Bangweulu Wetlands
Wenn Sie schon mal den beschwerlichen Weg in den Kasanka National Park in Kauf nehmen, lassen Sie keinesfalls die Bangweulu Wetlands links liegen.
„Wo das Wasser den Himmel trifft“, so nennen Anwohner der Bemba-Ethnie die riesige Sumpflandschaft im nordöstlichen Sambia. Ein außergewöhnliches Ökosystem, bestehend aus Flussauen, saisonal überfluteten Grasebenen, Miombo-Wäldern und nicht enden wollenden Sumpflandschaften. Wen wundert es, dass es sich um eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Afrika handelt.
In der enormen Auenlandschaft von 250 km Nord-Süd-Erstreckung münden knapp 20 Flüsse, die in der Regenzeit die Sümpfe mehrere Meter hoch fluten. Das Ufer wird dadurch um 40, 50 km weit verschoben.
Laut Fachleuten sollen diese noch viel artenreicher als das Okavango-Delta in Botswana sein.
Dem Schuhschnabelstorch (shoebill stork), der seinen Namen der einmaligen Form seines Schnabels verdankt, gefällt’s jedenfalls hier. Damit kann er in den Feuchtgebieten seine bevorzugte Beute, nämlich glitschige Fische, festhalten und filtern. Geschätzte 500 Schuhschnabelstörche soll es im Gebiet geben. Afrikaweit existieren gar nur mehr 3300 bis 3500 dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart. Der Lebensraum beschränkt sich auf einige wenige Gebiete im zentralen Afrika, wie Südsudan, Uganda oder eben die Bangweulu-Sümpfe in Sambia.
Wenn Sie im Kanu durch die Wasserläufe pflügen, seien Sie nicht überrascht, wenn Sie auf Menschen treffen. Im Gebiet leben etwa 53.000 Anwohner, die sich den außergewöhnlichen Lebensraum mit den Wildtieren teilen. Fischer, die sich dem Rhythmus des Wassers unterwerfen. Nicht immer ein einfaches Unterfangen, Mensch und Tier unter einen Hut zu bringen, das viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl im Management benötigt.
Frühmorgens, wenn die ersten Strahlen der Sonne kitzeln und der dichte Nebel sich langsam lichtet, stehen die schwarzen Letschwe (schwarze Moorantilope, lechwe) im Fokus. Schwarze Moorantilopen, so weit das Auge reicht. Sie sind endemisch im Gebiet der Bangweulu Swamps und verlassen bei Tagesanbruch das Wasser, das sie für die Nacht aufsuchen, um vor Raubkatzen geschützt zu sein. Bei Tageslicht trotten sie zurück aufs Trockene, um zu grasen. Sie stehen ebenso wie der Schuhschnabelstorch auf die rote Liste.
Insgesamt wurden 680 Vogelarten in den Sümpfen dokumentiert, ein Vogelparadies, ohne Frage. Darunter auch Klunkerkraniche, deren Zahlen in ganz Afrika rückläufig sind. Sambia soll noch die Hälfte der afrikaweiten Population beherbergen.
Seit 2008 die renommierte Organisation African Parks das Management übernommen haben, geht es bergauf. Sie holt die einheimische Bevölkerung mit Initiativen, Projekten und Aufklärung mit ins Boot. Der Fischbestand hat sich erholt, die Antilopen-Wilderei wurde eingedämmt und mittlerweile erkennen die Einheimischen den Wert des Schuhschnabelstorches, indem sie ihr Gelege beschützen. Neue Tierarten wurden angesiedelt und 2020 gar Geparden ausgewildert.
Ein wunderbarer Naturraum abseits der üblichen Routen, der besonders Naturenthusiasten, Aktive, Abenteurern und Vogelliebhaber anspricht. Das Shoebill Camp hat von Mai bis Oktober geöffnet. Im Juli/August schlüpfen die Jungen der Schuhschnabelstörche, bis November sollten sie aus dem Nest sein.
Sie sind im Kanu und zu Fuß unterwegs, und wenn es gegen Ende des Jahres trockener wird, geht es auch mal mit dem Geländewagen durch die außergewöhnliche Landschaft.