Der erste Elefant

Einen gewaltig großen Elefanten zu sehen, der direkt vor dem Fahrzeug die Piste kreuzt, ist nicht nur für Kinder ein unbeschreibliches Erlebnis.

Als die kleine Cessna im Staub der Piste immer kleiner wird, fahren wir los.

Die drei Geschwister (8, 10 und 12 Jahre alt) sind mitgenommen vom unruhigen Flug, besonders der Kleine. Aber lange hält die Erschöpfung nicht an. Seht Ihr die Geier auf den Bäumen und am Boden? fragt der Guide. Da gibt es wahrscheinlich ein totes Tier.

Gleich zwei tote Jung-Elefanten finden wir. Wahrscheinlich an Schwäche oder einem Hitzschlag verendet, meint Washington, unser Guide. Sowas passiere häufig, gerade im Oktober in Simbabwe, wenn die Tiere viele Kilometer zwischen Wasser und nährstoffreicher Nahrung zurücklegen müssen. Die Jungtiere schaffen es dann oft nicht.

Die älteren Kinder nicken verständnisvoll, nur der Kleine ist noch grün im Gesicht. Vielleicht noch vom Flug?

Eine Herde Impalas hüpft frech über die Straße.

Wow! Hast Du das gesehen? Hast Du sie fotografiert? überschlagen sich die Stimmen von hinten.

Auf dem Ast eines blattlosen, tot wirkenden Mopane-Baumes sitzt ein schwarz-weißer Vogel mit einem markanten, gelben Schnabel. Ein Gelbschnabeltoko, erklärt der Guide. Ratlosigkeit macht sich breit.

Washington zieht einen Trumpf aus dem Ärmel: Das ist Zouzou aus „Der König der Löwen“.

Ach, echt? Mah, so niedlich! Hast Du ihn schon fotografiert?

Vielleicht nicht immer ein schöner Anblick, aber tote Tiere und Geier gehören auf Safari ebenso dazu wie stolze Löwen oder majestätische Elefanten.

Ein scheues Steinböckchen verharrt im Dickicht. Ein Impala! schallt es von hinten. Nein, nein, korrigiert der Guide. Nicht alles auf vier Beinen mit einem braunen Fell ist ein Impala. Alle lachen.

Das Eis ist gebrochen, Safari macht ziemlich viel Spaß, auch weil der Guide sich gut auf die Kinder eingestellt hat.

Da, da, siehst Du den bunten Vogel! Ja, boah, voll schön! Hast ein Foto gemacht? Das hübsche Vögelchen, eine Gabelracke, posiert geduldig, so als ob es wüsste, dass die Mädels noch ein bisschen Übung mit der Kamera brauchen.

Es braucht einige Pirschfahrten, bis man Dreh heraus hat und zwischen einem Steinböckchen (steenbok) und einem Impala unterscheiden kann.

Die Begeisterung von Kindern auf Safari ist ansteckend. Jedes Lebewesen wird zelebriert, so klein es auch sein mag. Erfrischend!

Endlich Elefanten. Wo? Wo? Na da! Siehst Du sie nicht, sind eh so groß! In der Ferne, gut getarnt hinter struppigen Mopanewäldern, marschiert eine große Herde, sicher 30 Tiere, zielstrebig zum Wasser. Immer, wenn sie stramm im Gänsemarsch laufen, dann haben sie etwas Wichtiges vor, erklärt Washi. Meistens treibt sie die Matriarchin an, schnellstmöglich zum Wasser zu kommen.

Wir sollten schon längst im Camp zum Lunch sein, deshalb fährt der Guide etwas schneller.

Zebras! brüllt die Älteste von hinten. Washington hat sie doch glatt übersehen. Jetzt ist sie mächtig stolz, dass sie sie gespottet hat.

Elefanten, Elefanten, die Aufregung kennt keine Grenzen. Diesmal sind sie viel näher, nur ein paar hundert Meter von uns entfernt.

Washington stellt den Motor ab. Schschhh, schhhh! Er steht auf, dreht sich nach hinten. Ihr müsst leise sein, sonst laufen sie weg. Man merkt es den Kindern an, dass sie sich kaum unter Kontrolle halten können, aber sie geben ihr Bestes. Wir fahren näher ran, die Stimmen werden lauter. Schschschhhhh! tönt es von vorne. Es kostet sie viel Beherrschung, ihrer Begeisterung nicht lautstark Ausdruck zu verleihen.

Drei Elefantenkühe mit Jungen, eines macht ein Nickerchen, erschöpft von den langen Wegen. Herden mit Jungtieren sind unberechenbar, das weiß Washington, und erinnert die Kinder immer wieder an Schschschhhh!

Niedliche Elefanten-Babies bergen immer die Gefahr von Elefanten-Mamas mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt. Lieber einen weiten Bogen um sie machen!

Wir sind im Camp angekommen, werden willkommen geheißen. Sehnsüchtig linsen sie auf die köstlich duftenden Burger. Vor dem Camp suhlen sich Elefanten vergnüglich im Schlamm. Was ist spannender? Es gewinnen die Elefanten.

Schau mal, wie groß die sind! Und hast Du gesehen, wie sie mit dem Rüssel Staub draufmachen? Die Burger müssen noch warten. Aber nicht mehr lange. Denn Safaris machen hungrig.

Hungrig wie Löwen, lacht Washington und setzt sich zu den Kindern an den Tisch.

Während meiner Reise durch Simbabwe im Oktober und November 2022 begleitete ich eine Familie mit drei Kindern auf einer Pirschfahrt. Ihre Begeisterung für die Tiere rührte mich. Ich musste die herzerfrischenden Erlebnisse mit den Kindern einfach niederschreiben. Nichts im Blog ist erfunden, alles hat sich wirklich so zugetragen. Ich brauchte nur meine Lauscher spitzen und den Stift zücken. 

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