„Ich will aber keine Luxus-Safari,“ bekomme ich oft zu hören.
Dekadenz. Daran denken wir intuitiv bei hohen Reise- und Hotel-Preisen. Silberlöffelchen, Champagner zum Check-In, goldene Armaturen, perfekt dekantierter Rotwein, Service-Personal mit weißem Schürzchen. Wenn Sie das suchen, wird Sie Afrika (außer in der Luxus-Lodges) enttäuschen.
Natur. Stille. Weite. Das bedeutet Luxus nämlich in Afrika. Wildnis, möglichst naturbelassen. Tiere. Sternenhimmel, an dem die Milchstraße zu sehen ist. Schlafen unterm Sternenhimmel. Pirschwanderungen, ohne Motorengeräusche, und zwar stundenlang.
Grün ist das neue Gold – die Natur.
Aber: Je weiter weg von Infrastruktur und je näher dran an der Wildnis, desto teurer ist es, überhaupt ein Camp zu betreiben. Ausstattung, Service oder Schnickschnack kommt erst danach zum Tragen.
Hier habe ich einige triftige Gründe für die hohen Safari-Kosten zusammengetragen:
1. Einnahmen nicht ganzjährig
Wegen des Regens (der Regenzeiten) können viele Camps nur 6 oder 7 Monate pro Jahr geöffnet halten. Die Kosten für Personal, Instandhaltung, Lizenzen, Steuern, Concession Fees, etc. fallen aber ganzjährig an.
Das gilt nicht unbedingt für Tansania oder Uganda, aber in jedem Fall für Sambia oder Simbabwe.
2. Eine Frage der Lage
Liegt das Camp in einem Nationalpark? (Und zwar wirklich innerhalb der Parkgrenzen – und nicht knapp außerhalb.) Solche Camps haben viele höhere Abgaben und Gebühren an die Nationalparkbehörden zu löhnen. Kosten, die sich außerhalb von Parks gelegene Camps ersparen.
Pachtet das Camp eine eigene Concession? Dann bedeutet dies Mehrkosten von mehreren hunderttausenden US-Dollars (!) pro Jahr.
Welche Infrastruktur existiert? Im Busch muss Infrastruktur erst teuer geschaffen werden: Generatoren, teure Sonnenkollektoren, Bohrlöcher für Wasser, Pisten sowie Maschinen zur Pistenerhaltung (inklusive Fuhrpark).
Ein leistungsfähiger Solarpark hat schon mal Anschaffungskosten von 50.000, 60.000 USD und mehr …
Wie funktioniert die Versorgung mit Lebensmitteln oder Baumaterial? Ein Camp, das nah an einer geteerten Hauptstraße liegt, tut sich leicht. Aber was ist mit einem Camp tief im Nationalpark? Eigene Trucks und Versorgungsfahrzeuge, zusätzlichen einen Traktor, um die Versorgungsfahrzeuge bei Regen aus dem Dreck ziehen zu können. Fahrzeuge weisen einen höheren Verschleiß an Ersatzteilen auf, weil die Fahrzeuge länger auf schlechten Pisten kurven müssen.
Personal und Personalkosten? Camps und Lodges in der Stadt finden leichter gutes Personal, weil viele Menschen generell lieber in Städten wohnen. Draußen im Busch fordern die Angestellten höhere Löhne, damit sie bereit sind, fernab ihrer Familien und der Freuden städtischer Zerstreuung zu leben.
Und Sie? Ihre Kosten, um ein abgelegenes Camp zu erreichen, schlagen ebenfalls zu Buche. Sobald Sie fliegen müssen, steigen die Reisekosten sprunghaft an.
3. Naturschutz und Partizipation kostet
Die Diskussion ähnelt jener um Biofleisch.
Klar, KonsumentInnen wünschen sich Biohendln und Rindfleisch aus der Region. Sagen sie zumindest in Interviews. Aber die Verkaufszahlen in den Supermärkten und das Fleischhacker(=Metzger)-Sterben sprechen eine andere Sprache.
Ja, Gäste wünschen sich eine intakte Natur mit Wildtieren in rauen Mengen. Und natürlich sollen die Menschen vor Ort auch vom Tourismus profitieren. Dass das in Afrika auch nicht zum Nulltarif funktioniert, muss logisch sein.
Wie partizipieren Anrainer? Häufig in Form einer Bednight Levy, also einer Art Kurtaxe. 50 USD pro Nacht und Person sind da üblich, die die Dörfer für Infrastruktur, Schulen, Schulgeld oder medizinische Versorgen verwenden. Viele Betreiber von Unterkünften zahlen zwar keine levies, aber investieren in lokale Projekte, die mit der Dorfbevölkerung abgesprochen sind.
Naturschutz gibt es ebenso wenig zum Nulltarif. Ranger wollen ordentlich entlohnt werden. Wer riskiert schon gerne sein Leben im Kampf gegen die Wilderer und lebt freiwillig weit weg von seiner Familie? Es braucht Waffen, Fahrzeuge, ein Flugzeug oder zwei. Viele Ranger, Naturschutz ist personalintensiv, wenn Gebiete, so groß wie Bundesländer geschützt werden sollen. Pisten müssen instandgehalten werden.
4. Ausstattung eines Camps
Nicht maßgeblich, aber dennoch am Rande beeinflusst die Ausstattung eines Camps oder einer Lodge den Nächtigungspreis.
Chinesischer Ramsch hält den harschen Bedingungen (Hitze, Regen, hohe Temperaturen im Sommer, kalt im Winter) nicht länger als ein halbes Jahr stand. Deswegen kaufen viele Campbetreiber Sanitärausstattung, Geschirr, Textilien, Bettwäsche, Bodenbeläge, etc. in Südafrika, Dubai, Mauritius oder Nairobi.
Haltbare, hochwertige Holzmöbel haben ihren Preis. Man braucht einen Tischler, der sein Handwerk versteht, der Holz lange genug trocknen lässt (damit es sich nicht innert kurzer Zeit verzieht) und der widerstandsfähiges, teures Hartholz verwendet.
Pools treiben Kosten nach oben. Teure, importierte Chemikalien und kundige Poolboys. Süßwasser muss häufig von weither transportiert werden
Alles, was mit Fahrzeugen zu tun hat, ist teuer, u. a. Ersatzteile, Sprit oder auch die Umrüstung (auf die aufklappbaren Dächer oder die offenen Seitenteile). Die Liste der laufenden Reparaturarbeiten an den Fahrzeugen ist nicht enden wollend. Ständig ist man am Reparieren, Ersetzen, Optimieren.
Der Zimmerpreis entscheidet darüber, wie viele Fahrzeuge sich ein Camp leisten kann und wie viele Personen auf einer Pirschfahrt ins Fahrzeug gepfercht werden. Teurere Camps haben mehr Fahrzeuge und haben maximal 6 Personen (oft auch nur 4) in einem Fahrzeug. Preiswertere Camps besetzen ein umgerüstetes Safari-Fahrzeug mit 3 Sitzreihen à 3 Sitze vollständig mit 9 Gästen.
5. Größe und Zugehörigkeit der Camps
Kleine Camps in Privat-Eigentum mit 4, 6 oder 8 Zelten müssen anders kalkulieren als Großhotels mit 50, 60 Zimmern oder mehr.
Es ist nicht anders als bei Saturn oder Amazon: Je größer, desto billiger.
Hotelketten haben’s gut. Ein gut gehendes Camp kann Verluste eines anderen Camps ausgleichen. Kleine Familienbetriebe, die sich den Bau einer Lodge vom Mund absparen, können Verluste aber nicht auf andere „Produkte“ im „Portfolio“ abwälzen. Man muss also anders kalkulieren: Etwaige Buchungsflauten, halbleere Camps in Nachsaison-Monaten oder Tourismuskrisen müssen von vornherein in die Preisgestaltung einfließen. Dadurch sind die Preise von solchen Unterkünften sehr häufig höher als von Ketten.