen Tourismus für das Luangwa Valley.

Interessante Nächtigungskonzepte. Viele Camps operieren von einer Hauptbasis aus und betreiben mehrere kleine Satelliten-Camps, sogenannte Bush Camps, die entweder nur Walking Safaris vorbehalten sind oder ein noch intimeres, erdigeres oder rustikaleres Flair aufweisen. Ziel der Bush Camps: in noch isoliertere Gegenden vorzudringen und den Gästen unterschiedliche Erfahrungen, z. B. bei der Übernachtung, zu bieten.

Tourismus auf Augenhöhe. Die Vision von Norman Carr gilt heute noch als die treibende und vereinende Vision des Tourismus in Sambia: Naturschutz durch Tourismus und Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. Der Tourismus, wie er in Sambia konzipiert ist, unterscheidet sich maßgeblich von anderen afrikanischen Ländern. Während anderswo häufig Profitmaximierung im Vordergrund steht, geht man in Sambia andere Wege: Es werden von den Behörden nicht wahllos viele Camps genehmigt (um die Parkeinnahmen zu maximieren), sondern immer nur so viele, wie Naturraum verkraftet. Die Tourismustreibenden sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die alle gemeinsam für ein Ziel kämpfen, nämlich die Erhaltung des Naturraumes. Jedes Unternehmen in Sambia, das sein Geld mit Tourismus verdient, gibt etwas zurück, meist in Form von Spenden an die lokalen Naturschutzorganisationen, die sich wiederum für die Teilhabe der Anwohner einsetzen. Das ist keine Selbstverständlichkeit in Afrika, ganz im Gegenteil.

Remoteness pur. Wer Abgeschiedenheit, Ruhe und Einsamkeit sucht, braucht nicht weiter zu suchen. (C) Mwaleshi Camp, Remote Africa Safaris

Luambe National Park

We have the entire Park all to ourselves.

Wenn das kein Verkaufsargument ist. Und es ist die reine Wahrheit. Chief Luambe stellte bereits 1954 ein knapp 250 km² großes Gebiet für ein Naturreservat zur Verfügung, das 1972 zu einem der ersten Nationalparks Sambias erhoben wurde. Wie so oft sind Vorreiter mit ihrer Idee zu früh dran – oder es fehlt ein Visionär, der die Idee vorantreibt, so wie Norman Carr im South Luangwa. Jahrzehntelang vernachlässigt und schlecht gemanagt, feierten seinerzeit die Wilderer fröhliche Urständ‘.

Erst seit 2014 betreibt Michael Riffel konsequent mit Tier-, Arten- und Naturschutz und hob so die Wiedergeburt des lange brachliegenden Parks aus der Taufe. Mit dem ambitionierten Ziel, dass Tourismus lukrativer als die Wilderei sein muss, haben er und sein Team das Luambe Camp gebaut, bilden Ranger und Scouts aus, führen aufwändige Anti-Wilderei-Patrouillen durch, integrieren die benachbarten Dörfer, betreiben penibles Wildtier-Monitoring und Forschung, und noch einiges mehr.

Sicher, der Tierbestand hat sich erholt, ist aber (noch) nicht mit South Luangwa vergleichbar. Solche Dinge brauchen Zeit, aber oft geht es schneller als gedacht. So sind zum Beispiel große Herden Elefanten anwesend, aber doch recht nervös. Ihr Elefantengedächtnis erinnert sich noch an schlechtere Zeiten.

Zwei Flusspferde duellieren sich im Sonnenuntergang, indem sie ihre Maul weit aufreißen.

Unüberhörbar, die Flusspferde, sie grunzen sich durch Tag und Nacht. Gar nicht so einfach, bei ihrem Gegrunze einzuschlafen! (C) Luambe Camp

Warum Luambe?

Sie haben den ganzen Park zu Ihrer exklusiven Verfügung. Total in echt. Total exklusiv.

Andere Erlebnisse und Aktivitäten. Sleep-Outs bzw. Fly Camping mit Walking Safaris, Hides (Fotoverstecke), längere Pirschwanderungen mit Übernachtung mit Fly Camping, Abendessen im Baumhaus, Sterngucker-Picknicks, etc.

Hides (Fotoverstecke), um Vögel oder Hippos aus nächster Nähe zu beobachten.

Ideal für Slow Safaris. Lieber länger bleiben, damit all die unterschiedlichen Aktivitäten ausgekostet werden können.

Wenn unverfälschte Wildnis wichtiger ist als Tiermengen. Nicht ganz so tierreich wie der Nachbar im Süden oder Norden, punktet Luambe besonders mit seinen Erlebnissen. Und der Abgeschiedenheit. Und dem Gefühl, die Wildnis exklusiv für sich allein zu haben.

Vier Menschen durchwaten den Mwaleshi River barfuß, und halten ihre Wanderschuhe in der Hand. Sie befinden sich auf einer Walking Safari mit einem Guide im North Luangwa National Park.

Jeder Schritt ein Abenteuer. Mit die wunderbarsten Walking Safaris, die ich in den letzten 20 Jahren erleben durfte. (C) Takwela Camp, Remote Africa

North Luangwa

Die kleine Schwester, könnte man sagen. Halb so groß und noch viel schlechter erschlossen. Wenig Pisten, nur eine Handvoll Camps und massig Busch und ungezähmte Wildnis.

Aber umso spezieller. Es ist schwer in Worte zu fassen. Sie müssen es erleben. Aufwachen mit der Sonne. Ein dampfend heißer Kaffee am wärmenden Feuer mit Blick auf den Mwaleshi River. Die Vögel erwachen mit Ihnen und erfüllen den Himmel mit Melodien. Sie marschieren los, aber besser ohne Schuhe, denn der Mwaleshi River will überquert werden. Kneippen zum Schärfen der Sinne quasi. Sie folgen Spuren im Sand, riechen an Blättern, stochern in undefinierbaren Haufen. Halten Abstand, als Sie den Weg einer Herde Elefanten kreuzen. Wussten Sie, dass Elefantendung eigentlich wie feuchtes Heu riecht? Ach, was für ein herrlicher Morgen in der Wildnis, nur die Natur und Sie.

Neben der perfektionierten Kunst der Walking Safaris steht North Luangwa für die Spitzmaulnashörner. Bewusst hat die Frankfurt Zoological Society den Park für die Wiederansiedelung der Rhinos in Betracht gezogen. Warum? Weil es keine Autos, keinen Lärm, kein Gewusel hat. Weil die scheuen Tiere ungestört sind. Denn die Schwierigkeit bei der Zucht von Nashörnern besteht darin, dass sie eine sehr empfindsame Libido an den Tag legen. Lärm, Aufregung oder zu viele Eindrücke stören ihre Reproduktionsfähigkeit. In der Ruhe liegt die Kraft.

Könnte man glatt als Leitmotiv für den ganzen Park wählen.

 

Warum North Luangwa?

Gehen, gehen, gehen. Ich erinnere mich an Walking Safaris, die bis zu 6 Stunden gedauert hatten. Einfach, weil wir nicht zurück ins Camp laufen wollten. Und natürlich, weil wir tolle Tierbegegnungen hatten.

Spitzmaulnashörner. Die einzigen in Sambia, die in freier Wildbahn leben.

Ausgezeichnete Chancen auf Löwen. Jawohl, auch zu Fuß. Keine Sorge. Sie rennen schneller vor Ihnen davon als Ihnen lieb ist.

Elefanten. Die stabile Elefanten-Population sorgt für Hingucker.

Echte Wildnis. Schwierige, langwierige Erreichbarkeit, nur eine Handvoll Camps, kaum Pisten, viel Land und Weite.

Praktische Infos

Anreise & Transfers
Safari Insider empfiehlt die Anreise mit dem Inlandflug nach Mfuwe, der Landweg ist zu umständlich und langwierig. Von da aus sind der South Luangwa NP und der Luambe NP per Straßentransfer zu erreichen. Alternativ fliegen Sie per Charterflug weiter nach Luambe bzw. North Luangwa.Pro Region sind 3-4 Tage als Mindestaufenthalt empfehlenswert, je länger, desto besser (im Sinne von Slow Travel und nachhaltigem Reisen).

Reisezeit
Das Luangwa Valley kann ausschließlich von Mai bis ca. Mitte November besucht werden. Camps in Mfuwe an der wetterfesten Hauptpiste können länger offenhalten.

Unterkünfte & Routenplanung
Prädestiniert für Slow Safari und nachhaltigem Reisen, plane ich am liebsten mehrere Standorte im Luangwa Valley ein. Natur, Wildnis, Tiere, Abenteuer und Ruhe – wenn das für Sie verlockend klingt, sind Sie im Luangwa Valley goldrichtig!

Beispielsweise zunächst die Übernachtung in Mfuwe, danach ein Camp innerhalb des Parks und abschließend ein paar Tage in Luambe. Oder ein Camp im südlichen Teil und eines im nördlichen Teil. Oder eine Kombi aus Pirschfahrten im South Luangwa NP und Walking Safaris im North Luangwa NP. Welche Kombi für Sie richtig ist, hängt von Ihren Wünschen, Vorstellungen  und Ihrem Budget ab. Das Luangwa Valley ist so groß und vielfältig, dass ein ganzer Safari-Urlaub hier verbracht werden kann. Und dass vielen Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann.

Ich freue mich darauf, Ihre Safariwünsche unter daniela@safari-insider.com oder über das Anfrageformular zu erfahren!

Ein Spitzmaulnashorn läuft durch den Busch.

Sie brauchen völlige Ruhe, um sich fortpflanzen zu können. Deshalb war North Luangwa prädestiniert für das Wiederansiedelungsprogramm. (C) Remote Africa