Safari für die ganze Familie: Sambia oder Südafrika?

„Ich möchte meinen Kindern Tiere in freier Wildbahn zeigen, solange das noch möglich ist.“

Ein legitimer Wunsch. Doch Wildtiere in (mehr oder minder) freier Wildbahn zu erleben, das bieten die meisten Länder südlich des Äquators. Für welches Land also entscheiden?

Meine Überzeugung ist: Das EINE perfekte Land für eine Familien-Safari existiert nicht. Vielmehr sind die Wünsche und Erwartungen der Familie ausschlaggebend, die das passende Land definieren.

In dem vorliegenden, zweiten Teil der Mini-Serie werden Sambia sowie Südafrika thematisiert.

Der kommenden dritten Teil analysiert Simbabwe und Uganda.

Um die Vor- und Nachteile des südlichen und nördlichen Tansanias geht es im ersten Teil der Mini-Serie.

Mit Kindern die Wunder Afrikas zu erleben und zu teilen, hinterlässt bleibende Eindrücke. (C) Adobe Stock, Martin Mecnarowski

 

Am Kafue River steht ein hell erleuchtetes Kuppelzelt unter dem Sternenhimmel. Das Zelt wird als Unterbringung für ein mehrtägiges Kanu-Abenteuer verwendet.

Slow Safari bedeutet unter anderem, dass Sie Zeit dafür haben, alternative Angebote zu genießen, wie die mehrtägige Kanu-Safari im Kaingu Camp. (C) Kaingu Safari Camp

Sambia

Es ist schwierig, Sambia in Worte und Bilder zu fassen. „Was soll da schon anders sein?“ fragen Sie sich vielleicht. Na ja, Wildtiere gibt es in jedem Land. Oder ansprechende Camps. Oder stimmungsvolle Abendessen bei Kerzenlicht. Oder Löwen, die durch die Nacht brüllen. Und dennoch ist Sambia anders.

Anders, wegen des Spirits. Wegen der Haltung zur Natur und dem Bekenntnis zu Naturschutz. Wegen der eingeschworenen Tourismus-Community, die miteinander (und nicht gegeneinander) arbeitet. Wegen der rauen Schönheit, der Familienbetriebe, der Unaufgeregtheit. Man kann sich zwar nicht die Große Migration auf die Fahnen schreiben. Aber dafür ungekünstelte, über weite Teile unberührte Wildnis und erdige Naturerlebnisse.

 

Was also spricht für Sambia?

👍🏾 Längerer Aufenthalt an einem Ort

Wegen der großen Distanzen bleibt man länger an einem Ort und splittet die Safari auf wenige Standorte auf. Zwei Parks und an jedem Standort 4 bis 5 Nächte. Oder nur ein Park und Nächtigung in zwei unterschiedlichen Camps.

Die landestypische, klassische Kombi besteht aus South Luangwa und Lower Zambezi. Aber genauso spannend und erlebnisreich ist die Kombi South Luangwa und Luambe. Oder lieber 3 Standorte im Kafue National Park? Oder drei Standorte in South Luangwa?

 

👍🏾 Für Familien mit Outdoor-Erfahrung

Kinder sollten in Sambia Spaß an Abenteuer haben und neugierig sein. Sie sollten Outdoor-geeicht sein, beispielsweise von Camping- oder Wanderurlauben in den Bergen. Das Rustikale sollte ihnen nicht ganz fremd sein und Insekten sollten sie nicht zu hysterischen Anfällen provozieren.

Nicht, weil es so viele Insekten hätte, sondern weil zahlreiche Unterkünfte rustikal gebaut sind, z. B. mit halboffenen Chalets. Bei vielen besonderen Erlebnissen, wie Sleep Outs, Abendessen unter freiem Himmel, Kanufahrten oder Buschwalks kann nicht verhindert werden, dass sich die Kinder schmutzig machen oder man mit Insekten in Berührung kommt.

Ängstliche Kinder und Familien haben in Sambia schwierige Tage vor sich. Resortähnliche Hotels suchen Sie in Sambia vergeblich.

👍🏾 Kaum lange Autofahrten

Sie wollen lange Autofahrten meiden und die großen Distanzen lieber mit dem Flugzeug überbrücken? Dann ist Sambia perfekt für Sie und Ihre Familie.

👍🏾 Geringe Dichte an Camps

Keine exakte Zählung, aber mein Gefühl: Gefühlt verfügt das Land über die wenigsten Camps aller afrikanischen Safari-Destinationen. Es gibt nur ganz wenige Plätze mit einer etwas höheren Dichte an Unterkünften, wie beispielsweise Livingstone oder Mfuwe (South Luangwa). Und selbst hier bleiben die Zahlen überschaubar.

Für Sie als Gast bedeutet das: Die Camps liegen in aller Regel weit voneinander entfernt und häufig kommt man sich bei den Aktivitäten nicht in die Quere.

 

👍🏾 Kleine Camps, häufig Familienbetriebe

Sanfter Tourismus ist in Sambia kein leeres Schlagwort, sondern historisch gewachsen. Deshalb sind die Naturschutzgebiete heute noch immer (verglichen mit anderen Ländern) weitgehend unkommerzialisiert.

Familiäre Wurzeln, die Liebe zur Wildnis oder andere, sehr persönliche Verstrickungen führen in Sambia üblicherweise zur Errichtung von Camps oder zu Naturschutzinitiativen. Schnellen Profit gibt es keinen. Die Camps sind klein, manchmal nur mit 3 oder 5 Zelt-Chalets. Die Camps haben nur 6 Monate pro Jahr, je nach Gebiet kürzer, geöffnet. Und absichtlich hält man Unterkünfte klein, damit die Auswirkungen auf die Wildnis und die Tiere möglichst gering bleiben. Völlig uninteressant für Unternehmer, die ein Camp ausschließlich wegen des Profits betreiben wollen.

 

👍🏾 Abwechslung vor allem außerhalb der Parkgrenzen

Für Familien eignet sich mindestens ein Standort eines Camps außerhalb der Parkgrenzen. Warum? Durch die Nähe zu Dörfern lockern Kulturtourismusaktivitäten oder beispielsweise Radausfahrten das Programm für Kinder auf.

👍🏾 Einen anderen Puls

Der Tag in Sambia ist stark strukturiert, durch die starre (aber sehr sinnvolle) Gliederung des Tages: morgens von 6 bis 10 Uhr sowie von 16 bis 18 Uhr Tierbeobachtung (im Auto, per Boot oder zu Fuß) (oder andere Aktivitäten). Von 10/11 bis 16 Uhr zieht man sich in der Mittagshitze zur Ruhe zurück. Entweder schlafen, am Pool dösen, gemeinsam spielen, lesen oder Faulenzen im Camp stehen auf dem Programm.

Die Tagesstruktur macht einen Aufenthalt in den Camps sehr erholsam und weniger hektisch. Sie haben mehr Zeit für sich und Ihre Familie. Auch mehr Zeit, das Erlebte zu verarbeiten.

👍🏾 Abseits vom Massentourismus

Ich kann es nicht oft genug betonen: Wer abseits vom Massentourismus bleiben will, kommt an Sambia nicht vorbei.

Die Dusche im Tafika Camp ist nach oben offen - man ist beim Duschen gut behütet von massiven Bäumen.

Unter freiem Himmel duschen – was auf den ersten Blick romantisch klingt, bringt (in der Regel harmlose) Insekten mit sich. (C) Tafika Camp

 

Was gegen den Sambia spricht

👎🏾 Nicht ganz so abwechslungsreiche Landschaften

So vielfältig wie das nördliche Tansania oder Kenia ist Sambia nicht. Zwar hat es Hügelketten und Erhebungen (z. B. am Zambezi River), aber im Großen und Ganzen ist die Landschaft vergleichsweise eintönig.

👎🏾 Nicht zu empfehlen: Autorundreisen 

Vereinzelt gibt es Unterkünfte, die mit dem Fahrzeug innert vernünftiger Zeit erreichbar sind, aber für 95 % der Camps gilt: Ersparen Sie sich die elendslangen Fahrten auf schlechten Pisten.

Die sehenswerten Gebiete lassen sich am besten per Inlandflüge miteinander verbinden.

👎🏾 Andere Gäste im Fahrzeug

Man teilt sich das Fahrzeug/den Guide auf den Pirschfahrten und anderen Aktivitäten mit anderen Gästen im Camp, außer Sie buchen exklusiv ein Fahrzeug. Wenn Sie in drei Camps nächtigen, haben Sie somit mindestens drei verschiedene Guides.

👎🏾 Badeferien teuer/logistisch aufwändig

Sambia grenzt an keinen Wasserkörper. Eine Safari mit Badeferien zu beenden, ist entsprechend aufwändig.

Aber selbstverständlich machbar. Sie müssen nicht auf Wasser verzichten. Aber Wasser treibt die Reisekosten nach oben, da längere Anreisen (inklusive Flüge) zum Wasser notwendig sind, z. B. an den Lake Malawi oder nach Mosambik an den Indischen Ozean.

👎🏾 Die Kosten

Es gibt viele Gründe, warum Sambia teurer ist: Mehr Inlandflüge, die abgelegene Lage der allermeisten Camps, schwierige logistische Versorgung der Camps, lange Schließungszeiten während der Regenmonate. Um nur einige zu nennen.

Aber dafür bleiben Sie abseits vom Massentourismus.

 

Fazit

Sambia ist anders. Ein unbeschriebenes Blatt, das das Potenzial hat, Ihr Lieblingsland in Afrika zu werden. Nach einer Safari in Sambia liegt die Latte für nachfolgende Afrika-Urlaube ziemlich hoch. Weniger touristisch geht gar nicht mehr. Familien, die länger an einem Ort bleiben wollen, die Outdoor-erprobt sind, Entschleunigung suchen und weniger Action benötigen, werden sich in Sambia besonders wohlfühlen.

Eine Herde Elefanten strommert durch das Old Mondoro Camp im Lower Zambezi National Park.

Wildtiere leben in Ko-Existenz mit den Unterkünften. Das Gästeaufkommen ist so gering, dass sich beispielsweise die Elefanten im Lower Zambezi nicht von den Besuchern gestört fühlen. (C) Scott Ramsay, Old Mondoro Camp

 

Südafrika

Ein Feuerwerk an Sensationen und Erlebnissen – so könnte Südafrika zusammengefasst werden. Die Regenbogennation punktet mit Abwechslung und Vielseitigkeit auf vielen Ebenen.

Was genau spricht also für Südafrika?

👍🏾 Das Preisniveau

Nicht von ungefähr ist Südafrika eines der beliebtesten Reiseländer im deutschsprachigen Raum. Halb so teuer wie Deutschland, im schlimmsten Fall ein Drittel preiswerter, selbst in Zeiten aufgestachelter Inflation.

Für 10 € gibt es ein ausgezeichnetes Hauptgericht in einem gehypten Restaurant, für 15 € das beste Steak von da bis Texas. Die Hotellerie ist raffinierter und stylischer als in anderen Safari-Destinationen. Vergleichbare Safari-Lodges weiter nördlich in Afrika kosten locker das Doppelte.

👍🏾 Qualitativ hochwertig

Ich habe in Südafrika schon in vielen Betten gelegen – von einfacher Kategorie über Ferienwohnungen bis hin zu Luxus-Lodges – und ausnahmslos noch keine Nacht schlecht geschlafen. Von Biltong über Wein, Gin, Olivenöl bis hin zu Steak oder einem Teller Salat, ich kann mich an keine Mahlzeit erinnern, die ich nicht genossen hätte.

Ohne Zweifel ist Südafrika die hochwertigste Destination in ganz Afrika. Für Foodies oder Architektur-FanatikerInnen ein Muss!

 

Der Blyde River schneidet sich durch die hügelige Landschaft und kreiert wunderschöne Szenerien, perfekt für Wanderungen.

Allein schon für die grandios schönen Landschaften lohnt sich ein Besuch von Südafrika. (C) Adobe Stock, Michael B.

 

👍🏾 Abwechslung und vielfältige Erlebnisse

Wildtiere, Landschaften, Wandern, Pirschfahrten, Walbeobachtung, Strandspaziergänge, Shopping-Touren, Foodie-Erlebnisse, Tauchen, Surfen, Kunst & Kultur, Roadtrips, Straußenfarmen, Erdmännchen, Naturschutzprogramme, Radtouren, Canyons, Wüsten, Pässe, Geschichte, Leuchttürme …. obwohl ich schon atemlos bin, könnte ich die Liste noch seiten- und stundenlang fortführen. Fakt ist: Es ist mit Abstand das vielfältigste Land Afrikas!

Gäste der Familiensuite des Boutiquehotels Babylonstoren freuen sich über das tolle Interieur. Die Suite besticht durch ein schickes Wohnzimmer mit hoher Decke und Mobiliar für die ganze Familie.

Interieur wie aus dem Architektur-Magazin – dafür ist Südafrika bekannt. In echt sieh’s noch stylischer aus! (C) Babylonstoren

👍🏾 Ein hoher Grad an Eigenständigkeit

Das Land ist auf Selbstfahrer eingestellt, weil die Einheimischen selbst gerne im eigenen Land reisen. Es ist Usus, dass man mit dem Mietfahrzeug als Selbstfahrer in die Safari-Lodge in die Parks fährt. Nur in den Naturschutzgebieten greifen Sie auf professionelle Begleitung bei der Tierbeobachtung zurück.

👍🏾 Relativ westliche Infrastruktur

Straßen, Infrastruktur, Lebensmittel, Spitäler, Restaurants und Cafés – alles ist im Überfluss vorhanden. Sogar Elektrizität, denn obwohl Load Shedding (Stromrationierungen) für das Land trauriger Alltag ist, sind Touristen selten davon betroffen. Denn die Hotels, Gästehäuser und Safari-Unterkünfte verfügen über alternative Stromquellen (Generatoren, Solarparks).

👍🏾 Tempo drosseln leicht gemacht

Es ist ein Leichtes, einen Halbtag oder gar einen ganzen Tag für die Erholung einzuplanen. Im Eifer der Urlaubsplanung kommt sie oft zu kurz, aber vor Ort in Südafrika ist es easypeasy, zwischendurch auch mal spontan Ruhezeiten einzulegen.

👍🏾 Über weite Teile Malariafrei

Bis auf wenige Landstriche gilt Südafrika als Malariafrei. Das hat hauptsächlich mit dem Klima zu tun, mit den kalten Wintern und den gemäßigten Sommern. Nur die Gebiete nahe der ostafrikanischen Küste bzw. Mosambik bieten während der schwülen, feuchten Sommermonate gute Bedingungen für die Malaria-Moskitos.

Was gegen Südafrika spricht

👎🏾 Schwierig abseits von den Massen zu bleiben

Südafrika ist, verglichen mit anderen afrikanischen Ländern, ein recht gut erschlossenes und entwickeltes Land. Aus unterschiedlichen Gründen (Preisniveau, ideal für Selbstfahrer, Vielfältigkeit, einheimische Reisende) zieht es einfach sehr viele Touristen und Gäste an.

Die Massen umschiffen kann man nur punktuell, indem beispielsweise Camps gewählt werden, die weit weg von den befahrenen Straßen stehen (bringt wieder längere Fahrzeiten mit sich). Oder wenn Sie Camps in Privat-Concessions wählen. Oder wenn Sie bewusst Orte abseits der schillernden Namen Kruger, Kapstadt oder Garden Route wählen.

👎🏾 Keine freie Wildbahn

Stimmt, alle Reservate und Parks sind von Elektrozäunen umgeben, hauptsächlich um der Wilderei Einhalt zu gebieten. Zusätzlich sind einzelne Camps ebenfalls umzäunt.

Was sich im ersten Moment nachteilig anhört, ist gerade für Familien mit aktiven Kindern ein Segen: In solchen Unterkünften haben Ihre Kinder mehr Freiheiten, herumzutollen, eben weil keine gefährlichen Wildtiere durchs Areal stromern.

👎🏾 Sicherheit ist leider an manchen Stellen ein Thema

An dieser Stelle ist es wichtig, Dinge in die richtige Relation zu setzen: Ich war schon häufig und teilweise monatelang in Südafrika unterwegs, entweder als alleinreisende Frau oder gemeinsam mit meinem Mann. Aber NOCH NIE wurden wir oder ich Opfer eines Verbrechens, weder eines Diebstahls noch eines Überfalls.

Dennoch ist natürlich Vorsicht angebracht. Es gibt einige Regeln, die zu befolgen sinnvoll ist. Tendenziell muss in den Städten und Ballungszentren und einigen für Überfälle bekannten Orten besonders aufgepasst werden. Aber gleichzeitig kenne ich auch Orte oder Gästehäuser, wo Leute nicht einmal die Eingangstür in der Nacht versperren.

Umsicht und Vorsicht ja, aber Panik ist nicht angebracht.

👎🏾 Sehr kalt in den europäischen Sommerferien

Juli und August sind die kältesten Monate in Südafrika, gleichzeitig aber die besten Monate für Safaris. Sie benötigen Winterkleidung dafür, am besten Winterjacke, Handschuhe, Mütze, Schal und sogar Skiunterwäsche. Tagsüber wärmt die Sonne, aber sobald sie untergegangen ist, wird es klirrend kalt.

Türkisblaue Wellen schlagen an einen idyllischen, naturbelassenen weißen Sandstrand, der hintenrum von niedriger Vegetation begrenzt wird.

Südafrika ist flankiert von (in der Regel wildromantischen) Stränden. Einziger Wermutstropfen: Je weiter westlich, desto kälter wird das Wasser. (C) Adobe Stock, Nadine

Fazit

Südafrika hat einige ganz große Pluspunkte: das Preisniveau, die Vielfältigkeit und den vergleichsweise westlichen Standard. Selbstfahren ist Usus, was es zusätzlich attraktiv macht (ist aber kein Muss!). Für Familien mit Kindern, die sich einen Roadtrip wie in Amerika oder Australien wünschen und gleichzeitig (aber nicht unbedingt hauptsächlich) Wildtiere erleben möchten, ist Südafrika perfekt.

Südafrika gilt als Einstiegsland in Afrika. Warum? Um herauszufinden, ob Safaris und Tierbeobachtung das Richtige für Sie sind.

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