Vergessen Sie alles, was Sie jemals über Simbabwe gehört oder gedacht haben. Das Bild, das die Medien in unsere Köpfe gepflanzt haben, deckt sich nur in homöopathischen Dosen mit der Realität.
Ja, natürlich, Mugabes Schreckensherrschaft hat viele Menschen – schwarz und weiß – in den Ruin getrieben. Aber wissen Sie, dass der momentane Machthaber noch viel schlimmer als der Alte agiert? Als schillernde Persona non grata mit markigen Sprüchen lieferte Mugabe den Journalisten zwar Steilvorlagen, aber der Neue ist um nichts besser.
Nur aus den Medien hält er das Land raus. Und die Journalisten spielen brav mit. Ihnen verdanken wir das im Westen geläufige Bild von Afrika. Und das von Simbabwe auch.
„Wir haben schon viel Schlimmeres durchgestanden. Wir schaffen auch das.“
Das höre ich so oft in Simbabwe. Ungebrochen, der Kampfgeist. Kämpfen ist in der DNA der Zimbos, wie sie sich selbst nennen. Die positive Grundhaltung spüre ich überall. Im Dorf Dete bei Hwange. In Harare im Supermarkt. In Vic Falls im Taxi. In Gonarezhou am Gate. In Great Zim vom Guide. In Bulawayo im Restaurant.
Ich treffe auf Menschen, die unter Mugabe alles verloren haben, ihr Haus, ihre Firma, ihre Felder. Die einfach am nächsten Tag wieder aufgestanden sind, in die Hände spuckten und bei null begannen.
Ähnlich geht es dem Tourismus. Ab dem Jahr 2000, als Mugabes Landreform empörte Wellen in den internationalen Medien schlug, blieben die Touristen aus. Aber sie machten weiter. Erst seit einigen Jahren geht es wieder mit dem Tourismus bergauf… Meiner Meinung nach viel zu zögerlich. Andererseits ist es auch gut so.
So ist Simbabwe wenigstens (noch nicht) dem Massentourismus preisgegeben.
Aber was genau macht Simbabwe so besonders?
1. Die Guides
Eine gewagte These, aber nicht ganz von der Hand zu weisen: Simbabwe hat die besten Guides Afrikas.
Oder anders formuliert: Nirgendwo in Afrika ist die Ausbildung der Guides intensiver als in Simbabwe. Ein fully licensed Pro Guide hat eine beinharte, praxisbezogene und vor allem eigenverantwortliche Ausbildung hinter sich, die mehr als 4 oder 5 Jahre dauert (und in vielen Fällen sogar deutlich länger) und mit einer anspruchsvollen Praxis-Prüfung endet. Eine Woche lang wird in einem Nationalpark ein Busch-Camp simuliert.
Fully licensed Guides sind dementsprechend gut entlohnt und unerlässlich für Camps, die Walking Safaris anbieten.
2. The beauty of concessions
Camp-Betreiber erwerben durch eine üppige, jährliche Gebühr ein exklusives Nutzungsrecht für ein bestimmtes Gebiet in einem Nationalpark oder bei einer Dorfgemeinschaft. Anderen Camps oder Fahrzeugen ist der Zutritt nicht gestattet.
Für Safaris ohne Autokolonnen und Massentourismus ein Segen.
Manchmal müssen Aufgaben des Natur- und Tierschutzes übernommen werden. Oder die Dorfbewohner kompensiert werden. Oder in den Tourismusbetrieb integriert werden.
Die Konsequenz für Camps: höhere Kosten. Unbenommen aber auch mehr Erlebnis für die Gäste.
3. Elefanten in Hwange National Park
In 20 Jahren auf Safari im östlichen und südlichen Afrika habe ich schon viel gesehen. Abertausende Elefanten im Tarangire National Park, die sich im Oktober bei den Silale Swamps einfinden. Panische Elefanten im Selous Game Reserve, die uns 5 km lang ohne Unterlass verfolgten. Eine nervöse Breeding Herd im Luambe National Park, die uns dank des günstigen Windes trotz knapper Entfernung nicht über den Haufen trampelte.
Aber nichtsdestotrotz spielen die Elefanten im Hwange National Park in einer anderen Liga.
Hunderte Elefanten, die an einem heißen Oktober-Nachmittag gierig aus dem Pool saufen, fein säuberlich orchestriert durch die Leitkuh, die darauf achtet, dass jeder an die Reihe kommt.
Oder die unbeschreibliche Geräuschkulisse, wenn hunderte, ja tausende Elefanten während des Dinners den Pool leerschlürfen.
Ein Scharren, Prusten, Brüllen, Trompeten, Schlürfen der Superlative…
4. Partizipation der Menschen
Sie sind dünn gesät, die Erfolgsgeschichten, aber umso ermutigender sind jene, die funktionieren.
Wie beispielsweise Gonarezhou National Park. In den 1970er-Jahren wurden die Anwohner zwangsumgesiedelt, damit der Nationalpark eingerichtet werden konnte. Sie verloren das Land ihrer Ahnen, die Felder, ihre Häuser, alles. Deshalb torpedierten sie viele Jahre die staatlichen Bemühungen um den Natur- und Tierschutz. Für sie ein klares Unrecht: Der Staat verdiente an ihrem Land Geld, sie aber schauten durch die Finger. Bis Clive Stockil Anfang der 1980er-Jahre intervenierte und sich eine gemeinsame Vision entspann, von der bis heute Anwohner und Park profitieren.
Die Anwohner erhalten Einnahmen aus den Buchungen (von jedem belegten Bett), die ein Komitee verwaltet und zum Wohle aller einsetzt. Die Anwohner haben ein Vorrecht auf Arbeitsplätze in den Unterkünften des Parks und die Dorfgemeinschaften erhalten Einnahmen aus Jagdtourismus aus umliegenden Gebieten.
Kurz: Alle profitieren von der Zusammenarbeit, der Park verzeichnet mittlerweile ständig wachsende Zahlen an Wildtieren.