Die Große Migration abseits vom Massentourismus – ist das möglich?
Serengeti und die Große Migration. Das muss man sich einmal vorstellen: zwei Millionen Tiere laufen jahrein, jahraus im Kreis. Warum sie das tun? Es ist der gedeckte Tisch. Sie folgen einfach immer dem Regen, der für ausreichend Grünzeugs sorgt.
Unfassbar: Bei der Großen Migration handelt sich um die größte, noch intakte und (noch) nicht von Menschenhand zerstörte Tierwanderung der Welt. Auf der Suche nach frischem, nahrhaftem Gras folgen Gnus, Zebras und Gazellen jahrein, jahraus uralten Routen. Sie rotieren im Uhrzeigersinn von der Serengeti in Tansania in die Masai Mara in Kenia und wieder zurück nach Tansania. Für eine Safari in der Serengeti ist und war die Tierwanderung wohl das größte Verkaufsargument.
Die Große Migration erklärt
Das Geheimnis der Tierherden? Sie bewegen sich im Schutz der Gruppe, nutzen Synergien und kommen sich bei den Lieblingsgräsern nicht in die Quere. Die Große Tierwanderung besteht ja eigentlich aus unzähligen Herden von Hunderten, teils sogar Tausenden von Wildtieren, die gemeinsam wandern.
Beispielsweise markieren die Leittiere der einzelnen Gnu-Gruppen Steine oder Bäume, und bauen sich so ein duftendes Leitsystem durch die Serengeti. Allerdings sehen sie schlecht und verlassen sich auf die Adleraugen der Zebras, die eine Gefahr schon hundert Meter gegen den Wind wittern.
Leider Massentourismus
Das größte Tierspektakel der Welt ist mittlerweile zum Touristenspektakel geworden. Ähnlich wie die Sagrada in Barcelona oder die Altstadt von Dubrovnik.
Bei Safari in Tansania denken die meisten Menschen automatisch an die Serengeti. Das führt zu Massen von Touristen, Massen von Autos, vor allem in der Ndutu Area von Januar bis Februar und wenn von Juli bis August die Flussüberquerung der Herden der Migration in Nordwest-Serengeti ansteht.
Der Overtourism hat mittlerweile sogar zu einer Veränderung des Tierverhaltens geführt. Um den hunderten Fahrzeugen auszuweichen, queren viele Gnu-Herden den Mara River nun instinktiv in der Nacht.
Beste Reisezeit für die Serengeti
Irgendwo ist sie immer, die Große Migration.
Zwei Drittel des Jahres befindet sie sich in Tansania, den Rest der Zeit in der Masai Mara in Kenia. Aber die Herden sind unberechenbar, schwer kalkulierbar, speziell mit Wetterkapriolen und Klimaveränderungen. Das exakte Timing der Tierherden hängt von den Regenfällen des jeweiligen Jahres ab.
Eine seriöse Vorhersage ist unmöglich, auch wenn man aufgrund der Tierwanderungen der letzten 20, 30 Jahre eine ungefähre Vorstellung davon hat, wo sie sich aufhalten könnten. Die Abweichungen vom „normalen“ Zyklus können 2, 3 oder gar 4 Wochen betragen.
Aber eine Garantie kann Ihnen kein seriöser Reiseveranstalter geben.
Aktiv die Serengeti erleben – geht das?
Ja, das geht.
Neben Pirschfahrten sind folgende Aktivitäten möglich:
▶ Walking Safaris (in ausgesuchten Walking Camps an den Rändern der Serengeti)
▶ Fly Camping (in ausgesuchten Camps an den Rändern der Serengeti)
▶ Heißluftballon-Fahrten (Ballon-Safaris)
Tipps für die Safariplanung
Finden Sie heraus
- Wo sich die Große Migration in welchen Monaten aufhält
- Wie Sie dem Massentourismus in der Serengeti ausweichen können
- Wann Sie das Spektakel am besten meiden sollten
Wann ist die Große Migration wo?
▶ Sie fangen im Januar im Süden an, wo sie bis Februar ihre Jungen in der baumlosen, flachen Ndutu Area und in der Ngorongoro Conservation Area zur Welt bringen. Täglich werden im Februar etwa 8000 Kälber geboren, was insgesamt eine halbe Million Gnu-Jungtiere bedeutet. Ohne Bäume oder Hügel fühlen sie sich besser vor den hinterhältigen Kamikaze-Angriffe der Raubkatzen geschützt.
▶ Ab März, wenn die Jungtiere kräftig genug sind, beginnen erste Herden in die Zentral-Serengeti (Seronera) zu wandern. Auch der Bewegungsradius der Herden in der Ngorongoro Conservation Area erweitert sich. Wann die Tiere ihre Wanderung fortsetzen, hängt vom Regen und dem Grasangebot ab.
▶ In den Regenmonaten März/April/Mai laufen sie in Richtung Westen, über die Moru-Kopjes und die Zentral-Serengeti in Richtung Grumeti, so sie sich bis Mai/Juni aufhalten.
▶ Bis spätestens Juli haben die meisten Herden den Grumeti River überquert und laufen in Richtung Ikoma und Kogatende. Die Nachzügler bleiben im Western Corridor.
▶ Von Juli bis August wandern viele Tiere bis in die Nordwest-Serengeti, wo die zweite Flussüberquerung, diesmal über den Mara River, wartet.
▶ Ab September finden sich große Herden in der Masai Mara in Kenia ein. Ein Teil der Herden verbleibt bis in den November hinein in der nördlichen Serengeti.
▶ Ab November machen die Herden kehr, und laufen auf der östlichen Seite (Loliondo, rund ums Klein’s Gate) zurück in die Zentral-Serengeti.
▶ Bis Dezember/Januar wandern die Herden die östlichen Flanken der Serengeti in Richtung Seronera, Naabi Hill und Ndutu Area.
8 Tipps für die Serengeti ohne Massentourismus
① Tierbeobachtung gehorcht nicht dem Kalender oder Ihrer Reiseplanung. Es gibt unzählige Unsicherheitsfaktoren, die das Verhalten der Tiere beeinflussen, wie Wetter, Temperaturen oder Regen.
▶ Will heißen: Verabschieden Sie sich vom Anspruch, die Große Migration sehen zu müssen. Freuen Sie sich, wenn Sie sie erleben dürfen. Sollten Sie diesmal Pech haben, gibt es wenigstens einen Grund, die Serengeti wieder zu besuchen.
② Der Regen ist das Leitmotiv der Großen Migration. Was für die Tiere gilt, muss ebenso für die Beobachter gelten.
▶ Will heißen: Scheuen Sie sich nicht vor der Regenzeit. Im März, April oder Mai befinden sich die Herden in der Zentral- und West-Serengeti, was zwar mit der Regenzeit kollidiert, aber die meisten permanenten Camps halten das ganze Jahr geöffnet. Es regnet zwar, aber Sie haben die Herden fast für sich allein.
③ Meiden Sie preisgünstige Camps. Egal, ob in der Seronera, der Zentral-Serengeti oder der Ndutu Area, hier sind Sie unter Garantie mitten im Massentourismus.
④ Weichen Sie an die Ränder aus.
▶ Will heißen: Im Januar/Februar buchen Sie Safari-Camps in der Kusini Area oder am Naabi Hill Gate. Im Juli/August wählen Sie Camps, die nicht direkt am Mara River oder mitten in der Kogatende Area liegen.
⑤ Unternehmen Sie Ihre Tansania-Safari in anderen Monaten, nicht unbedingt in den Hauptsaisonen.
⑥ Weichen Sie in Walking Camps aus, wo keine Fahrzeuge bzw. weitere Camps erlaubt sind.
▶ Will heißen: Camps, wo Walking Safaris möglich sind, liegen immer weit weg von Hauptpisten, Massentourismus und starkem Verkehrsaufkommen. Denn Walking Safaris erfordern – allein schon wegen der Sicherheit – isolierte, ruhige, unberührte Gebiete.
⑦ Weichen Sie in eigene Concessions aus, wie Grumeti, Mwiba oder Loliondo.
▶ Eine eigene Concession zu betreiben, können sich ausschließlich Luxus-Camps leisten. Hier kauft man sich mit Geld Abgeschiedenheit: Die Wildnis fast für sich allein zu haben, ist heutzutage der größte Luxus.
⑧ Weichen Sie auf weit abseits gelegene Luxus-Camps aus, z. B. in der Ost-Serengeti, der West-Serengeti oder der Kusini Area. Selbst, wenn dies in den Monaten der Großen Migration bedeutet, dass Sie die Tierwanderung nicht erleben.
Ich verspreche Ihnen: Die Serengeti ist überall und zu jeder Zeit spektakulär, auch ohne Große Migration.
Meiden Sie unbedingt….
▶ Januar/Februar in der Ndutu Area, wo über 100 Camps und täglich vermutlich tausende Autos die Geburten und Jungtiere der Gnus beobachten wollen
▶ Juli/August in der Kogatende Area, wenn täglich Abertausende Touristen die Mara-Flussquerung sehen wollen