Kilometerweit am Strand laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen (außer vielleicht einem Fischer).
Der Welt entsagen. Meditieren mit Meeresrauschen im Ohr, und zwar live. Mit dem Wellenschlag Blickduell spielen. Luftschlösser bauen. Den Sand durch die Zehen rieseln lassen.
Absolute Entspannung sieht für mich genauso aus. Aber solche Strandjuwele liegen nicht mal um die Ecke. Nicht mehr. Traumstrände abseits vom Massentourismus wollen erobert werden, sie sind nicht leicht zu haben. Aber sie sind jeden Cent und Aufwand wert.
Sie fragen sich vielleicht: Warum ist Sansibar nicht dabei?
Weil Sansibar längst dem Massentourismus preisgegeben wurde. Ja, es gibt sie noch, die weniger überlaufenen Abschnitte, aber oft sind das (für Beach Boys und Strandverkäufer) schlecht zugängliche Hotels auf Klippen.
Die paradiesischen, kilometerlangen Sandstrände sind längst schon zugebaut.
Fanjove Island, Tansania
Faulenzen, Lesen, im Wasser plantschen. Heute eine Dhow-Fahrt in den Sonnenuntergang, morgen Sandbank-Picknick. Schnorcheln. Die kleine Insel umrunden, zu Fuß selbstredend. Auf mich selbst reduziert, einfach wunderbar. Coconut crabs (dt.: Palmendiebe) beobachten, die (vom Aussterben bedrohten) massiven Landeinsiedlerkrebse mit ihren Riesenscheren. Kayak fahren, Delfinen begegnen. Abends im alten, deutschen Leuchtturm speisen. Erbaut 1894 steht in deutscher Sprache über seiner Pforte. 10 extra-schicke High-End Beach Villas (Ende 2022 komplett renoviert). Mich vom funkelnden Sternenhimmel in den Schlaf tragen lassen. Kein Halligalli, nur das Wasser, der Strand und ich.
Unbewohnt und vollkommen naturbelassen liegt Fanjove Island 24 km vor dem tansanischen Festland. Naturnah, ein klein wenig abenteuerlich, einfach unvergesslich.
Anreise: Erreichbar nur per Boot nach einem Inlandflug nach Songo Songo.
Kaya Mawa auf Likoma Island, Malawi
Am südlichsten Zipfel von Likoma Island im Lake Malawi liegt ein Ort wie aus dem Urlaubs-Erholungs-Märchenbuch. Wunderbar feinfühlig gestaltet, kreativ, einzigartig. Malerische Steinformationen. Ungewöhnliche, massive Baobabbäume. Der gelblich-braune Sandstrand knirscht beim Gehen. Die Frauen, die uns entgegenkommt, winken freundlich. Die Jüngsten kichern verlegen.
Ja, allein ist man nicht auf Likoma Island, einer 15 km2 großen, bewohnten Insel (10.000 Einwohner). Aber das tut dem Charme keinen Abbruch. Das Eiland hat das gewisse Etwas.
Kaya Mawa erfüllt alle meine Ansprüche an Erholung. Kreative, stimmungsvolle Zimmer mit Blick aufs Wasser. Idyllische Strandbuchten. Romantische Candlelight-Dinner am Strand. Faulenzen zwischen Steinformationen. Ein Spa auf einer Mini-Insel. Lange Spaziergänge, quer über die Insel in die Dörfer oder am Strand entlang. Quatschen und Schäkern mit den Inselbewohnern. Komfort, ohne abgehoben rüberzukommen. Haufenweise Aktivitäten wie Schnorcheln, Tauchen, Radfahren, Kayaken, Segeln oder Kitesurfen.
Aber am liebsten sitze ich einfach nur auf meiner Veranda und inhaliere den Blick aufs azurblaue Binnenmeer.
Anreise: Erreichbar nur per Inlandflug von Lilongwe.
Travessia Beach, Mosambik
Ich muss gestehen: Es war nicht Liebe auf den ersten Blick (wahrscheinlich bin ich einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden). Aber der zweite Blick belehrte mich eines Besseren.
Dabei hat Travessia alles, was ich persönlich mag: Schwer zugänglich (eine tiefe Sandpiste führt zur Lodge, was bedeutet, dass weder Tagesgäste noch Schnell-Mal-Schauen-Gehen-Selbstfahrer keinen Zugang haben). Ungewöhnliche, kleine Anlage, in der die einzelnen Chalets und die Gebäude auf Sanddünen gebaut wurden, die über Brücken und Plattformen miteinander verbunden sind. Viel Privatsphäre. Einfache, rustikale Chalets mit Blick aufs Meer und bewundernswerter Ökobilanz. Kokospalmen wiegen sich im Wind.
Aber das Allerbeste: der Strand. Menschenleer, wie leergefegt. Kilometerweit. Aufgetürmte Sanddünen. 2 Stunden in die eine und 2 Stunden in die andere Richtung gelaufen und keiner Menschenseele begegnet, kein Dorf passiert, nichts. Der Welt den Rücken kehren, wenigstens für ein paar Tage.
Anreise: Straßentransfer von Vilanculos oder Inhambane
Anvil Bay, Mosambik
Die Anfahrt ist mühsam. Zuerst auf dem gut ausgebauten N1-Highway, dann zweigt der Fahrer bei der Entrada de Futi in den Maputo National Park. Diesen zu durchqueren dauert auf der tiefen, hügeligen Sandpiste voller Schlaglöcher gefühlt eine Ewigkeit. Die Verständigung mit dem Fahrer klappt auch nicht so recht, er spricht nur Portugiesisch, ich aber nicht. Es vergehen ruhige, knappe 4 Stunden, bis ich endlich Meeresluft schnuppere. Aber die hat es in sich. 10 km in Richtung Norden, 6 km in Richtung Süden. Keine andere Lodge, kein Dorf, keine Fischer.
Nur Strand, Ende nie.
Weil das Gebiet durch den Nationalpark geschützt ist. Der erschwert die Anfahrt zwar, sorgt aber gleichzeitig für die wirklich total abgeschiedene Lage.
Die rustikalen, heimeligen Chalets der Öko-Lodge mit viel Holz und Platz passen genau zum Ort.
Anreise: Straßentransfer von Maputo oder Helikopterflug
Ushongo Beach, Tansania
Lange Zeit glaubte man, dass Ushongo Beach zum zweiten Sansibar würde. Dem war (möglicherweise zum Glück) nicht so. Nachdem die ersten, einfachen Beach Lodges Anfang der 2000er-Jahre entstanden sind, pilgerten vornehmlich Individualisten und in Tansania lebende Expats dahin. Selbst während Corona, als Sansibar bei osteuropäischen und russischen Urlaubern boomte, blieb der Ushongo Beach menschenleer (sehr zum Leidwesen der Hotelbetreiber).
Die größte Herausforderung? Die Anreise, der erhöhte Zeitaufwand, die erhöhten Kosten durch zusätzliche Inlandflüge und möglicherweise die fehlende Infrastruktur. Auch ist der Strand nicht ganz so blütenweiß wie in Sansibar. Vielleicht schreckt die Touristen ab, dass der kilometerlange Strand naturbelassen ist. In Monaten mit viel Wind und Strömung bedeutet dies Seegras und Unrat am Strand.
Wermutstropfen: Leider keine hochwertigen Unterkünfte (momentan).
Anreise: Straßentransfer von Arusha/Usambara Mountains/Dar es Salaam oder per Inlandflug