Viel weiß man nicht über Mosambik. Oder geht es Ihnen anders?
Während wir in Tansania lebten, blieb Mosambik so etwas wie ein weißer Fleck auf der Landkarte. TansanierInnen haben im Alltag wenig Berührungspunkte mit Mosambik. Mit anderen Nachbarländern hatten (und haben) sie hingegen tagtäglich zu tun: Lebensmittel, Textilien oder Maasai-Zubehör kommen aus Kenia, die Bahn fährt von Dar es Salaam nach Sambia, Überlandtransporte in LKWs gehen nach Malawi oder Sambia, kongolesische Geschäftsmänner reisen nach Dar es Salaam oder Arusha, um Geschäfte zu machen, kenianische Manager sind in Camps beschäftigt.
Auch wir blieben auf Abstand zu Mosambik.
Die Überquerung des Ruvuma River stellte eine Hürde dar, außerdem riet man uns vom Norden ab, den wir aber geografisch nicht ausklammern konnten, wenn wir auf dem Landweg den Süden erreichen wollten. Also verzichteten wir auf Mosambik, was uns nicht weiter schwerfiel. Schließlich boten sich sieben andere Nachbarländer für abenteuerliche Erkundungen an (warum wir nur in die Nachbarländer reisen konnten, erfahren Sie hier).
Na gut, Kongo war nicht unbedingt unsere erste Wahl, aber Kenia, Malawi, Sambia und Uganda standen hoch im Kurs.
Endlich, vor einigen Jahren, schafften wir es nach Mosambik. Bei diesem einen Mal blieb es glücklicherweise nicht.
Denn seitdem ist Mosambik mein geheimer Sehnsuchtsort – wenn ich mich nach Meer sehne.
Warum eigentlich?
Ja, warum eigentlich Mosambik?
1. Kilometerlange, breite Strände …. (oft) ohne eine Menschenseele
Das ist nicht bloß ein Werbeslogan. Oder eine Verkaufstaktik. Oder ein Instagram-Fake. Nein, es ist die reine, unschuldige Wahrheit.
Natürlich nicht überall, aber ich erinnere mich an (das bei Backpackern beliebte) Tofo, wo wir einen zweistündigen Spaziergang machten, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Nicht einmal Fischer. Oder an Anvil Bay, das in einem Naturschutzgebiet liegt und wo es weder Dörfer noch andere Unterkünfte gibt. Oder an die Travessia Beach Lodge, ebenfalls abgeschieden mit einsamen kilometerlangen Stränden.
Nicht überall ist es vollkommen einsam, aber selbst an einem Küstenabschnitt mit mehreren Hotels sind wohltuend wenig Touristen anwesend (und die, die da sind, mögen’s ruhig und zurückgezogen).
2. Keine Beachboys
Man mag zu den Beachboys stehen, wie man will. Die einen verteidigen sie und sagen, dass sie „nur“ ihren Lebensunterhalt bestreiten. Stimmt natürlich. Aber Fakt ist, dass sie (leider oft) unangenehm bis penetrant auftreten. Dieses Phänomen habe ich (bis dato) nirgendwo in Mosambik nicht beobachtet.
Gründe dafür mögen sein: weite Wegstrecken, die die jungen Männer zwischen den Hotels absolvieren müssten, keine Club-Hotels so wie in Sansibar oder Malindi, wo ganze Anlagen nur von Italienern oder Briten okkupiert werden, die einem Plausch oder gar mehr nicht abgeneigt sind. Keine jungen Gap-Year-Studentinnen, die den jungen Männern den Kopf verdrehen und exotische Abenteuer suchen.
Als Beach Boy seinen Lebensunterhalt zu verdienen, lohnt sich ja nur, wenn es viele Hotels auf engem Raum mit vielen Besuchern gibt, die bei Ausflügen sparen wollen. Diese Voraussetzung ist an keinem einzigen Strandabschnitt in Mosambik gegeben.
3. Einheimische, die von Touristen (noch) unbeeindruckt sind
Nicht, dass sich Einheimische und Touristen aus dem Weg gehen, aber es gibt ein freundliches, (wohltuend) distanziertes Miteinander. Man grüßt sich, wechselt ein paar Worte (so es die Sprachbarrieren zulassen), tauscht Waren oder Dienstleistungen aus, und geht dann wieder getrennte Wege. Selbst als allein reisende Frau wurde ich nirgendwo angemacht oder zum Heiraten aufgefordert, wie leider weiter nördlich an der ostafrikanischen Küste üblich.
Was mich persönlich schmerzt, sind die Sprachbarrieren, die mir weniger Austausch mit den Menschen erlauben als anderswo in Afrika. Englisch wird gerade mal in den Tourismusbetrieben rudimentär gesprochen, aber außerhalb nicht. Im Norden des Landes könnte ich mich wenigstens mit Swahili behelfen, aber in den südlichen Landesteilen sollten Sie ein paar Worte und Sätze in Portugiesisch parat haben.
4. Wunderbar ungekünstelte Unterkünfte
Ungekünstelt, das ist das Wort, das mir am ehesten bei den Unterkünften einfällt. Mit Charakter. Mit Persönlichkeit. Einzigartig. Unprätentiös. Manchmal recht rustikal. Echte Unikate.
In den meisten Fällen aufgebaut mit Herzblut und Erspartem von Privatpersonen, die sie betreiben, sofern sie einen langen Atem haben und mit der Mentalität zurande kommen. Für internationale Hotelketten, die auf jedem Kontinent Häuser betreiben, die überall gleich aussehen, ist Mosambik (noch) nicht lukrativ genug.
Die mosambikanischen Hotels und Strandlodges zelebrieren ihre Einzigartigkeit. Weiter nördlich an der ostafrikanischen Küste gehen hingegen viele Hotels im Einheitsbrei unter, wo nicht mehr der Charakter der Eigentümer, sondern das schnelle Geld im Vordergrund stehen. Nicht so in Mosambik. Dem internationalen Standard mögen viele Unterkünfte nachhinken, aber wenigstens sind alles andere als austauschbar.