Paniert wie ein Wiener Schnitzel. So fühle ich mich, als ich mich nach zweieinhalb Stunden wildem Ritt auf der roten Sandpiste aus dem Geländewagen schäle. In jede Ritze dringt der feine, rote Sand. Später in der Dusche denke ich schmunzelnd an Psycho, als ich orange-rotes Rinnsale im Abfluss verschwinden sehe. Herrlich, wieder einmal ein Dreckspatz sein zu dürfen!
Hodi Hodi? Karibu!
(„Ist jemand zu Hause?“ „Herzlich willkommen!“)
Der Hauptzugang ist per Geländewagen von Iringa aus erreichbar. Eine Handvoll Camps hat sich davor, außerhalb der Parkgrenzen, angesiedelt. Das hochwertigste unter ihnen, das Hodi Hodi Bush Camp, liegt der Zufahrtsstraße abgewandt hinter dem markanten Bergrücken, dem Western Rift Valley.
Die massiven Makuti-Dächer kühlen wunderbar in den heißen Monaten, der Pool ebenso. Simple Bush Chic mit Traumaussicht, würde ich sagen. Nicht zu viel Klimbim, aber auch nicht zu wenig. Genau richtig. Zum Gate sind es noch knapp 19 km, ein Klacks.
Entgegen meiner Empfehlung, außerhalb der Nationalparkgrenzen zu nächtigen, würde ich beim Hodi Hodi keine Sekunde zögern.
Aus zwei Gründen: 1. Es gibt keinen Stau bei der Einfahrt in den Park mangels Besucher und Unterkünfte. 2. Das Hodi Hodi liegt mitten in der Wildnis, d.h. keine Geräusche aus dem Dorf, kein Autolärm, himmlisch ruhig. Quasi Premium-Lage.
Warum überhaupt einen Zwischenstopp außerhalb einplanen? Ein bis zwei Nächte außerhalb der Parkgrenzen entlasten Ihr Budget. Es splittet die lange Anfahrt vom Iringa Airport (oder gar von noch weiter) auf. Außerdem bietet das familienfreundliche Hodi Hodi neben Dorf- oder Marktbesuchen viele Aktivitäten im eigenen Privatreservat, u.a. Bush Walks und Night Game Drives.
Das Beste aus zwei Welten
Größer als Slowenien, das muss man sich mal vorstellen. Kann man schwer, ich weiß. Größer als die Serengeti, der zweitgrößte Park Tansanias hinter dem Nyerere National Park ein (Ex-Selous). Schon beeindruckend.
Mannigfaltig ist die Vegetation. Hier die Grassavanne, die an die Serengeti erinnert. Dort Miombo-Waldsavanne, ähnlich wie in Sambia oder Simbabwe. Zwischendrin erheben sich Hügel und Hügelketten, die wie im Tarangire National Park häufig mit struppigen Baobabbäumen bewachsen sind.
Inmitten der Pracht plätschert der Ruaha River nicht ganzjährig, zum Ende der Trockenzeit versiegt er. Wie auch seine vielen kleinen und großen Seitenarme, die zwar in den Regenmonaten die Savanne überschwemmen, aber danach unter ihrem Flussbett schlummern.
Für diese so genannten „Sand-Flüsse“ (sand rivers) ist der Ruaha bekannt. Sie scheinen ausgetrocknet zu sein, doch zwischen hartem Granitstein im Unterboden und der Sandschicht oben verbergen sich unterirdische Rinnsale, die während der Trockenzeit vielen Tieren als Tränke dienen.
Auch der Tierbestand vereint das Beste aus zwei Welten.
Der Park weist die höchste Antilopendichte Tansanias auf. Die Grant-Gazellen (Grant’s gazelle) und Kleiner Kudu (lesser kudu) sind eher dem nördlichen Ostafrika zuzurechnen, während die bis zu 270 kg schweren Pferdeantilopen (roan antelope), Rappenantilopen (sable antelope), die Lichtenstein-Antilope (Lichtenstein’s hartebeest) und Grosse Kudus (greater kudu) schon dem südafrikanischen Naturraum angehören.
Aber das ist noch lange nicht alles: riesige Herden von weit über 100 Kaffernbüffeln, eine der dichtesten Elefantenpopulationen Tansanias (speziell in den Trockenmonaten), Zebras, und Giraffen können sich von der Vegetation bestens ernähren.
10 % der afrikanischen Löwenpopulation soll im Großraum Ruaha leben. Leoparden und Geparden teilen sich den immensen Lebensraum, Hyänen sowieso. Und eine stabile Population der Afrikanischen Wildhunde (wild dogs) findet ebenfalls beste Bedingungen.
Groß genug für mehrere Standorte
Zwei, vielleicht sogar drei Standorte sind drin.
Quasi ein Mini-Circuit. Ohne, dass Langeweile aufkommt.
Ideal im Sinne von Nachhaltigkeit und Slow Travel. Weniger ist mehr, keine Hetzerei, kein unnötiges Fliegen, nur Busch, Abgeschiedenheit, abseits vom Trubel. Wenn das Ihrer Vorstellung von Safari und Afrika am nächsten kommt, dann ist der Ruaha National Park der perfekte Treffer für Sie.
Zwei bis drei Standorte mit unterschiedlichen Schwerpunkten, und schwupp sind 10 Tage um.
Beispielsweise, indem Sie das Hodi Hodi Bush Camp mit dem Mdonya Old River verbinden. Oder das Ikuka Camp mit dem Kichaka Camp und seinem Bushcamp. Oder das Mwagusi Camp mit Jongomero.
Fast alle Camps im Park sind klein und intim, ein großer Teil davon Familienbetriebe, die ich bevorzugt empfehle.
Im Norden geht die Sonne auf
Das letzte Auto? Ewigkeiten her. Die Vegetation kleidet sich einfallsreich, mal in nackte Baobabbäume, mal in rauschende Dhoum-Palmen. Unmerklich fällt die Piste ab, der nordöstliche Teil liegt etwas tiefer. Kein Fahrzeug der anderen Camps verirrt sich hierher, zu weit und zu beschwerlich ist die Fahrt. Willkommen in der Welt der Kichaka Camps!
Der Name ist Programm. Kichaka bedeutet Wildnis, genau auf den Punkt gebracht. Lichtjahre von anderen Camps entfernt, konkret etwa 3 bis 5 Stunden vom Msembe Airstrip. Erhaben und erhöht, wie ein wachsamer Löwe, thront das Hauptcamp auf einem Hügel. Nur drei charmante Chalets mit fantastischem Blick auf den saisonal fließenden Ruaha River und sein Tal. Hunderte Kilometer, vermutlich mehr, nur Wildnis. Richtig dosierter Komfort, ohne vom Wesentlichen abzulenken.
Andrew Molinaro, der mit seiner Frau Noelle das Camp betreibt, ist ein Ausnahmekünstler seiner Zunft, ein Enfant Terrible im Safari-Zirkus, aber auf die gute Art.
Ein wandelndes Lexikon, ein begnadeter Geschichtenerzähler und mit schwarzem Humor gesegnet.
Ihm zu lauschen, wenn er seine Leidenschaft für Afrika in Worte fasst, gleicht einem Poetry Slam, von dem man sich wünscht, er möge nie enden.
Walking Safaris in allen Variationen und Längen, dafür stehen die Kichaka Camps. Ergänzend zum komfortablen Hauptcamp wird ein Busch Camp betrieben, Glamping im besten Wortsinn. Wer noch mehr Abenteuer sucht, dem wird das mehrtägige Expeditionscamp mit Andrew gefallen.
Am Puls des Parks
In einem Radius von 1 bis 2 Stunden vom Msembe Airstrip pulsiert das Herz des Ruaha National Park. Mit sieben Camps und den Tanapa Bandas findet sich hier die „höchste“ Dichte an Camps.
Wobei, von Dichte kann gar nicht gesprochen werden, man trifft sich manchmal auf der Piste. Im Vergleich: Die Serengeti ist um 6.000 km2 kleiner als der Ruaha und hat hunderte Camps!
Besonders das Ikuka Camp hat es mir angetan. Mark Sheridan-Johnson, der 100 km entfernt in den Teeplantagen von Mufindi aufgewachsen ist, kennt und liebt den Park seit seiner Kindheit, als seine Familie ihn fast jedes Wochenende besuchte. Als es noch keine befestigten Straßen gab und sie noch mit der Fähre den Ruaha River überquerten. Mit seiner Frau Chloe hat er sich seinen Traum vom eigenen Camp erfüllt. Als sie es 2016 eröffneten, boten sie als erstes und einziges Camp eine Aussichtslage auf einem Hügel, ein absolutes Novum. Die bestechende Lage oben auf dem Ikuka Hill ist für mich nach wie vor das gewichtigste Verkaufsargument. Natürlich nebst der Expertise von Mark als Guide.
Für das Mwagusi Safari Camp von Safari-Veteran Chris Fox spricht die Lage direkt an einem Sand River. Und das Mdonya Old River Camp, das etwas abseits von den anderen Camps im Nordwesten liegt, bekommt ebenso beständig Bestnoten von meinen Kundinnen und Kunden.
Expedition in den Südwesten
Und dann wäre da noch der Südwesten. Kann es noch wilder und abgelegener sein? Es kann.
Als wohl am spektakulärsten und “anders” sticht das Usangu Expedition Camp hervor.
Am Rande der Usangu Floodplains, die erst 2008 in den Park eingegliedert wurden, steht neben den üblichen Safari-Aktivitäten besonders der Naturschutz im Vordergrund. Die Ecke ist relativ unerforscht, denn zuvor wurde es als Jagdgebiet genutzt. Heute steht hier die Douglas Bell Eco Reserach Station, deren Mitarbeitern Sie bei der Arbeit zusehen können.
Was die Sumpflandschaft ausmacht? Die Artenvielfalt der Vogelwelt und der Raubkatzen, angefangen von Löwen, Hyänen und Geparden bis hin zu Wildkatzen, Löffelhunden oder Karakalen.
Der Schutz des Landstrichs durch Tourismus ist das ultimative Ziel des Camps, denn er verhindert, dass „unbenutztes“ Land allzu schnell zu Ackerland oder Siedlungsfläche umgewandelt wird.
Das nächste Camp? Ist 60 km entfernt, nämlich das Jongomero Camp, direkt am Jongomero River. Ebenso abgelegen und abgeschieden, mit dem klitzekleinen Vorteil: Es liegt gleich neben dem Jongomero Airstrip, was den Gästen laaaaange, holprige Autofahrten erspart.
Wildnis mit Ablaufdatum?
Man wird sehen. Die Regierung wünscht sich selbstverständlich eine zweite Serengeti. Eine Cash Cow, eine Gelddruckmaschine. Die ersten Schritte sind getan, mit einem 150 Millionen US-Dollar schweren Projektplan zum Ausbau der Straßen- und Flughafen-Infrastruktur in den südlichen Landesteilen. Ein 2 km langer, geteerter Airstrip mit Ankunft- und Abflugterminal im Ruaha steht kurz vor der Fertigstellung. Finanziert von der Weltbank.
Grundsätzlich tönt „Entwicklung“ gut, um die Menschen im Süden stärker am Tourismus partizipieren zu lassen. Aber gleichzeitig schreckt der tansanische Weg der Gewinnmaximierung auf Kosten des Erlebnisses ab. Hunderte von Camps und Autokorsos bei Tiersichtungen, wer will denn das wirklich?
Es ist momentan schwer abschätzbar, wie das Tourismus-Projekt den Süden verändern wird. Es gilt, die Entwicklungen kritisch im Auge zu behalten und zu hoffen, dass sich der Tourismus im Süden sinnvoll und feinfühlig entwickelt. In einer Art und Weise, die alle profitieren lässt: die Anwohner, den Tier- und Naturschutz, die Camp-Betreiber und nicht zuletzt die Gäste. Leider geben die Negativbeispiele im Norden Tansanias eher Anlass zur Sorge als zur Hoffnung.
Beste Reisezeit
Die gute Nachricht: Der Ruaha National Park ist fast ganzjährig zu besuchen. Die FÜR SIE besten Reisemonate hängen von Ihren Vorlieben und Interessen ab.
Juni bis November: Trockenzeit
Für Liebhaber großer Tierherden und der Raubkatzen DIE beste Reisezeit par excellence. Wasserlöcher trocknen aus, viele Bäche ebenfalls. Die Trockenheit treibt die Wildtiere in die Nähe der permanenten Wasserquellen und der Sand Rivers. Mit der Fortdauer der Trockenzeit wird das Gras immer kürzer, was die Tierbeobachtung verbessert. Je trockener, desto größer werden die Herden der Elefanten und Büffel.
Die Nächte von Juni bis August können bis auf 10 °C abkühlen, ab September gehen die aber Temperaturen aufwärts. Im Oktober/November sind schwüle 38°C tagsüber keine Seltenheit.
Dezember bis März: Regenzeit
Wenn es regnet, dann richtig! Bis sich die ersten Gewitter und Regenfälle im November entladen, baut sich die Luftfeuchtigkeit auf ein fast unerträgliches Maß auf.
Danach pendeln sich die Temperaturen bei ca. 28-30 °C ein, aber in den Nächten kühlt es angenehm ab.
Pirschfahrten und Tierbeobachtung sind nach wie vor ergiebig, aber das hohe Gras erschwert die Sichtungen. Und so manche Piste wird unpassierbar.
Februar/März stellen die nassesten Monate dar.
Aber Regen bringt Segen, vor allem für die Vogelliebhaber. Sie benötigen unbedingt eine Regenjacke. Die beste Zeit für die Vogelbeobachtung reicht von Februar bis April, wenn die Zugvögel aus allen Teilen der Welt im Ruaha Pause machen.
April bis Mai: Green Season
Der Regen ist vorbei, aber die Landschaft ist herrlich grün. Alles strotzt vor Kraft und Energie, ein grüner Teppich, so weit das Auge blickt. Bunte Wildblumen blühen, die Flüsse sind in Bewegung, die Landschaft lebt so richtig auf. Traumhafte Bedingungen für Fotografen!
Viele Camps schließen von Anfang März bis etwa Ende Mai ihre Pforten. Nicht unbedingt nur wegen des Regens, sondern auch um Instandhaltungsarbeiten voranzubringen oder den Mitarbeitern Urlaub zu gönnen.
Praktische Infos
Anreise & Transfers
Am bequemsten ist die Anreise per Flugzeug, entweder via Iringa für jene Camps, die außerhalb vom Park liegen, oder via Msembe Airstrip für den Großteil der Camps im Park. Nur Jongomero und Usangu werden separat via Jongomero Airstrip angeflogen.
Pro Camp und Region sind 3-4 Tage Mindestaufenthalt zu empfehlen, je länger, desto erholsamer und eindrücklicher.
Unterkünfte
Der überwiegende Teil der Unterkünfte im Park selbst ist der gehobenen Kategorie zuzurechnen, von gehobener Mittelklasse bis Fünf-Stern-Niveau. Nur außerhalb des Parks, zwischen Tungamalenga und dem Main Gate, befindet sich eine Handvoll Unterkünfte der einfachen und landestypischen Kategorie.
So stellen Sie sich die perfekte Safari vor?
Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis der Plan der Regierung Früchte trägt. Bis dahin wird Ruaha die unberührte, abgelegene und wenig besuchte Wildnis bleiben!
Ich freue mich auf Ihre Anfrage unter daniela@safari-insider.com oder über das Anfrageformular.