Fly Camping unter Millionen von Sternen

Ein Kanu fährt auf dem Kafue River auf das Fly Camp auf einer Landzunge zu.

Oft wird Fly Camping in Kombination mit Aktiv-Safaris geboten, entweder Pirschwanderungen, Kanu-Fahrten oder in manchen Gebieten sogar Reiten. (C) Kaingu Lodge, Kafue National Park, Sambia

Funkelt wie Millionen von Diamanten, die Milchstraße. Fast wie die Luster beim Opernball.

Keine Wolke am Himmel. Durch das Moskitonetz sehe ich die Sterne. Ich versuche, die Geräusche einzuordnen: Ganz in der Nähe raschelt es, vielleicht ein paar leichtfüßige Antilopen? Dort hinten, in der Baumreihe, ertönt ein eigenartiges Bellen. Und irgendwo höre ich das dumpfe Grollen eines Elefanten, das sich wie das Knurren eines leeren Magens mit Megaphon anhört.

Ein bisschen mulmig ist mir schon, aber der Guide hat mir versichert, dass er gleich in meiner Nähe ist. Nur für den Fall. Auch der bewaffnete Ranger wurde mir vorgestellt, der ebenfalls ganz in der Nähe bleibt. Die Trillerpfeife lege ich mir gleich neben die Matratze.

 

Einfach ohne Worte. Es fällt mir schwer, für die Magie der afrikanischen Nacht Worte zu finden. Ob sich so die Forschungsreisenden im 19. Jh. gefühlt haben? Nach ein paar Sternschnuppen (und mehr Elefanten-Grollen) gleite ich beseelt in den Schlaf.

Als sich die Geräusche um mich im ersten Morgengrauen merklich intensivieren, wache ich auf. Ich blicke aus dem Zelt und sehe eine Herde Elefanten (vielleicht die gleichen, deren Knurren ich am Abend gehört hatte?) vorbeitrotten. Ich könnte sie stundenlang beobachten, die tapsigen Jungtiere, wenn sie über ihre Rüssel stolpern. Oder die Elefantenmamas, wie sie dem Nachwuchs liebevoll das Leben erklären.

Rund um mich erwacht die Savanne. Die Vögel zwitschern angereget, die Zikaden zirpen. In der Distanz ertönt unvermittelt ein tiefes, durchdringendes Brüllen. Mehrmals. Ich spüre es direkt im Bauch. Vielleicht sehen wir die Löwen später auf dem Weg zurück ins Hauptcamp?

Der Duft des Abenteuers hat viele Namen

Fly Camping. Bush Camp. Starbed. Sleep-out. Treehouse.

Egal, wie es genannt wird oder ob es auf einem Baum oder der Erde oder auf einer Plattform stattfindet, es bleibt immer eines: ein abenteuerlicher Höhepunkte einer Safari. Der Einfachheit halber bleibe ich hier beim Begriff Fly Camping.

Ursprünglich stammt der Terminus aus den Anfängen der Großwildjäger. Sie verließen ihre Unterkunft, oft ein Farmhaus, für ein oder zwei Tage, und schliefen unter einem einfachen „fly sheet“, also einer Art Plane, die von Baum zu Baum gespannt wurde.

Heutzutage gibt es keine festgeschriebene Formel für solche Übernachtungen außerhalb der befestigten Camps. Im Prinzip läuft es immer auf folgende Dramaturgie hinaus: Gäste übernachten in einem befestigten Hauptcamp, das als Versorgungsstützpunkt fungiert. Eine oder zwei Nächte (manchmal auch mehr) verbringen die Gäste im unbefestigten Fly Camp, das als Satelliten-Camp in einiger Entfernung vom Mutterschiff liegt.

 

Die Sonne geht über dem Luangwa River unter und taucht das Fly Camp am Fluss in warme Farben.

Das Luambe Camp bietet Fly Camping für richtige Naturliebhaber an – schnörkellos, authentisch und nah am Geschehen. (C) Luambe Camp, Sambia

Gemeinsam mit einem Gast bereitet der Koch über dem offenen Feuer das Abendessen zu.

Im Fly Camp erspart man sich mit Sicherheit die Abendgarderobe. (C) Kichaka Camp, Ruaha National Park, Tansania

Was erwartet mich?

Dort, wo ein Fly Camp (oder ihre artverwandten Brüder und Schwestern) aufgebaut wird, haben Sie die Wildnis völlig für sich allein. Es wird ausschließlich an isolierten Orten betrieben.

Oft wird das Fly Camp nur für ein Paar aus dem Boden gestampft. Wenn es keine Buchungen gibt, baut man es ab.

Einfach in der Ausstattung, so kann der Komfort beschrieben werden. Oft nicht mehr als eine Matratze und ein Moskitoschutz drinnen, Eimerduschen, Katzenwäsche aus dem Krug und Plumpsklo draußen.

Die Mahlzeiten werden über dem offenen Feuer zubereitet, simple, aber deftige und vor allem köstliche Buschküche. Eh klar, bei so viel frischer Luft und Abenteuer! Das Abendessen genießen wir bei Kerzenlicht unter dem Sternenhimmel, das Frühstück verputze ich gleich direkt an der Feuerstelle.

Sie haben alles, was Sie brauchen, aber nichts macht den Anschein, nicht hierher zu gehören.

In Ihrer Nähe ist immer ein Guide, ein Ranger mit einer Waffe und in der Regel ein Camp Assistant, der für Ihr leibliches und praktisches Wohl sorgt.

 

Für wen sind Fly Camps geeignet?

Für aktive Gäste.

Sie wollen nicht im Safari-Fahrzeug versauern, sondern möglichst nahe und intensiv mit der Wildnis verschmelzen? Dann ist Fly Camping garantiert Ihr Safari-Höhepunkt. Häufig unternimmt man vom Fly Camp aus Walking Safaris, Kanu-Safaris oder speziellen Aktivitäten, die nur den Gästen eines Fly Camps vorbehalten sind.

Für Gäste, die abseits vom Massentourismus und den Autokolonnen bleiben wollen.

Grundsätzlich ist das Fly Camping so konzipiert, dass man die Wildnis exklusiv und ohne störende, von Menschen gemachten Geräuschen erleben kann. Fly Camps stehen immer an isolierten Orten, also dort, wo andere Camps und Fahrzeuge keinen Zugang haben.

Für Naturburschen und -mädels.

In den Alpen gibt es zweierlei Gäste: Die einen marschieren wieder ins Tal, weil es dort die luxuriöseren Hotels gibt. Die anderen bleiben am Berg, auch wenn die Hütte kein fließend Wasser hat oder sie im Bettenlager schlafen müssen. Nur der frischen Bergluft wegen und um den Sonnenaufgang in den Bergen zu erleben. So ähnlich ist es auch beim Fly Camping. Der wahre Luxus liegt in der unmittelbaren, unzensurierten Erfahrung der Wildnis. Die Dynamik im Busch entfaltet sich direkt vor Ihren Augen, Ohren und Sinnen. Mittendrin statt am Rand.

Für Genießer. 

Fly Camps erfordern Zeit. Ein Mindestaufenthalt von 3-4 Nächten ist sinnvoll, um sowohl im Hauptcamp als auch im Fly Camp zu nächtigen. Also Slow Travel im besten Wortsinn. Ganz so, wie ich mir Safaris vorstelle.

Für Puristen.

Romantisches Busch-Dinner bei Kerzenlicht, erdiges Busch-Frühstück bei der Feuerstelle, Duschen unterm freien Himmel, Plumpsklo ohne Wasserspülung, aber mit Blick auf die Savanne. Erdig, auf ein Minimum reduziert. Kein Blingbling, keine Ablenkung. Nur die Wildnis und ich.

Für Bewahrer.

Fly Camps sind immer CO2-neutral. Kein Strom, kein WLAN, kein fließend Wasser. Grüner geht’s nicht.
Die Sonne geht auf in der Serengeti und beleuchtet ein Kuppelzelt. Beim Fly Camping verbringen Sie eine Nacht exklusiv in der Wildnis.

Fly Camping ist eine wunderbare Möglichkeit, eine Nacht unterm Sternenhimmel fernab von anderen Camps und völlig für sich alleine zu genießen. (C) Entara Tanzania

Wo genau wird Fly Camping angeboten?

Erfreulich: Es wird in jedem Land und in sehr vielen Parks auf die eine oder andere Art angeboten.

Meine ganz persönlichen Favoriten?

▶ Fly Camping in der Serengeti (Tansania), z. B. in den Entara Camps oder bei den Wayo Green Camps

▶ Fly Camping  im Ruaha National Park (Tansania), z. B. im Ikuka Camp oder im Kichaka Camp

▶ Fly Camping im Nyerere National Park (Tansania), z. B. im Sand Rivers Camp

▶ Fly Camping im Katavi National Park (Tansania), z. B. im Chada Katavi Camp

▶ Starbeds und Tree House im Kafue National Park (Sambia), z. B. in der Kaingu Lodge oder dem Mukambi Plains Camp

▶ Sleeping under Stars im Luambe National Park (Sambia)

▶ Bush Camps im South Luangwa National Park (Sambia), z. B. von Shenton Safaris

▶ Starbeds im Hwange National Park (Simbabwe), z. B. im Little Makalolo oder Linkwasha Camp

▶ Bush Camps im Gonarezhou National Park (Simbabwe)

Und noch viele mehr…

Für wen sind Fly Camps nicht geeignet?

✖ Für Ängstliche

✖ Für Verwöhnte.

✖ Für Kinder unter 10-12 Jahren.

 

Und das Gebelle in der Nacht?

Vom Guide erfahre ich am nächsten Morgen, dass die bellenden Laute in den Bäumen von Pavianen stammen, die sich gegenseitig vor einem unter den Bäumen lauernden Leopard gewarnt hatten.

Ziemlich viel Action rund ums Fly Camp, meine ich.

 

Eine kleine Gruppe von Menschen wandert durch die Savanne mit einem Ranger und einem Guide. Die Zebras im Hintergrund wirbeln Staub auf.

Fly Camping wird häufig in Kombination mit Walking Safaris angeboten. Vom Hauptcamp wandert man ins Fly Camp oder umgekehrt. Jedenfalls nutzen Sie die Wildnis völlig exklusiv. (C) Wayo Tanzania

Inspirational Articles