Doppeltes Abenteuer oder Stress pur? Pro und Contra Länderkombinationen
Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe? Das denken sich manche, wenn sie sich an die Reiseplanung für ihr Afrika-Abenteuer machen. Wenn ich schon einmal nach Afrika fliege, dann könnte ich ja gleich zwei Länder besuchen. Klingt plausibel. Aber der Teufel steckt im Detail.
Der Blick auf die Landkarte gibt in den meisten Fällen nicht die richtigen Antworten, denn aus der Ferne und ohne die Gebiete zu kennen, kann man die örtlichen Gegebenheiten nicht beurteilen, z.B. Distanzen, Fahrzeiten, Straßenbeschaffenheiten, Frequenz und Häufigkeit von Inlandflügen oder ganz banal Anbieter von Transfers.
Grundsätzlich muss aber ganz nüchtern festgestellt werden:
Mit dem entsprechenden Reisebudget ist in Afrika alles möglich. A L L E S.
Aber primär soll es in diesem Blogbeitrag darum gehen, was sinnvoll ist, reizvoll und vor allem erlebnisreich ist.

Löwen stehen bei vielen Besuchern ganz oben auf der Wunschliste. Und obwohl es sie in den meisten Nationalparks gibt, bieten nur wenige Parks eine Löwengarantie, z. B. die Serengeti. (C) Adobe Stock, Andreas Edelmann
Was spricht für Kombi-Reisen?
Vielfältige Erlebnisse
▶ Binnen kürzester Zeit kommen Sie in den Genuss vieler verschiedener und teils konträrer Erfahrungen.
Ein klassisches Beispiel hiefür sind die Kombination von Savannenparks (Serengeti, Ruaha National Park in Tansania oder der Masai Mara in Kenia) mit den Wald- und Bergbewohnern von Uganda, den Schimpansen und Gorillas. Indem Uganda (oder Ruanda) und Tansania (oder Kenia) kombiniert werden, erleben Sie vielfältige Lebensräume und Wildtiere: Knochentrockene Savannen einerseits mit Löwen, Leoparden, Elefanten & Co. sowie Bergregenwald mit Schimpansen, Gorillas und anderen Primaten andrerseits.
Highlights abhaken
▶ Wenn Sie zwei Länder kombinieren, gibt es kein Herumeiern, sondern ein gezieltes Herauspicken der Highlights. Die Serengeti enttäuscht nie, egal zu welcher Jahreszeit. Die Gorillas auch nicht, egal wann und wo.
Länderkombinationen führen also dazu, dass gezielt nur außergewöhnliche Highlights angesteuert werden. Unbekannte oder weniger beeindruckende Ziele werden in der Reiseplanung bewusst ausgeklammert.
Was ist der Vorteil eines Highlights? Es enttäuscht nicht.
Was spricht gegen Länder-Kombis?

Großzügige Pufferzeiten sind das A und O einer Reiseplanung in Afrika. Eine laut Fahrplan sechsstündige Zugfahrt kann sich durch unvorhergesehene Umstände schnell mal zu 10 Stunden auswachsen.
1. Logistische Herausforderungen
▶ Man verbringt mehr Zeit mit Logistik, Transfers, Flügen (und Warten) als mit der Tierbeobachtung selbst. Speziell, weil immer ausreichend Pufferzeiten eingeplant werden müssen.
Oft fallen 2-3 Tage nur der Logistik zum Opfer. Es bleibt deshalb weniger Zeit für Erfahrungen und Erlebnisse. Genau diese Zeit würden Sie bei einer Ein-Land-Safari mit Tierbeobachtung oder andere Aktivitäten verbringen.
2. Zusätzliche Kosten
▶ Unterschätzen Sie nicht die Kosten für die Logistik! Ein paar Transfers und ein Flug mehr, und schon kostet die Reise 500 € pro Person mehr.
Manchmal treiben spezifische Ländereigenheiten die Kosten in die Höhe: Tansania und Kenia “schützen” ihren eigenen Tourismus, indem sie keine fremden, touristischen Fahrzeuge ins Land lassen. Diese Art von Protektorismus treibt kuriose wie komplizierte Blüten: Das Fahrzeug, mit dem man in Kenia die Safari gemacht hat, muss am tansanischen Grenzposten, z. B. Isebania, umdrehen und leer nach Nairobi zurückfahren. Gleichzeit fährt der tansanische Guide ebenfalls leer bis nach Isebania und übernimmt die Gäste dort. Kostenmäßig bedeutet dies, dass zwei Fahrzeuge zwar leer durch die beiden Länder gurken, aber dennoch für 2 komplette Tage bezahlt werden müssen. Die Zusatzkosten belaufen sich auf 500-600 €. Nur für diese Rochade.
3. Zu wenig Zeit in den jeweiligen Ländern
▶ Es bleibt verdammt wenig Zeit in den Ländern, um sie intensiv zu erleben. Länderkombis verkürzen den Aufenthalt in den Ländern, machen einen Reiseverlauf hektisch und es bleibt zu wenig Zeit für die Tierbeobachtung oder andere Aktivitäten. Slow Safari geht anders….
Ein Beispiel: Angenommen, Sie machen 13 Nächte/14 Tage Urlaub in Afrika. Die erste Hälfte verbringen Sie in Tansania, die zweite in Uganda. Die erste Nacht verlieren Sie, weil Sie in Arusha nächtigen. Aber weil die Flüge nach Entebbe nicht mit den Inlandflügen in Tansania abgestimmt sind, müssen Sie ebenfalls den letzten Tag und die letzte Nacht in Arusha verbringen. Im Endeffekt bleiben Ihnen 4, vielleicht 4,5 volle Tage auf Safari in Tansania. Diese Zeit reicht für einen, maximal 2 Nationalparks, zumindest wenn Sie 2 Nächte und mehr in einem Park bleiben wollen.
▶ Für Wanderungen, Trekking oder Fly Camping (mit 2 Nächten Mindestaufenthalt) bleibt sowieso keine Zeit. Solche Aktivitäten erfordern Zeit, weil die Anfahrt länger ist oder weil man nur früh morgens los wandern kann.
▶ Für Hidden Gems und wenige bekannte Ecken eines Landes bleibt keine Zeit.
▶ Die erhoffte Entschleunigung und Erholung bleibt auf der Strecke. Kurze Aufenthalte in einem Land sind viel stressiger und anstrengender als ein längerer Verbleib. Sie haben kaum die Möglichkeit, in ein Land tiefer einzutauchen. Vielleicht merken Sie nicht einmal einen Unterschied zwischen den beiden besuchten Ländern!
4. Massentourismus an den Highlights
▶ Wer wenig Zeit hat, konzentriert sich auf die Highlights. Highlights haben in der Regel ein erhöhtes Besucheraufkommen. Nicht meine Vorstellung von abseits vom Massentourismus.
Umso wichtiger ist es, Camps abseits vom Mainstream zu wählen, beispielsweise Walking Camps (mit Walking Safaris) oder isoliert liegende Camps abseits der Hauptpisten.
5. Reisezeiten, die nicht zusammenpassen
▶ Manchmal – aber eher selten – passen Reisezeiten nicht zusammen.
Zum Beispiel: Wenn die Große Migration in der Süd-Serengeti von Januar bis März zu Gange ist, haben Camps in Sambia oder Simbabwe wegen der Regenzeit gar nicht geöffnet. Wenn in Sambia, Simbabwe oder Botswana von Juni bis September wegen der Trockenzeit Hochsaison herrscht, ist es in Südafrika saukalt und zugig.

Für Gebiete, die nicht entlang der ausgetretenen Pfade liegen, haben Sie bei Länderkombinationen keine Zeit. Wie zum Beispiel für den Lake Natron in Tansania. (C) Adobe Stock, Danita Delimont

Bei einer Afrikareise können wir klimaschädliche Emissionen zwar nicht vermeiden, aber wenigstens so klein wie möglich halten. (C) Adobe Stock, Ilona
6. Wenig ökologisch und nachhaltig
▶ Transport allgemein setzt CO2 frei, das ist unbestritten. Je mehr Zeit mit Fahren und Fliegen verbracht wird, desto höher sind klimaschädliche Emissionen. Milchmädchenrechnung.
▶ Allen involvierten Leistungsträgern tun Sie wenig Gutes damit. Viel Aufwand, viel Koordinationsarbeit, viel Ressourcenverschwendung (z.B. Wasser, Benzin, Elektrizität), weniger Profit. Und das in Ländern, wo die meisten Ressourcen, egal ob natürliche oder vom Menschen produzierte, ohnehin knapp sind.
7. Für Familien gänzlich ungeeignet
Wenn Familien mit Kinder unter 16 Jahren auf Safari in Afrika gehen, ist ein abwechslungsreicher Reiseverlauf besonders wichtig. Tagelang nur Pirschfahrten, das nervt (und langweilt) selbst die anpassungsfähigsten jungen Menschen. Nach 500 Elefanten ist es schließlich schwierig, ein Kind für noch mehr Elefanten zu begeistern.
ABER: Abwechslungsreich ist nicht dasselbe wie stressig, hektisch oder überfordernd. Ja, eine bunte Reise nach Afrika mit Tieren, Wandern, Markt- und Dorfbesuchen und Chillen hält Kids bei Laune. Stunden- und tagelange Transfers auf öden Teerstraßen, viel Warterei und Flüge nicht.
Wann befürworte ich eine Länderkombi?
Manchmal gibt es Reisewünsche, für die sich Länderkombinationen – trotz aller Nachteile – anbieten:
▶ Wenn Sie 3 oder 4 Wochen in Afrika verbringen und Ihnen ausreichend Zeit und Budget für die Logistik zur Verfügung stehen.
▶ Wenn Sie Strand an die Safari dranhängen und insgesamt mindestens 14 Nächte für die Landleistungen in Afrika zur Verfügung haben, dann stehen die zusätzlichen Kosten und Zeit in Relation zum Erlebnis- bzw. Erholungswert.
In solchen Fällen können Sie Sambia mit dem Lake Malawi, den Großraum Kruger National Park mit Mosambik, Simbabwe mit Mosambik oder Uganda mit Sansibar oder Mafia Island kombinieren.
▶ Wenn Ihre Reisekasse so gut bestückt ist, dass Sie sich Charterflüge leisten können und wollen. Ist nicht unbedingt klimafreundlich, aber mit Charterflügen minimieren Sie den Zeitaufwand, um von A nach B zu kommen.
▶ Wenn Gebiete in zwei verschiedenen Ländern leicht zu kombinieren sind, weil die Distanzen kurz sind. Beispielsweise die Victoria Falls in Simbabwe und das Okavango Delta in Botswana. Oder Kigali (Ruanda) mit Lake Mutanda oder Nkuringo in den Bwindi Mountains (Uganda). Leider ist das in nur sehr wenigen Fällen der Fall.

Safari und Strand in unterschiedlichen Ländern kann ich gut vertreten, weil man am Wasser mehrere Nächte an einem Ort bleibt und Zeit zum Verschnaufen hat. (C) Lion Camp/Sambia, Adobe Stock/Stefan Becker
Mein Fazit
Für mich spricht viel mehr dagegen als dafür spricht.
In meinen Augen passiert bei viel zu ambitionierten Kombi-Reisen folgendes: 1. Ihr Erlebnis in Afrika wird geschmälert und 2. man würdigt nicht die Vielfalt der Länder.
▶ Im Eilzugstempo durch ein afrikanisches Land zu hirschen, beraubt Sie intensiver Eindrücke und ungeahnter Einsichten. Außerdem sind solche Reisen ermüdend, unvorstellbar ermüdend, selbst wenn sie nur zwei Wochen unterwegs sind. Am Ende ist man erschöpft, von den vielen Eindrücken und den Strapazen, obwohl man eigentlich erholt sein sollte.
Eine Safari in einem Land ist schon anstrengend genug, sich zwei Länder binnen 14 Tagen „aufzuhalsen“, lässt keine Zeit zum Verschnaufen. Aber sind Sie nicht gerade deshalb nach Afrika geflogen, um Abenteuer zu erleben, aber sich gleichzeitig auch zu erholen? Überschätzen Sie nicht Ihre Kräfte – und unterschätzen Sie nicht, wie anstrengend Reisen in Afrika ist.
Deshalb plädiere ich inständig für Slow Travel. Ich garantiere Ihnen, dass entschleunigtes Reisen in Afrika viel intensivere Emotionen und Erinnerungen als ein „Quickie“ kreiert.
▶ Jedes Land ist für sich gesehen einzigartig. Jedes Land bietet eine Myriade von unterschiedlichen Eindrücken und Erlebnissen.
Klar, dafür muss ein Reiseveranstalter die Destinationen in- und auswendig kennen, um spannende, vielseitige und eindrückliche Safaris konzipieren können. Genau so verstehe ich meine Arbeit als Reiseveranstalterin: Ich bin mit meinen Destinationen so vertraut, dass ich Ihnen im Handumdrehen Safaris von 14, 20 oder gar 30 Tagen konzipieren kann. Zwar decke ich vergleichsweise wenige Länder ab, aber dafür gehe ich pro Land in die Tiefe.
Manche Länder sind sie vielfältig, dass 3 Urlaub nicht ausreichen, alles zu entdecken.