Auto kaufen auf Tansanisch

Freitag on the road

Mit Freitag, unserem Dreckspatz, hatten wir viel Freude beim Bekleckern.

Als wir im September 2005 in Tansania sprichwörtlich aufschlugen, wurde schnell klar: ein Auto muss her. Welch pflichtbewusster, ungeduldiger und wissbegieriger Kurzzeit-Aussteiger will denn schon seine wertvolle Zeit unnötig verplempern, z. B. um im Stadtgebiet von Dar es Salaam eine Strecke von 15 km in prickelnden 2 Stunden zu absolvieren. Noch dazu in einem Dalladalla mit 22 Personen (in einem für 10 Personen zugelassenen Minibus), wenn die Stadt bei 35°C und 80 % Luftfeuchtigkeit dampft.

Kurz und gut: Wir brauchten unsere eigenen vier Räder samt Allradantrieb. Sie ahnen es bereits, was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnten: Die Übung würde keine leichte sein.

Ziemlich naiv begannen wir mit Kleinanzeigen, später schwenkten wir auf Automechaniker und persönliche Empfehlungen um. Schließlich riet uns eine vertrauenswürdige Quelle davon ab, einen bereits in Tansania zugelassenen Geländewagen zu kaufen.

Die unvorstellbar schlechten Pisten und Straßen sowie die lieblose Behandlung durch Vorbesitzer würden Fahrzeugen dermaßen zusetzen, dass niemand (nicht einmal der windigste Mechaniker) irgendeine Garantie für überhaupt gar nichts übernehmen wollte. Von außen sahen fast alle Gebrauchtwägen annähernd schrottreif aus, aber wir durften lernen, dass nur die inneren Werte zählten. Außer wenn es sich um einen in Tansania zuvor genutzten Wagen handelt, dem nämlich gestand man kaum noch Wert zu.

Unser erster Ausflug mit Freitag führte uns an den idyllischen Kipepeo Beach südlich des Stadtzentrums von Dar es Salaam.

Wir beugten uns dem Ratschlag und kauften einen gebrauchten Toyota Prado in Japan. Übers Internet, im Jahre 2005, als in Tansania grad mal gefühlte 0,8 % der Bevölkerung wussten, was Internet überhaupt ist. War ja auch viel vertrauenswürdiger, die Katze im Sack im weit entfernten Japan zu kaufen als über die inneren Werte eines Wagens in Tansania nicht Bescheid zu wissen.

Es stellte sich heraus, dass der Internetkauf noch die einfachste Übung war.

Vielmehr bissen wir uns an den gemütlichen Behörden die Zähne aus. Einerseits bei der Fahrzeugregistrierung, andererseits am Hafen, wo das Fahrzeug zwangsläufig so lange gegen Gebühr geparkt werden muss, bis die Fahrzeugregistrierung zur persönlichen, monetären Zufriedenheit sämtlicher Entscheidungsträger und deren Lakaien (in allen beteiligten Behörden) abgewickelt worden war. Die Ironie dieser fruchtbringenden Kollaboration sticht doch ins Auge, oder?

Dar es Salaam, anfangs noch durch die rosarote Brille…

Die Erkenntnis der ersten drei Monate: Sich täglich echauffieren bringt nichts. Stoische Gelassenheit führt zum selben Ergebnis, nur ohne Magengeschwüre.

Schließlich, nach fast drei Monaten, wurden die nimmersatten, alle Hände-aufhaltenden Blutsauger der mama ghali, also der bösartigen Frau, überdrüssig.  Mehrere Wochen lang tanzte sie fast täglich Punkt 9 Uhr am Schalter an und beharrte auf die ordnungsgemäße Aushändigung der Dokumente, permits und Papiere. Das alleine wäre ja für die geduldigen Männer im Amt auszuhalten gewesen. Wenn ihr nur nicht beim erbosten Reden der Geifer aus den Mundwinkeln geronnen wäre…

Wir sind fast sicher, dass die wochenlangen Schikanen der Behörden durch mein Zutun in keinster Art und Weise beeinflusst wurden. Es wäre für meine Nerven viel zuträglicher gewesen, hätten wir uns 3 Monate am Strand von Sansibar im Puderzucker-Sand gewälzt.

Im Nachhinein erzählten uns andere Autokäufer, dass ihre Fahrzeuge genauso für 3 Monate im Hafen „unter Verwahrung“ standen. 3 Monate scheint einfach ein passender Zeitraum zu sein, um genug Schmiergeld und Abgaben für alle im Spiel involvierten Personen und Behörden einzusacken.

Endlich war es soweit. Wir schrieben Freitag, den 23. Dezember 2005. Wir hatten unser Weihnachtsgeschenk (erstaunlicherweise mit allen Spiegeln, Radkappen und Lichtern) endlich in Empfang nehmen dürfen: unseren tannengrünen Toyota Prado.

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