Safari für die ganze Familie: Passt Tansania zu uns?

„Oje. Das haben wir uns total anders vorgestellt!“

Erst kürzlich endete ein Telefonat mit diesem Satz eines Familienvaters. Das ursprüngliche Ziel der Familie war die Nordtansania und die Serengeti, aber nach einem ausführlichen Telefonat mussten wir alle kapitulieren. Denn die Vorstellungen der idealen Safari passten einfach nicht zum Northern Circuit. Wir versuchten händeringend, es passend zu machen, aber es tauchten immer wieder zu große „Wenns“ und „Abers“ auf.

Meine Überzeugung ist: Das EINE perfekte Land für eine Familien-Safari existiert nicht. Vielmehr sind die Wünsche und Bedürfnisse der Familie ausschlaggebend, die das passende Land definieren.

Den Anfang der zweiteiligen Mini-Serie über die idealen Reiseländer für Familien macht Tansania – ein Universaltalent, das den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht wird.

Der zweite Teil thematisiert  Sambia & Südafrika.

Eine Mutter und ihre Tochter sitzen am Pool und beobachten eine Herde Elefanten.

Einfach nur im Camp sitzen und Tiere beobachten – man muss nicht unbedingt hunderte Kilometer abspulen! (C) Adobe Stock, Blue Orange Studio

Zwei afrikanische Kinder in einem Dorf schauen gespannt in Richtung Kamera.

Besuche in Dörfern geben interessante und lehrreiche Einblicke.

Listen Sie das Wichtigste auf

Es gibt kein Land, dass alle Anforderungen erfüllen kann

Lassen Sie deshalb den Familienrat tagen: Welche Erlebnisse sind Ihnen als Familie am wichtigsten?

Safari Insider Tipp: Setzen Sie Prioritäten!

So könnte Ihre Liste aussehen:

1. Elefanten, weil wir im Zoo immer am längsten beim Elefantengehege stehen.

2. Aktivferien, weil wir sportlich sind und uns viel bewegen.

3. Wir hassen lange Autofahrten.

4. Meer? Brauchen wir nicht. Fahren ohnehin jedes Jahr ans Meer, weil dort Tante und Onkel leben.

 

 

Der Norden Tansanias (Northern Circuit)

Sie lieben Buffets, weil sich da für alle Geschmäcker und Vorlieben etwas findet?

So ähnlich können Sie sich den Norden Tansanias zwischen dem Kilimanjaro und der Serengeti vorstellen: ein überdimensionales Buffet an Erfahrungen, Erlebnissen, Landschaften und Wildtieren, sodass für alle etwas dabei ist. Und am Schluss das allseits beliebte Torten-Buffet: Palmen, Strand und türkisblaues Meer.

Was genau spricht also für den Norden?

👍🏾 Privat-Fahrzeug samt Driverguide

Für die gesamte Dauer der Safari weicht Ihr Fahrer Ihrer Familie nicht von der Seite. Ihr Fahrer (und gleichzeitig Guide aka Driverguide) wird zu Ihrer Vertrauensperson über die Zeit, Sie haben gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen, was zusammenschweißt.

👍🏾 Transferzeiten sind variabel

Das Programm kann so gestaltet werden, dass mal kurze, mal lange Straßentransfers erfolgen. Im Norden Tansanias liegen viele Attraktionen und Highlights in relativer Nähe zueinander. Durch die hohe Dichte an Camps können leichter  Zwischenstopps eingeplant werden.

👍🏾 Abwechslungsreiche Aktivferien

Familien, die nicht gerne lange Autofahrten machen, haben in einem Radius von drei bis vier Stunden eine Vielzahl an Programmpunkten, von Tierbeobachtung über Dorfbesuche bis hin zu Radfahren.

Kinder haben Freude an Bewegung und keine Berührungsängste. Kurze Wanderungen, Spaziergänge, Bootsfahrten, Dorfbesuche, einfache Radtouren und andere Aktivitäten pimpen das Programm. So bekommen die Kinder wieder Lust auf mehr Tiere, mehr Safari und weitere Pirschfahrten.

Die meisten Aktivitäten sind für Kinder jeden Alters geeignet, nur einige wenige haben Altersvorgaben, wie beispielsweise Walking Safaris oder Ballon-Safaris.

 

👍🏾 Tempo drosseln leicht gemacht

Sie können das Tempo drosseln und dosieren. Wenn ein Kind schlapp macht, legen Sie eine Pause ein. Wenn ein Kind müde ist, fahren Sie früher in die Unterkunft.

👍🏾 Erholung einplanen

Es ist ein Leichtes, einen Halbtag oder gar einen ganzen Tag für die Erholung einzuplanen. Im Eifer der Urlaubsplanung kommt die Erholung oft zu kurz. Aus der Ferne ist es schwer einzuschätzen, wie anstrengend Reisen in Afrika ist. Deshalb empfehle ich zwischendurch Ruhezeiten oder -tage, um das Erlebte sacken zu lassen.

👍🏾 Immer dasselbe Fahrzeug

Während Ihrer Safari steht das Fahrzeug zu Ihrer Verfügung. Das bedeutet viel Freiheit im Auto. Sie können Zeugs oder Gerätschaften im Auto lassen und haben nicht täglich den Stress, nichts vergessen zu dürfen.

👍🏾 Tiere ohne Ende

Last, but not least: Unmengen von Tieren in den richtigen Monaten. Deshalb ist Tansania gerade für eine erste Safari so ein lohnenswertes Ziel. Die spektakulären Tiere können samt und sonders abgehakt werden.

Die Gruppe junger Maasai mit weißer Bemalung im Gesicht hat soeben ihre Beschneidung durchlebt.

Nicht allzu oft geraten Gäste in eine Maasai-Zeremonie. Diese Jungen haben gerade ihre Beschneidung durchlaufen. Damit gelten die Jugendlichen bei den Maasai nun offiziell als erwachsen. (C) U. Linnebank

Was gegen den Norden Tansanias spricht

👎🏾 Fast unmöglich abseits von den Massen zu bleiben

Ohne lange Transfers und Inlandflüge ist es fast unmöglich, den Massen ein Schnippchen zu schlagen. Speziell in der Hauptsaison. Speziell, wenn Sie binnen kurzer Zeit und relativ „preiswert“ viele Wildtiere sehen möchten.

Dem Massentourismus kann man nur punktuell entkommen, indem beispielsweise Camps gewählt werden, die weit weg von den befahrenen Pisten stehen (bringt wieder längere Fahrzeiten mit sich). Oder wenn Sie Camps in Privat-Concessions wählen. Oder wenn Sie sich bewusst Orte abseits der schillernden Namen Serengeti, Ngorongoro und Sansibar entscheiden.

👎🏾 Häufige Unterkunftswechsel

Wegen der vielen Highlights und der dennoch vielen, zu absolvierenden Kilometern ist man in der Regel nicht länger als 2 Nächte in einer Unterkunft. 1 Nacht hier, 2 Nächte dort, wieder nur 1 Nacht hier (um die Distanz sinnvoll aufzusplitten) …. eine Safari im Norden ist gespickt mit Action, Check-Ins, Check-Outs, Transferfahrten, Aktivitäten, und, und, und. Umso wichtiger: die Erholung, auch mal dazwischen!

Fazit

Keine Frage, der Norden Tansanias ist eine der attraktivsten Destinationen für Familien, speziell mit kleineren Kindern.

Ein Programm kann abwechslungsreich, kurzweilig und vor allem spannend gestaltet werden. Elefanten und Zebras sind zwar toll, aber selbst die wissbegierigsten Kinder wollen nach stundenlangen, ergiebigen Pirschfahrten gerne etwas anderes erleben.

Als Familie teilt man sich ein Auto, nächtigt in Familieneinheiten und reduziert die Inlandflüge auf ein Minimum. Deshalb ist der Norden Tansanias eines der attraktivsten Ziele für Familien-Safaris. Je mehr Tage am Meer, desto besser kann der Preis nach unten korrigiert werden. Es ist leichter, mit Budgetobergrenzen zu jonglieren, da einfach die Safari verkürzt wird und die Zeit am Strand länger ausfällt.

Und das Wichtigste: Familien können sich ausprobieren, ob sie an Afrika, an den Erlebnissen, Tierbeobachtung, der Energie und der Andersheit interessiert sind.

Ein großer Pluspunkt bei Tansania, egal ob Nord oder Süd: der verheißungsvolle Indische Ozean.

Der türkisblaue Pool mitten im Busch unter schattenspendenden Bäumen ist zu verlockend.

Im Süden Tansanias haben Sie mit Ihrer Familie genügend Zeit, auch mal den Pool zu genießen. (C) Ikuka Camp, Ruaha National Park

Der Süden Tansanias (Southern Circuit)

Schwer zu glauben, aber im Gegensatz zum Norden hat der Süden ein völlig anderes Tempo und eine völlig andere Tagesgestaltung. Die Parks und Orte sind abgelegen und nur durch laaange Straßentransfers (teils über stark befahrene Straßen mit internationalem Schwerverkehr) erreichbar. Weil der Süden tiefer liegt, ist es insgesamt heißer und landschaftlich bietet er weniger Diversität.

Der Süden lässt sich eher mit Sambia oder Simbabwe vergleichen. Mit mehr Inlandflügen, Fahrzeugen und Guides von den Camps und einem anders strukturierten Tagesablauf.

Was also spricht für den Süden Tansanias?

👍🏾 Längerer Aufenthalt an einem Ort

Wegen der großen Distanzen bleibt man länger an einem Ort und splittet die Safari auf wenige Standorte auf. Beispielsweise Sie wählen 2 Parks und verbringen an jedem Standort 4 bis 5 Nächte. Oder Sie wählen einen Park und nächtigen außerhalb und innerhalb der Parkgrenzen in zwei unterschiedlichen Camps. Ich verspreche Ihnen, es wird Ihnen und Ihrer Familie trotzdem nicht fad!

 

👍🏾 Kaum lange Autofahrten

Sie wollen lange Autofahrten meiden und die großen Distanzen lieber mit dem Flugzeug überbrücken? Dann ist das südliche Tansania perfekt für Sie und Ihre Familie.

👍🏾 Geringe Dichte an Camps

Der Vergleich macht sicher: Während in der Serengeti und der Ndutu Area hunderte (!) Camps existieren, sind es im Nyerere National Park und im Ruaha National Park zusammen geschätzt 30 professionell betriebene Camps. Maximal.

👍🏾 Ausgesuchte Lagen

Die Camp-Betreiber suchen sich besondere Orte für ihre Camps aus, beispielsweise erhöht auf Hügeln oder Anhöhen mit traumhaften Panoramen oder in der Nähe von Wasserläufen. Das geht nur, weil es noch ausreichend tolle Plätze gibt. Im Gegensatz zum Norden, wo Investoren kaum mehr mitentscheiden können, sondern Plätze von den Nationparkverwaltungen zugewiesen bekommen.

👍🏾 Kleinere Camps, häufig Familienbetriebe

Weil (noch) nicht kommerzialisiert, ist der Süden für jene Unternehmer nicht interessant, die ein Safari-Camp ausschließlich wegen des Profits betreiben.

Vielmehr sind es die Idealisten, die sich hier aus Liebe zur Wildnis oder dem Land niederlassen. Klar, Geld verdienen muss auch ein Camp im Süden, aber hier zählt die langfristige Perspektive, nicht der schnelle Profit. Denn die Camps müssen mit einer weit geringeren Belegung als die Camps im Norden auskommen. Aus diesem Grund finden sich im Süden überdurchschnittlich viele inhabergeführte Camps oder Camps in Händen einer Familie.

👍🏾 Oft Pools

Weil es im Süden heißer ist und fast alle Camps permanent errichtet werden (im Gegensatz zu den vielen mobilen und semi-permanenten im Norden Tansanias), verfügen sie über Pools. Eine Wohltat in den heißen Monaten!

 

👍🏾 Abwechslung vor allem außerhalb der Parkgrenzen

Für Familien eignet sich mindestens ein Standort eines Camps außerhalb der Parkgrenzen. Warum? Durch die Nähe zu Dörfern lockern Kulturtourismusaktivitäten oder Wanderungen das Programm für Kinder auf.

👍🏾 Einen anderen Puls

Der Tag im Süden ist stärker strukturiert, durch die starre (aber sehr sinnvolle) Gliederung des Tages: morgens von 6 bis 10 Uhr sowie von 16 bis 18 Uhr Tierbeobachtung (im Auto, per Boot oder zu Fuß) (oder Aktivitäten). Von 10/11 bis 16 Uhr zieht man sich in der Mittagshitze zur Ruhe zurück. Entweder schlafen, am Pool dösen, gemeinsam spielen, lesen oder ähnlicher Zeitvertreib im Camp steht auf dem Programm.

Die Tagesstruktur macht einen Aufenthalt in den Camps sehr erholsam und weniger hektisch. Sie haben mehr Zeit für sich und Ihre Familie.

👍🏾 Abseits vom Massentourismus

Ich kann es nicht oft genug betonen: Wer abseits vom Massentourismus bleiben will, kommt an den Parks im Süden nicht vorbei.

Ein Elefant watet im Nyerere National Park durchs Wasser und wird dabei von zwei Personen in einem Boot beobachtet.

Tiere vom Boot aus zu beobachten, bringt Abwechslung in die Familien-Safari, so wie hier im Nyerere National Park. (C) Siwandu

 

 

Ein Kind fotografiert Elefanten mit einem Handy.

Elefanten sind dankbare Fotomotive! (C) Adobe Stock, Blue Orange Studio

Was gegen den Süden Tansanias spricht

👎🏾 Nicht ganz so abwechslungsreiche Landschaften

So vielfältig wie die nördlichen Landstriche ist der Süden nicht. Zwar hat es Hügelketten und Erhebungen, aber im Großen und Ganzen ist die Landschaft vergleichsweise eintönig.

👎🏾 Nicht zu empfehlen: Autorundreisen 

Ja, selbstverständlich können Sie auch die südlichen Parks mittels Autorundreise besuchen. Aber ich rate davon ab. Die elendslangen Fahrten auf teils schlechten Pisten könnten Sie sich gerne ersparen. Abgesehen davon müssten Sie auf dem Highway nach Malawi und Sambia fahren, der wahnsinnig viel (gefährlichen) Schwerverkehr hat. Von daher kann ich Autorundreisen nicht guten Gewissens empfehlen.

👎🏾 Andere Gäste im Fahrzeug

Man teilt sich das Fahrzeug/den Guide auf den Pirschfahrten und anderen Aktivitäten mit anderen Gästen im Camp, außer Sie buchen exklusiv ein Fahrzeug.

👎🏾 Die Kosten

Es gibt viele Gründe, warum der Süden teurer ist: Mehr Inlandflüge, die abgelegene Lage der allermeisten Camps, schwierige logistische Versorgung der Camps, lange Schließungszeiten während der Regenmonate. Um nur einige zu nennen.

Aber dafür bleiben Sie abseits vom Massentourismus.

Overtourismus hört dort auf, wo es nicht mehr für die große Masse erschwinglich ist.

Fazit

Tansania ist nicht gleich Tansania. Das Land ist so gewaltig groß, dass sich hier für jeden Geschmack die richtige Familien-Safari zusammenstellen lässt. Im Gegensatz zum Norden bietet der Süden weniger Hektik und mehr Struktur, ohne dass Sie Abstriche bei den Tieren machen müssen. Der Süden ist ideal für Familien, die weniger Action benötigen und gerne längere Zeit an einem Ort bleiben. Denn: Länger bleiben heißt mehr Erholung, mehr Wirksamkeit, mehr Nachhaltigkeit. Eine Slow Safari gelingt vor allem im Süden besonders gut.

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