Reiseplanung: Was ist die beste Reisezeit für Safaris?

Wenn eine Frage die Reisenden umtreibt, dann „Wann ist die beste Reisezeit für eine Safari?“. Sie rangiert noch lange vor dem Reiseland oder den medizinischen Vorkehrungen.

Aber in Zeiten von Klimawandel und Overtourism ist diese Frage gar nicht mehr so einfach zu beantworten.

Vielmehr: Die für Sie beste Reisezeit hängt von Ihren Erwartungen, Reisewünschen und Ihrer körperlichen Verfassung (Stichwort Hitze) ab.

Mein ganz persönlicher Tipp:

Reisen Sie dann, wenn alle anderen es nicht tun, ungeachtet der „klassischen“ Reisezeiten.  Und dann, wenn die Unterkünfte geöffnet haben.

 

 

Die Trockenzeit enttäuscht nie

Darüber herrscht Einigkeit: Die Trockenzeit ist die besten Reisezeit. Sie lässt sich – wegen der Mikroklimata – nicht für ganze südliche und östliche Afrika über einen Kamm scheren, aber grundsätzlich erstreckt sie sich auf die Monate Juni bis Oktober.

Was genau bedeutet Trockenzeit?

Ganz banal: Das Fehlen von Regen.

Ein bisschen genauer: Tiere finden in den jeweiligen Naturräumen nicht mehr Wasser in Überfluss vor (in Form von Pfützen, saisonalen Bächen oder kleinen Seen) und verlegen ihren Aufenthalt daher näher an wasserführende Körper.

Die Vorteile?

Konzentriertes Tieraufkommen: Alle Wildtiere pilgern mindestens zweimal am Tag zum Wasser. Oder noch besser: Sie halten sich mehrheitlich in der Nähe von Wasserkörpern auf, was die Tierbeobachtung erleichtert, weil sie kompakt auf ein kleines Gebiet konzentriert sind. Das Tieraufkommen ist hoch und es müssen weniger Kilometer mit dem Auto abgespult werden.

Gute Sicht: Weil das Gras und die Vegetation verbrannt, verdorrt ausgedünnt und kurz sind, können Tiere leichter und schneller erkannt werden.

Sicherheit: Walking Safaris und Pirschwanderungen sind grundsätzlich sicherer, da die Guides und Ranger früher gefährliche Wildtiere spotten.

Zwei Gäste und ein Guide mit einem Gewehr unternehmen eine Walking Safari im Lower Zambezi National Park und beobachten einen Elefanten, der gerade eine Menge Blätter verspeist.

Es ist leicht zu erkennen: Je kürzer und verdörrter das Gras, desto besser sind die Wildtiere zu sehen. (C) Anabezi Camp, Lower Zambezi, Sambia

Ein weißer Geländewagen braust in einer verdorrten Landschaft in Afrika auf einer Staubpiste und hinterlässt dicke Staubschwaden.

Sie glauben gar nicht, wie fein dieser Staub ist! Er dringt in kleinste Ritzen, z. B. auch durch Reißverschlüsse, sodass sogar die Wäsche in der Reisetasche völlig verstaubt ist. (C) Ilona, Adobe Stock

Hat die Trockenzeit auch Nachteile?

Sicher.

Hohes Besucheraufkommen in vielen Gebieten, vor allem, wenn die Trockenzeit mit den Schulferien in Europa und Amerika kollidiert (Juli/August).

Unerträgliche Hitze (bis zu 45 °C) mit hoher Luftfeuchtigkeit in vielen Gebieten gegen Ende der Trockenzeit (Oktober/November), bevor die ersten Regenfälle beginnen.

$$$$: Angebot und Nachfragen bestimmen die Preise. Weil in der Hochsaison regelmäßig zu wenig Betten verfügbar sind, steigen die Übernachtungspreise auf Jahreshöchstwerte (gemeinsam mit Weihnachten/Neujahr).

Für’s Auge und für’s Gemüt können die kargen, verdorrten Landschaften eine Herausforderung sein.

Je nach Geologie und Bodenbeschaffenheit sind die trockenen Monate wahnsinnig staubig. Schützen Sie Ihr Gepäck zusätzlich mit Staubbeuteln, besonders bei langen Transfers über unbefestigte Pisten.

Vorhersagen sind schwierig geworden

Die gute, alte Zeit gibt’s auch in Afrika. Wo sich die Regenzeiten in den meisten Jahren an den Kalender hielten.

Aber zuverlässige Vorhersagen können heute nicht mehr im selben Ausmaß getroffen werden. Klimawandel, El Nino, aber auch die Abholzung in weiten Teilen Afrikas hat die Wetterphänomene durcheinanderpurzeln lassen.

▶ Ich erinnere mich an 2019, wo das Wetterphänomen El Nino ungeahnte Regenmengen nach Tansania brachte. Als ich Mitte Oktober zu einer meiner Recherchereisen ansetzte, konnte ich zahlreiche Parks und Orte bzw. Lodges nicht besuchen, weil die Straßen unpassierbar oder überschwemmt waren.

2024 hingegen war ein ungewöhnlich regenarmes Jahr, sodass die Nationalparks in Sambia im Juni bereits so trocken und ausgedörrt wie normalerweise erst im August waren.

▶ Als ich vor fast 20 Jahren in Tansania lebte, existierte noch eine klare Aufteilung des Jahresverlaufes und des Safari-Kalenders in „kleine“ und „große“ Regenzeit. Dies erwies sich aber als unbedingt notwendig, denn es regnete tatsächlich ausgiebig. So manche Spritztour vermasselte uns der Regen. Aber heute? Viele Lodges und Camps halten bereits ganzjährig geöffnet und die „kleine“ Regenzeit in November/Dezember hat fast keinen Einfluss mehr auf die Reisetätigkeit.

Was genau ist eigentlich die Regenzeit?

Ganz banal: Es regnet.

Ein bisschen genauer: Wie stark der Regen ausfällt, hängt von der Geografie und dem Zeitpunkt ab.

Beim ersten Regen, im November und Dezember, handelt es sich häufig kurze Regenschauer, oft über einen längeren Zeitraum immer zur selben Uhrzeit. Die Schauer wiederholen sich jeden zweiten oder dritten Tag, und dazwischen zeigt sich die Sonne von ihrer prächtigsten Seite. Es ist unangenehm schwül.

Und die Camps? In Tansania, Uganda und Simbabwe haben die allermeisten Camps geöffnet, nur in Sambia schließt der Großteil gegen Mitte November.

Gegen Dezember/Januar intensivieren sich die Regenfälle vielerorts. Die Flüsse schwellen an, Gebiete werden überschwemmt, Camps schließen ihre Pforten, vor allem in Sambia und Simbabwe.

Ganz anders in Tansania: Die Hochsaison beginnt! Mit dem Regen in der Serengeti strömen die Gnus, Thompson-Gazellen und Zebras in die südliche Serengeti und die Ngorongoro Conservation Area und mit ihnen Abertausende Besucher, die die Große Migration hautnah erleben möchten.

In Tansania erreichen die Regenfälle ihren Höhepunkt im April/Mai, d.h. das sind auch  die Schließungsmonate in den allermeisten Parks.

Ein Elefant marschiert über die kurze, ausgetrocknete Grassavanne. Im Hintergrund bauen sich dunkle Gewitter- und Regenwolken auf. Die Regenzeit steht vor der Tür.

Die dunklen Wolken über der Serengeti kündigen die nahe Regenzeit an. (C) Martin Grimm, Adobe Stock

Im prasselnden Regen liegt eine Geparden-Mutter mit ihren beiden Jungtieren im Gras. Sie leben in der Serengeti und bleiben in den Regenmonaten in ihren angestammten Revieren.

Geparden und andere Raubkatzen sind territorial, d.h. sie verlassen ihr markiertes Revier auch in den Regenmonaten nicht. (C) stuporter, Adobe Stock

Was soll am Regen „schlecht“ sein?

Unpassierbare Pisten und Straßen: Weil viele Pisten unpassierbar sind und Gebiete weiträumig unter Wasser stehen, ist ein Vorwärtskommen trotz Geländewagens nicht möglich.

Erschwerte Tierbeobachtung: Die Vegetation wächst und gedeiht üppig, das Gras schießt stramm und hoch in die Höhe und die Wälder kleiden sich in dichtes Blätterwerk. All das erschwert die Tiersichtungen.

Weniger Tiere: Viele Tiere ziehen sich in ruhigere oder unwegsame Gebiete zurück, weil ohnehin überall lebensnotwendiges Wasser vorhanden ist. Oft sind Jungtiere mit dabei, die sie in ruhigeren Gegenden aufziehen möchten.

Himmelsschauspiel: Massive Gewitterzellen entladen sich am Himmel, mit minutenlangem Donnergrollen und beeindruckenden Blitz-Fanfaren.

Sicherheit: Walking Safaris werden vielerorts ausgesetzt, wenn das Gras zu hoch ist oder aus anderen Gründen die Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann.

Herausforderung für die Fotografie: Dunkle Wolken, diffuses Licht, grauer Schleier, hohe Luftfeuchtigkeit – für Fotos können die Regenmonate herausfordernd sein.

▶ Sofern Unterkünfte offen halten, kann es in den Zelten modrig riechen. Die Wäsche, z. B. Bettwäsche, Handtücher, kann aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nicht richtig trocknen. Und beginnt, unangenehm zu riechen.

Kann man in der Regenzeit auch auf Safari gehen?

Definitiv ja.

Es existieren Natur-Phänomene, die nur deshalb existieren, weil es regnet. Was bedeutet, dass der Regen Sie möglicherweise auf der Reise begleiten wird.

Große Migration in der südlichen Serengeti/Ngorongoro Conservation Area: Millionen von Tieren laufen jahrein, jahraus im Kreis. Warum sie das tun? Es ist der gedeckte Tisch. Sie folgen einfach immer dem Regen, der für ausreichend Grünzeugs sorgt. Sie fangen im Januar im Süden an, führt sie über die West- und Nord-Serengeti bis in die Massai Mara nach Kenia. Dort machen sie ab November/Dezember kehrt und laufen zurück in die südliche Serengeti und die Ngorongoro Conservation Area.

Migration in den Liuwa Plains: Aberzigtausende Wildtiere, u. a. Gnus, Zebras und Moorantilopen (lechwe), werden durch die steigenden Pegelstände der Flüsse in die Liuwa Plain gezwängt – ein Festmahl für Hyänen. 

Flughunde-Migration im Kasanka National Park: Im November und Dezember, wenn die Früchte der Miombo-Bäume reif sind, brüten Abermillionen straw-coloured fruit bats, Palmenflughunde, in den Bäumen von Kasanka. Sie kommen aus allen Teilen Afrikas, speziell aus dem Kongo-Becken. In der Dämmerung morgens und abends verlassen sie ihre Nester, um Nahrung für die Brut zu sammeln.

Außerdem: Regenzeit ist nicht gleich Regenzeit. Die kleine Regenzeit im November in Tansania fällt überhaupt nicht mehr ins Gewicht, wenn es jeden zweiten oder dritten Tag einmal kurz für eine Stunde regnet. Mittlerweile ist Tansania fast eine Ganzjahresdestination und selbst im April/Mai, laut Kalender eigentlich die Zeit der Großen Regenzeit, können in der Serengeti beste Bedingungen für die Große Migration herrschen.

Auch Simbabwe kann fast das ganze Jahr besucht werden, mit Regenspitzen im Februar/März.

Nur Sambia hat eine etwas andere Geografie. Von Dezember bis April/Mai sind viele der Parks und Tierschutzgebiete überschwemmt und nicht zugänglich.

Aber: Sobald die ersten Lodges und Camps aufsperren, kann das Gebiet besucht werden. Am besten, man orientiert sich nach den Camps und Lodges und ihren Betriebszeiten.

 

 

Welche Reisezeit passt also am besten?

Es kommt darauf an, welches Erlebnis Sie suchen.

Die beste Reisezeit hängt – neben den klimatischen Bedingungen und dem jeweiligen Reiseland – von Ihren Erwartungen, Plänen und Reisewünschen ab.

Wenn große Tiermengen der verschiedensten Wildtiere im Vordergrund stehen: Nutzen Sie die Trockenmonate von Juni bis Oktober.

Große Migration in Tansania: Hat ganzjährig Saison, d.h. in allen Monaten sind die großen Gnu-Herden zu sehen, aber jeweils an unterschiedlichen Orten. Wenn Sie im Juli/August reisen, dann sind die Herden im Norden der Serengeti, während sie im Januar/Februar im äußersten Süden der Serengeti ihre Jungen zur Welt bringen.

Abseits vom Massentourismus bleiben: Wenn Sie den bekannten Nationalparks den Touristenmassen ausweichen möchten, reisen Sie in der Nebensaison (Shoulder Season, Green Season). In der Regel handelt es sich um den Beginn und das Ende der Trockenzeit. Meiden Sie die Monate der Schulferien.

Hitze: Wenn Sie Hitze nicht gut ertragen, meiden Sie Oktober/November in Sambia oder Simbabwe und Oktober bzw. Februar/März in Tansania. Durch die geographische Lage von Südafrika und die Berge in Uganda/Ruanda sind die Hochsommertemperaturen in diesen beiden Ländern weniger ausgeprägt.

Sie wollen viele Jungtiere sehen? Der Beginn der jeweiligen Regenzeit würde in diesem Fall für Sie passen. In Sambia ist das der November, wenn die Antilopen ihre Jungen zur Welt bringen. In der Serengeti sind das die Monate Februar/März, wenn die Gnus kalben.

Wenn Sie Vogelbewunderer sind: Dann sind jene Gebiete, die im europäischen Winter zugänglich sind, optimal. Außerdem passt die Regenzeit bzw. das Ende der jeweiligen Regenzeiten sehr gut für die Vogelbeobachtung, grob November/Dezember oder Juni/Juli.

Sie lieben Elefanten? Massig Elefanten sieht man, wenn es staubtrocken ist und die Elefanten in Scharen zu den Wasserläufen wandern. Je trockener, je größer die Herden. In vielen Regionen stellen die Monate Juni bis Oktober die beste Reisezeit für Elefanten dar, z.B. im Tarangire National Park oder im Ruaha National Park in Tansania oder in Simbabwe im Hwange National Park.

Für Walking Safaris? Die Trockenmonate sind dazu am besten geeignet, vor allem, wenn die Temperaturen im tropischen Winter noch erträglich sind. Juni bis August passen perfekt dafür.

Sie sind liebend gerne am Wasser unterwegs? Der Beginn der Trockenzeit ist am besten, wenn die Pegelstände der Flüsse noch hoch sind. So kommt man sich nicht mit den Hippos ins Gehege, die gegen Ende der Trockenzeit, wenn der Wasserstand niedrig ist, teils schon ganz schön aggressiv sein können.

Sie fotografieren für Ihr Leben gerne? Die Trockenzeit passt vermutlich am besten für Sie. Die Vegetation ist so weit in den Hintergrund getreten, dass die Tiere gut sichtbar sind. Dramatische Farben und Stimmungen sind bei Sonnenauf- und untergang garantiert. Für viele Fotografen haben auch die Regenzeit oder die Green Season ihren Reiz, wenn die Landschaften in saftiges Grün getaucht sind.

Familien mit Kindern? Die Wintermonate Juni bis August sind zu empfehlen. Aufgrund der Trockenheit und der kühlen Nächte schwirren weniger Insekten, u.a. Moskitos, herum und die Gefahr von Malaria oder Dengue-Fieber ist geringer. Außerdem trägt man abends eine Jacke und eine lange Hose, was zusätzlich vor Insektenstichen schützt.

Eine Giraffe nähert sich einer Schirmakazie, darüber hängen dunkle Regenwolken und erste Regenfälle haben bereits eingesetzt.

Regen- und Gewitterwolken zeichnen dramatische Bilder in den Himmel. Für die Kreaturen der Wildnis ist der Regen lebensnotwendig, und in vielen Gebieten kann man trotz Regens gut Wildtiere beobachten. (C) Sameer, Adobe Stock

Mein persönliches Fazit

Glauben Sie nicht alles, was im Internet über Reisezeiten kursiert. Das meiste ist Copy-Paste von Webseiten, die wiederum von anderen Seiten oder Reiseführern abgeschrieben haben. Ist Fakt.

Für mich gibt es nur zwei Gradmesser für die optimale Reisezeit: Ihre persönlichen Vorstellungen von der Safari. Und die Öffnungsmonate der Unterkünfte.