Was ist das Besondere daran, eine Safari ganz individuell zu planen?
Es ist interessant und spannend, mit Menschen über ihre Beweggründe für eine Reise nach Afrika zu sprechen.
Die einen erfüllen sich einen Lebenstraum, andere sind schon zum 5. Mal in Afrika, haben aber beispielsweise noch nie Wild Dogs oder einen Geparden gesehen.
Manche lassen sich von Reportagen oder Sendungen im Fernsehen inspirieren, einige träumen von der Großen Migration seit ihrer Kindheit.
Oft höre ich die Namen Bernhard Grzimek oder Hardy Krüger, speziell von älteren Semestern.
Wie beginnt der Planungsprozess?
Im ersten Schritt ist ein ausführliches Telefonat notwendig, das oft 1-2 Stunden in Anspruch nimmt.
Im Vorgespräch geht es mir darum, Wünsche, Erwartungen und ganz persönliche Bedürfnisse herauszuhören. Es ist ein bisschen so, wie Schicht um Schicht eine Mozartkugel im Mund zergehen zu lassen, bis man schließlich zum Nougatkern der Bedürfnisse kommt.
Ich muss oft zwischen den Zeilen hören.
Da geht es um Fragen, wie Komfort definiert wird oder was unter „hochwertig“ verstanden wird.
Manche empfinden ein Bett und eine Dusche im Zimmer schon als hochwertig, für andere muss es mindestens eine 2-Zimmer-Suite und ein Plungepool sein.
Während mir die Kunden von Ihren Safari-Träumen erzählen, rattert bei mir im Hintergrund bereits die Gehirn-Maschine. Meistens kommen mir schon während des Gesprächs die passenden Camps und Lodges, Aktivitäten oder Routenvarianten in den Sinn. Da formiert sich dann wie von magischer Hand vor meinem inneren geistigen Auge ein Camp, eine bestimmte Aktivität oder ein bestimmter Ort.
Mein Glück ist mein photographisches Gedächtnis.
Dieses kommt mir natürlich bei meinem Geschäftsmodell zugute, da ich aus unzähligen Partnerbetrieben in den jeweiligen Destinationen den für die Kunden passenden Match auswählen kann. Ich habe keine strikten Verträge mit Hotelketten, sondern habe viele Partnerbetriebe in meinem Portfolio, damit ich für unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse der Kunden Lösungen anbieten kann.
Es ist irgendwie wie Puzzle bauen. Oder ein Lego-Haus. Teil für Teil fügt sich so aus meiner riesigen Palette an Partnerbetrieben eine stimmige Safari zusammen.
Was ist das Besondere an Safari Insider? Was ist anders zu anderen Afrika-Spezialisten?
Ich kann nicht für andere sprechen, da hat sicher jeder Reiseveranstalter seine eigenen Beweggründe für die Ausrichtung des Betriebes.
Für meinen Teil kann ich nur sagen, dass meine Motivation 2008 Safari Insider zu gründen darin bestand, Menschen mein Afrika zu zeigen. Ich lebte von 2005 bis 2008 in Tansania, wo ich unter anderem für meine Tansania-Reiseführer recherchierte und wo wir ein Safari-Camp im Selous Game Reserve managten.
Ich hatte so viele wundervolle Momente und Begegnungen in Tansania und war immer wieder erstaunt und eigentlich entsetzt, wie wenige die Reisenden von Afrika mitbekamen.
Weil sie in viel zu kurzer Zeit viel zu viele Kilometer und Parks abhakten.
Speziell als Camp Manager erlebten wir haarsträubende Dinge. Kunden, die am Airstrip festsaßen und vergeblich auf ihren Flug warteten (der vom Veranstalter nicht gebucht wurde) oder total entkräftete Gäste, die um 23 Uhr in stockfinsterer Nacht ankamen, nur weil ihr Veranstalter die Distanzen falsch eingeschätzt hatte.
Für mich ist jedenfalls wichtig, alles, was ich meinen Kunden anbiete, selbst geprüft und probiert zu haben.
Jede Strecke bin ich selbst gefahren, gegangen, gepaddelt oder geflogen.
Um die Pistenbedingungen zu kennen, die Distanzen einschätzen zu können oder die Transferzeiten zu wissen. Google Maps ist dabei leider in den wenigsten Fällen hilfreich.
Meine Recherchereisen sind in der Regel ausgedehnt und erschöpfend. 6–8 Wochen verbringe ich durchschnittlich pro Reise in einem Land. 8tägige Schnell-Fam-Trips, wie branchenüblich, reichen mir nicht aus.
Ich verstehe Afrika, die Logistik, die Herausforderungen, die Schwierigkeiten.
Weil ich selbst am anderen Ende der Wertschöpfungskette gearbeitet habe, in einem Camp, wo wir tagtäglich mit den Tücken der Versorgung, korrupten Park-Angestellten, präpotenten Regierungsbeamten oder Wetterkapriolen zu kämpfen hatten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass je mehr sich die Leute aus ihrer Komfortzone raustrauen, desto begeisterter sind sie. Und je weniger konkrete „Vorstellungen“ sie im Vorfeld hatten.
Wie wählt Safari Insider die Partnerbetriebe vor Ort aus?
Am allerwichtigsten sind mir die Lage und die Exklusivität (in puncto Zimmeranzahl), gefolgt vom Eigentümerstatus und der Philosophie.
Ich bevorzuge Familien- oder Kleinbetriebe, und meide nach Möglichkeit große Hotel- oder Campketten, die ohnehin jeder Veranstalter im Programm hat.
Wenn doch, dann hat das einen Grund – entweder die Philosophie (Naturschutz, ökosoziale Gesinnung), Lage, Guides oder sonst ein Grund, der für die Kunden relevant ist.
Großhotels und -camps mit 50, 80, 100 Zimmern sind – mit Ausnahmen – ebenfalls ein No-Go für mich.
Tabu sind für mich Hotels, die damit prahlen, von der Kloschlüssel bis zur Balkondiele alles aus Übersee importiert zu haben, weil die Qualität der Baumaterialien in Afrika in weiten Teilen mangelhaft ist.
Ja, es stimmt, aber da muss sich dann der Architekt eine Planung einfallen lassen, die auch die lokale Wertschöpfung wenigstens in Teilen berücksichtigt.
Wie verrückt ist das denn, aus Europa Bodendielen und Holz einzuführen, die sich dann eh nach einem Jahr komplett aufziehen, weil sie der Luftfeuchtigkeit nicht standhalten?
Was machte eine Reise nach Afrika wirklich unvergesslich und außergewöhnlich?
Die Energie in Afrika ist so anders, dass ich nicht vermag, sie zu beschreiben.
Aber wer von dieser Energie gepackt wird, und sie spürt, wird sich ein Leben lang an eine Safari erinnern.
Im Grund braucht es nicht viel, der Busch enttäuscht nie.
Das Tüpfelchen auf dem i sind die Begegnungen mit Menschen. Ihre rührenden Geschichten, manchmal auch das spürbare, schwere Los, und gleichzeitig ihre freudige Gelassenheit mit den Unwägbarkeiten des Lebens umgehen zu müssen.
Wie sieht der perfekte Tag auf Safari für die Insiderin Daniela aus?
Eine perfekte Safari beginnt für mich frühmorgens, vor Sonnenaufgang, wenn ich mit einer Tasse Tee auf der Veranda sitzend der Savanne dabei zuhören kann, wie sie langsam erwacht.
Früh morgens raus auf eine Walking Safari, ein lauschiges Bush Breakfast mit Amarula-Kaffee.
Tagsüber widme ich mich gerne dem Schreiben oder Sketching (Anm.: Zeichnen, schnelles Anfertigen von Skizzen), wobei ruhig Löwen, Elefanten, Büffel und Riedböcke am Zelt vorbei spazieren dürfen.
Der Tag klingt mit einem in Rosa und Rot getunkten Sundowner aus. Dies gelingt gut in North Luangwa, Kafue National Park, Ruaha National Park, in Gonarezhou oder im Hwange National Park.
Je weniger Autos, je weniger Menschen, je mehr Wildnis, desto seliger bin ich.
Ich liebe erdige Bush Camps oder Fly Camps (mit Walking Safaris) und kombiniere sie mit komfortablen Camps (mit WLAN, Massage und einem Kingsize-Himmelbett direkt mit Blick auf die Savanne).
Wenn ich mir danach noch Wasser wünschen dürfte, dann definitiv Kaya Mawa auf Likoma Island (Malawi). Alternativ Anvil Bay in Mosambik oder Fanjove Island vor der Küste Tansanias.
Hat Daniela eine Bucketlist?
Definitiv. Kongo und Chad.
Dafür muss sich aber der Umsatz nach Corona wieder in die richtige Richtung entwickeln, denn beides ist aufgrund der hohen Transport- und Logistikkosten sehr, sehr kostspielig.