Lake Chala – schön, still, tief
Hinter dem Mond. Nicht ganz. Wenigstens hinter dem Berg. Genauer gesagt hinter dem Kilimanjaro liegt der Kratersee, auf der anderen Seite, dort wo der zerfranste Mawenzi vom Dach Afrikas nach unten winkt. Von dieser Seite sehen nur wenige Auserwählte den Kilimanjaro, er sieht ungewöhnlich aus, ist aber trotzdem unübersehbar.
Im azurblauen Wasser spiegeln sich die saftig grünen Wände des Kratersees. Bis zu 90 Meter tief soll er sein, tiefer als der Lake Victoria. Ein See mit Tiefgang also. Und viel sicherer als jeder afrikanische Binnensee: keine Krokodile, keine Flusspferde und keine Bilharziose.
Lake Chala ist mehr als ein landschaftliches Juwel. Es ist ein Ort zum Innehalten.
Es muss nicht immer das Meer sein.
Wo liegt der Lake Chala – und warum ist er so besonders?
Der Lake Chala liegt im äußersten Nordosten Tansanias, direkt an der Grenze zu Kenia, etwa 55 Kilometer (oder 2 Stunden Fahrt) östlich von Moshi. Eingebettet in einen alten Vulkankrater und umgeben von dichten Wäldern, Lavagestein und wilden Hängen, ist er ein besonderes Kleinod. Nicht spektakulär oder unvergesslich, aber malerisch. Eine Wohltat für die Seele zwischen Berg und Savanne.
Ein Kratersee mit Tiefgang
Der Lake Chala entstand vor mehreren tausend Jahren durch eine phreatomagmatische Eruption, ein seltenes, vulkanisches Ereignis, bei dem Lava und Grundwasser explosionsartig aufeinandertreffen. Heute speist das Kilimanjaro-Massiv unterirdisch den Krater-See, was sein Wasser besonders klar und mineralreich macht. Er reguliert sich ausschließlich durch Verdunstung und den Grundwasserspiegel.
Der See ist bis zu 90 Meter tief und weist weder einen sichtbaren Zufluss noch Abfluss auf. Die Folge: Ein kleines, in sich geschlossenes Ökosystem hat sich gebildet, das weitgehend autark funktioniert. Durch diese Isolation entstehen eine ganz eigene Wasserchemie sowie eine charakteristische Flora und Fauna. Licht, Wasserstand, Temperatur und Algenblüten verändern das Erscheinungsbild ständig – der Lake Chala ist ein lebendiger Organismus, visuell wie biologisch.
Was Sie am Lake Chala erleben können
▶ Wanderungen mit Weitblick
Zahlreiche kurze und längere Wanderungen und Spaziergänge – teils durch Buschland, teils über offene Flächen mit spektakulärem Ausblick über die tansanisch-kenianische Grenze, sind möglich. Immer im Blick: der majestätische Kilimanjaro.
▶ Baden & Kajakfahren
Ein beliebter Zeitvertreib am Lake Chala ist die Erkundung des Sees im Kajak. Unerschrockene werfen sich mutig in die Fluten, denn auch Baden ist möglich. Krokodile, Hippos oder Bilharziose existieren nicht.
▶ Vogelbeobachtung und kleine Tiere
Über 200 Vogelarten wurden hier gesichtet, darunter Eisvögel, Adler, Webervögel – ein Paradies für Vogelliebhaber:innen. Mit Glück sehen Sie Klippschliefer oder Mangusten. Vielleicht ertönt des nachts in der Ferne das Kichern von Hyänen?
▶ Ruhe, Reflexion & Rückzug
Der Lake Chala ist nicht unbedingt ein Ort der Aktivität, sondern der Einkehr. Hier lässt es sich gut ausspannen, ein Buch lesen, den Gedanken nachhängen, Luftschlösser bauen. Alles kann, nichts muss. Weit schauen, bis zum Kili und ins goldbraune Kenia.
Für wen ist Lake Chala geeignet – und für wen nicht?
Interessant für Individualisten
▶ Lake Chala richtet sich an Menschen, die bewusst reisen – langsam, mit Neugier, aber ohne Erwartungsdruck. Die auch mal einen Tag oder zwei ohne spektakuläre Höhepunkte auskommen.
▶ Reizvoll ist der Lake Chala für Reisende, die im Rahmen einer zwei- bis dreiwöchigen Rundreise durch Tansania unterwegs sind und bewusst auch die weniger bekannten Orte entdecken möchten.
Stille statt Action. Einkehr statt Checkliste.
Nicht geeignet für …
▶ Nicht geeignet ist der Ort für Gäste, die ein klassisches Safariprogramm oder viele Wildtiere erwarten.
▶ Nicht wohl fühlen sich hier Urlauber, die Action suchen und bewusst Highlights abhaken. Die beispielsweise in fünf bis sieben Tagen die Höhepunkte Nordtansanias kompakt erleben möchten.
▶ Außerdem ist der Lake Chala nicht für Reisende gedacht, die Luxus suchen. Die einzige Lodge am See auf der tansanischen Seite, die eher einfache Lake Chala Safari Lodge, hat ihre Schwächen.

Bizarre Canyons hat die Natur erschaffen. Ein Canyon Walk führt Sie mitten in diese Formationen. (C) Lake Chala Safari Lodge
Beste Reisezeit für den Lake Chala
Grundsätzlich ist der Lake Chala fast ganzjährig einen Besuch wert – mit Ausnahme der Hauptregenzeit im April und Mai. Der See liegt auf der trockenen Ostseite des Kilimandscharo, im Regenschatten des Bergmassivs. Hier ist das Klima das ganze Jahr über heiß, sonnig und trocken – zumindest deutlich trockener und sonniger als zum Beispiel in Moshi auf der Südseite.
Die Verdunstungsrate ist hoch, die Luftfeuchtigkeit gering. Die Böden bestehen aus steinigem, porösem Vulkangestein, das nur wenig Wasser hält und nährstoffarm ist, was das Wachstum dichter Vegetation erschwert. Die ohnehin spärlichen Niederschläge versickern schnell. So entsteht eine karge, aber eigenwillig schöne Landschaft.
▶ Die beste Zeit für einen Besuch liegt zwischen Juni und März (mit geringen Einschränkungen während der kleinen Regenzeit im November). Zwischen Juni und September sind die Temperaturen noch angenehm, die Wege gut begehbar, und das Lichtspiel am See besonders intensiv. Ab Oktober wird es heiß und immer schwüler, bis schließlich im März/April die Regenzeit einsetzt.
▶ In der Regenzeit – vor allem von April bis Mai, vereinzelt auch im November – zeigt sich die Landschaft rund um den Lake Chala grüner und dichter. Gleichzeitig können Wanderwege und Zufahrten schwer passierbar sein.