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Beeindruckende Landschaften, eine außergewöhnlich artenreiche Vogelwelt und – mit etwas Glück – die berühmten Baumlöwen: Der kleine, feine Lake Manyara Nationalpark ist absolut sehenswert, vorausgesetzt, man plant ihn zur richtigen Reisezeit und auf die richtige Art.
Der Nationalpark liegt am westlichen Ufer des Manyara-Sees auf etwa 1.000 m Höhe, unterhalb der Bruchstufe des großartigen Ostafrikanischen Grabenbruchs.
Undifferenziert – einfach weil er am Weg liegt – den Park einplanen, dafür ist Safari Insider nicht zu haben. Aber wenn die Erwartungshaltung richtig gemanagt und nicht das Blaue vom Himmel versprochen wird, kann der kleine Park im Sandwich zwischen Tarangire und Ngorongoro Crater überraschen.
Rund zwei Drittel des Lake Manyara Nationalparks nimmt der gleichnamige, leicht alkalische See ein – ein dynamisches Naturphänomen, dessen Ausdehnung je nach Jahreszeit stark schwankt. In der Trockenzeit (Juni bis November) sinkt der Wasserspiegel deutlich. In diesen Monaten können Tiere sogar das flache Seegebiet problemlos durchqueren. Ganz anders zeigt sich der Park in der Regenzeit: Dann steigt der Wasserpegel, überschwemmt die Ufer, setzt ganze Landstriche unter Wasser. Schmale Bäche verwandeln sich dann in reißende Ströme, die stellenweise unpassierbar werden.
Immer im Blick: Der steil aufragende Ostafrikanische Grabenbruch, ein lohnenswertes Fotomotiv. Der gesamte Park liegt unterhalb der Bruchstufe.
Der Park ist aufgrund von Bodenvielfalt von außerordentlicher landschaftlicher und ökologischer Diversität geprägt. Von nährstoffreichen, vulkanischen Böden über saline Böden am Seeufer bis hin zu Sümpfen und Kies- und Geröllböden in den Flüssen und am Grabenbruch existieren mannigfaltige Habitate.
Entsprechend vielfältig präsentiert sich die Flora. Im Norden existiert ein dicker, saftiger Grundwasserwald, der an seinen Rändern von Gelbrinden-Akazien und Datenpalmen flankiert wird. Weiter südlich geht das Grün in die für Ostafrika typische, teils sehr trockene Baum- und Strauchsavanne über – geprägt von majestätischen Schirmakazien, uralten Baobabs, Leberwurstbäumen und anderen charakteristischen Savannengewächsen.

Der Ostafrikanische Grabenbruch ist am Lake Manyara besonders eindrücklich zu sehen. (C) Adobe Stock, Codo 97
Was gibt es im Manyara National Park zu sehen?
Der immergrüne Lake Manyara Nationalpark ist vor allem für seine artenreiche Vogelwelt und große Primatenpopulationen bekannt.
Zwar ist die Zahl der Elefanten in den letzten Jahren zurückgegangen (und schwankt stark je nach Sais0n), doch die vielfältigen Lebensräume bieten weiterhin beste Bedingungen für unterschiedliche Wildtiere. Neben Anubis-Pavianen, Grünmerkatzen und Diademmeerkatzen sind Giraffen, Büffel, Impalas, Kudus, Dikdiks, Warzenschweine, Flusspferde, Wasserböcke, Schakale, Gnus und Zebras regelmäßig zu beobachten.
▶ Paradies für Vogelbeobachter
Besonders beeindruckend ist jedoch die enorme Vogelvielfalt – sie verdankt der Park seiner außergewöhnlichen Boden- und Vegetationsstruktur.
Bislang 597 Vogelarten dokumentiert, darunter 4 endemische und 17 nahezu endemische Arten. Diese beeindruckende Vielfalt macht den Park zu einem der besten Orte für Vogelbeobachtungen in Ostafrika. In den verschiedenen Lebensräumen des Parks – vom alkalischen Seeufer bis zum immergrünen Grundwasserwald – lassen sich zahlreiche spektakuläre Arten entdecken.
Zur Winterzeit sind viele europäische Zugvögel im Park anzutreffen. Zwerg- und Rosaflamingos sammeln sich am Seeufer vor allem von November bis Februar, während Pelikan-Kolonien von Februar bis Juni dominieren. Zwischen März und Juli brüten Nimmersatt-Störche in den großen Maulbeer-Feigenbäumen.
Doch das ist längst nicht alles: Zu den häufig gesichteten Wasservögeln zählen Watvögel, Seiden- und Silberreiher, Ibisse, Afrikanische Löffler, Kormorane, Nilgänse und viele mehr. Auch auffällige Arten wie Nashornvögel oder die seltenen Kräuselhaubenperlhühner ziehen die Blicke auf sich.
In den Wäldern und offenen Savannenzonen flattern farbenprächtige Bienenfresser, Turakos und weitere Waldvögel.
Besonders eindrucksvoll ist die Vielfalt an Greifvögeln: Beobachtet werden regelmäßig Sperbergeier, Palmgeier, Schreiseeadler, Kaffernadler, Kronenadler, Kampfadler, Schmutzgeier oder Wanderfalken.
▶ Eine „kleine“ Migration
Nicht zu vergleichen mit der berühmten Großen Migration in der Serengeti, aber dennoch ein kleinräumiges, saisonales Phänomen ist eine Tierwanderung, die vorrangig von Zebras und Gnus ausgeht. Nach der kleinen Regenzeit, im Dezember, wandern sie in den Manyara-Park, um von Februar bis März zu kalben. Die kalziumhaltige Erde bietet den Tierbabys beste Startbedingungen ins Leben. Gegen Ende Juni verlassen die Zebras und Gnus das Gebiet und wandern wieder in Richtung Süden, in den Tarangire National Park und die umliegenden Gebiete.

Vier baumelnde Beine und ein buschiger Schwanz – ein Anblick, den Besucher im Lake Manyara National Park herbeisehnen! (C) Adobe Stock, Howard Darby
Gibt es im Lake Manyara Nationalpark Baumlöwen?
Löwen, die in Bäumen ruhen, ihre vier Pfoten lässig baumeln lassen – ein ungewöhnlicher Anblick, der viele erstaunt.
Tatsächlich handelt es sich dabei zwar um ein atypisches, aber keineswegs seltenes Verhalten. In vielen Nationalparks in Afrika steigen Löwen gezielt auf Bäume, nämlich dann, wenn es die Umstände erfordern, z. B. wenn die Böden zu nass sind, wenn lästige Insekten im hohen Gras sie piesacken oder wenn es gilt, einer Gefahr wie etwa Büffeln auszuweichen. Baumlöwen sind eindrucksvolle Beispiele für die Anpassungsfähigkeit der Natur. Wenn das Leben am Boden zu unangenehm wird, retten sie sich in die Bäume.
Baumlöwen werden ebenso regelmäßig in der Serengeti oder dem Tarangire National Park gesichtet. Vom bekanntesten Beispiel, den Bäumlöwen im Queen Elizabeth National Park in Uganda, haben Sie sicherlich schon gehört.
Um Baumlöwen zu sehen, gibt es keine Garantie. Es ist reine Glückssache. Mal sieht man welche, mal nicht.
Warum steigen die Baumlöwen ausgerechnet im Lake Manyara Park auf die Bäume?
▶ Schutz vor Insekten: Besonders während und nach der Regenzeit sind im Gras viele stechende oder lästige Insekten aktiv. Die erhöhte Position in den Bäumen schützt die Löwen vor dieser Plage.
▶ Soziale Dynamik: Beobachtungen zeigen, dass vor allem Löwinnen mit Jungtieren in die Bäume klettern – möglicherweise als Auszeit vom aufgeweckten Nachwuchs oder um besser Überblick zu behalten.
▶ Luftige Brise: Die weit ausladenden Äste großer Akazien und Feigenbäume bieten angenehmen Schatten und die erhöhte Position mehr Luftzirkulation – ideal, um sich auszuruhen oder abzukühlen.
▶ Überblick und Sicherheit: Von erhöhten Positionen haben Löwen eine bessere Sicht auf Beute und Rivalen, ohne Energie zu verbrauchen. Besonders in gras- oder buschreichen Gebieten wie dem Lake Manyara NP ist das strategisch vorteilhaft.
Baumlöwen im Lake Manyara sind das Ergebnis aus klimatischen, ökologischen und sozialen Faktoren, aber keine zuverlässige Attraktion. Mehr wie ein Überraschungsei: Man weiß nie, was man kriegt. Darauf verlassen können Sie sich nicht, sondern nur darüber staunen und sich freuen, wenn Sie welche in den Bäumen entdecken.
Ist der Lake Manyara National Park überlaufen?
Leider ja.
Und leider aus den falschen Gründen.
Gäste sind oft enttäuscht, weil sie unter falschen Angaben in den Lake Manyara Nationalpark gelockt werden. Weil sie nicht die riesigen Elefantenherden oder Flamingo-Schwärme oder Baumlöwen zu Gesicht bekommen, von denen die Reiseveranstalter schwärmen und das Internet berichtet.
Stattdessen: Schmale Pisten, Autokonvois. Lange Wartezeiten am Gate in Mto wa Mbu, weil alle Tagesgäste gleichzeitig in den Park einfahren. Dichte Vegetation, in der man wenig spektakuläre Tiere zu Gesicht bekommt.
Warum ist der Manyara-Park überlaufen?
▶ Weil er auf dem Weg in die Serengeti direkt an der Straße liegt.
▶ Weil wenig Platz vorhanden ist: Mit 330 km2 ist er einer der kleinen Nationalparks, aber der See und der Grabenbruch beanspruchen den Großteil des Parks. Aus Platzgründen existieren nur wenige Pisten. Ergo: Ein hohes Besucheraufkommen trifft auf wenig Platz.
▶ Weil er Kosten spart, wenn man ihn auf „bewährte“ Weise in einen Reiseverlauf integriert: 99 % der Besucher sind nur Tagesgäste, d.h. sie schlafen in preiswerten Unterkünften außerhalb des Parks in Mto wa Mbu.
▶ Weil man den Reiseverlauf preiswert verlängern kann: Indem ein zusätzlicher Tag „Pirschfahrten“ eingeplant wird, ohne den Reisepreis massiv in die Höhe zu drücken.
Wann lohnt sich der Lake Manyara National Park?
Der Park hat viel zu bieten, wenn man ihn zur richtigen Zeit und auf die richtige Art besucht.
▶ Wenn Sie innerhalb der Parkgrenzen nächtigen.
Wer in einem der wenigen, hochwertigen Safari-Camps innerhalb der Parkgrenzen übernachtet, erlebt den Park abseits der Massen. Die Camps, die Safari-Insider für Sie bucht, liegen so weit südlich im Park, dass Tagesgäste nicht hinkommen. Außerdem erleben Sie die Wildnis abseits von Fahrzeugen und Pisten: bei Walking Safaris, Bush Breakfasts, Sundowners am Wasserfall oder Mittagessen unter Schirmakazien. Sie sind im Park außerhalb der Stoßzeiten unterwegs, etwa ganz früh morgens gleich nach Sonnenaufgang oder knapp vor Sonnenuntergang.
Eine Übernachtung innerhalb des Lake Manyara Nationalparks eröffnet also Safari-Erlebnisse, die Tagestouristen verwehrt bleiben. Ideal für anspruchsvolle Reisende, die Luxus, Exklusivität und authentische Naturerlebnisse abseits vom Massentourismus suchen.
▶ Wenn Sie 2-3 Nächte bleiben.
Das bringt nicht nur Entschleunigung Ihrer Safari, sondern vor allem mehr Zeit im Park. Mit mehr Zeit im Park erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, tolle und unvergessliche Tiersichtungen zu erleben.
▶ Wenn Sie bewusst die richtige Reisezeit für IHRE Interessen wählen.
Überlegen Sie sich, aus welchen Gründen Sie den Lake Manyara National Park ansteuern möchten. Wegen der Vögel? Wegen der Primaten? Wegen des Urwald-Settings? Wegen des Naturerlebnisses? Wegen der Walking Safaris? Und passt auch das Monat zu Ihren Vorlieben und Interessen?
▶ Wenn die Tansania-Reiseroute dramaturgisch gut komponiert ist.
Den Lake Manyara National Park NACH der Serengeti besuchen? Das kann nur schief gehen, denn die Serengeti ist der tierreichste und atemberaubendste Park Afrikas. Aber wenn Sie ihn als erste Etappe Ihrer Tansania-Rundreise ins Programm integrieren, wird er Sie begeistern.
Oder wenn Sie ihn bewusst als zweite oder dritte Station in Ihre individuelle Reiseroute integrieren, im Wissen, dass er ein entspannter Zwischenstopp zum Verschnaufen ist.
▶ Wenn Sie ein Vogelliebhaber sind.

Nächtigungen innerhalb des Parks garantieren mehr Exklusivität, spektakulärere Tiersichtungen und das Safari-Erlebnis, das Sie sich vorstellen. (C) Wayo Tanzania
Muss man den Lake Manyara National Park gesehen haben?
Nein, nicht zwangsweise.
Wenn die Reisezeit oder die Interessen nicht passen, spricht überhaupt nichts dagegen, den Park auszulassen.
Streichen Sie ihn aus Ihrem Reiseprogramm, wenn Ihr größter Wunsch ist, riesige Elefantenherden zu sehen. Bleiben Sie stattdessen lieber einen Tag länger im Tarangire National Park.
Streichen Sie Ihrem Routenverlauf, wenn Sie ein großer Fan von Raubkatzen sind. Der Tarangire Park oder die Serengeti werden Sie viel eher begeistern.
Was erleben im Lake Manyara National Park?
▶ Bush Walks, Walking Safaris und Pirschwanderungen, wenn Sie in Camps innerhalb der Parkgrenzen nächtigen.
▶ Je nach Wasserstand werden Kanu-Safaris geboten.
▶ Am Nord-Gate existiert eine kurzweilige Attraktion, der kostenpflichtige Baumwipfel-Weg (Treetop Walkway).
▶ Außerdem können Nachtpirschfahrten gegen Aufpreis gebucht werden.
Was ist die beste Reisezeit für den Lake Manyara National Park?
Die Trockenzeit von Juni bis Oktober ist ideal für die Tierbeobachtung.
▶ Je weiter die Trockenzeit voranschreitet, desto weniger dicht ist die Vegetation. Und umso leichter und ergiebiger wird die Tierbeobachtung.
▶ Pirschwanderungen und Walking Safaris sind in der Trockenzeit am eindrücklichsten.
▶ Je wärmer und trockener es wird, desto länger halten sich die Primaten am Boden auf – ideal zum Beobachten und Fotografieren!
Die nassen Monate von November/Dezember bis März sind perfekt für Vogelfreunde und Naturgenießer.
▶ Viele Zugvögel kommen in dieser Zeit – perfekt für passionierte Birdwatcher.
▶ Zebras und Gnus wandern in den Park, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen.
▶ Wasserfälle und Flüsse: Die Wildnis zeigt sich von ihrer lieblichsten Seite – blühende Pflanzen und spektakuläre Wasserfälle.
In den Monaten April/Mai kann es – wie in den meisten Regionen in Tansania – zu heftigen, langanhaltenden Regenfällen kommen. Obwohl der Lake Manyara National Park eine Ganzjahres-Destination ist, können besonders regenreiche Jahre unangenehm zum Reisen sein. Feuchte Bettlaken und Handtücher, klamme Kleidung oder schlammige Wege und Pisten sind nicht Jedermann’s Sache.