Ein echter Big Five Park: Mkomazi National Park
Knochentrocken, karg, wild. Rote Erde, genau wie man sich Afrika vorstellt. Wunderbares Safari-Land, weit abseits von den Besuchermassen des Nordens. Magisch, wenn die untergehende Sonne die Hügelketten in stimmungsvolles Licht taucht. Und das Beste: Der Mkomazi National Park liegt nur zwei Stunden ab Moshi erreichbar.
Lange Zeit vernachlässigt und vergessen, ist in den letzten Jahren Bewegung in den Park gekommen. Zwei neue Camps wurden eröffnet, das Management wurde professioneller, die Wilderei entschlossener bekämpft. Das Resultat? Der Tierbestand erholt sich, die Zahlen steigen, die Tiere bleiben.
Wo liegt der Mkomazi National Park?
Der Mkomazi Nationalpark liegt im Nordosten Tansanias, eingebettet zwischen dem Kilimandscharo-Massiv im Nordwesten, den Pare-Mountains im Westen und den Usambara-Bergen im Osten. Von Moshi sind es nur 100 km bis zum Zange Gate, allerdings handelt es sich um eine stark befahrene Ausfahrtsstraße aus dem Ballungszentrum Arusha/Moshi, d.h. zähflüssiger Verkehr ist je nach Uhrzeit und Wochentag möglich.
Der Mkomazi bildet ein wichtiges ökologisches Bindeglied zwischen dem Tsavo-West-Nationalpark in Kenia und den angrenzenden Schutzgebieten im Süden Tansanias. Eigentlich ist er die Verlängerung des Tsavo National Parks in Kenia, was den Naturraum zu einem der größten Ökosysteme Afrikas macht.
Ist die Landschaft im Mkomazi National Park abwechslungsreich?
Definitiv!
Von allen Parks in Tansania, die der Trockensavanne zuzurechnen sind, ist der Mkomazi National Park jener, der landschaftlich am eindrücklichsten ist.
Als südlichster Zipfel der Sahelzone zählt er zur typisch ostafrikanischen Trockensavanne. Struppige, stachelige Vegetation, die dem trockenen, heißen Klima trotzt.
Dazwischen existieren weite Grasebenen und offene Landstriche, Baobabbäume und vereinzelte Galeriewälder an den wenigen, saisonalen Flussläufen, die vor allem in der Trockenzeit wichtige Lebensadern für Wildtiere sind. Rundum erheben sich felsige Hügelketten, die sich malerisch in die Landschaft einfügen. Der Blick auf die entfernten Berge und Hügel bei Sonnenuntergang ist besonders beeindruckend.
An klaren Tagen reicht der Blick bis zum Kilimandscharo – ein Anblick, den kaum ein anderer Nationalpark in Tansania bieten kann.
Wasser ist grundsätzlich rar. Seit jeher. Sein Name bedeutet in der Sprache der WaPare „zu wenig Wasser, um einen kleinen Löffel füllen zu können“. Eine Handvoll Dämme wurde angelegt, allen voran der wichtigste, ganzjährige Wasserlieferant, der Dindira Dam. Kein Wunder, dass der Damm mit der beste Ort für die Tierbeobachtung in den Trockenmonaten ist.
Was ist so besonders am Mkomazi National Park?
Lange Zeit vernachlässigt und beinahe vergessen, hat der Park in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Wandlung erlebt: Neue Camps wurden eröffnet, das Management auf professionelle Beine gestellt und die Wilderei wird konsequent bekämpft. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und zählt in Tansania zu den erfolgreichsten Schutzprojekten.
Aber was genau ist so besonders und welche Tiere gibt es zu sehen?
Heimat bedrohter Arten: Nashörner & Wildhunde
Nashörner? Garantiert!
Im Mkomazi Nationalpark können Besucher gleich zwei Nashorn-Schutzgehege besuchen, in denen die seltenen Spitzmaulnashörner leben. Das Projekt wurde 1989 vom britischen Naturschützer Tony Fitzjohn ins Leben gerufen und entwickelte sich zu einem Vorzeigeprojekt für Artenschutz in Ostafrika. 2019 übergab er sein Lebenswerk offiziell an die tansanische Parkverwaltung – und sicherte so die Zukunft dieses besonderen Schutzgebiets.
Außerdem beherbergt der Park ein bedeutendes Schutzprojekt für Afrikanische Wildhunde, die zu den seltensten Raubtieren Afrikas zählen.
Rare Spezies
Der Mkomazi Nationalpark bietet Schutz für einzigartige Tierarten, die anderswo in Tansania kaum noch vorkommen.
Allen voran findet sich hier die Gerenuk, auch als Langhalsgazelle bekannt – eine seltene, grazile Antilope, die sich perfekt an trockene Savannen angepasst hat. Ebenfalls auffällig ist das Kirk-Dikdik, eine der kleinsten Antilopen Afrikas, das mit seinem scheuen Verhalten und großen Augen als echter Geheimfavorit unter Naturbeobachtern gilt. Sie sind zwar nicht selten, aber aufgrund ihrer Tarnung und der geringen Größe schwer im Unterholz auszumachen.
Darüber hinaus bietet der Park Lebensraum für Oryxantilopen mit ihren charakteristischen langen Hörnern sowie den eher scheuen kleinen Kudus (Lesser Kudu), die in Tansania nur in wenigen Gebieten vorkommen.
Big Five
Alle Vertreter der berühmten „Big Five“ sind im Park zu Hause: Elefanten, Löwen, Büffel, Leoparden und Nashörner. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Großwildjagd und bezeichnete jene fünf Tiere, die als besonders gefährlich und schwierig zu jagen galten. Der Mythos der „gefährlichsten“ Wildtiere hat sich gehalten, weswegen die Big Five quasi zum Non-Plus-Ultra des Safari-Tourismus zählen. Wie bereits oben erwähnt, sind Nashörner in den Schutzprogrammen zu sehen. Elefantenherden durchstreifen regelmäßig die offene Savanne, und Löwen lassen sich vor allem in den kühleren Morgenstunden beobachten. Leoparden und Geparden sind ebenfalls im Park heimisch, zeigen sich aber selten – wer sie entdeckt, darf sich glücklich schätzen. Im Mkomazi besteht also die reale Chance, alle fünf der beliebtesten Safari-Tiere in nur einem Park und binnen weniger Stunden zu sehen – wenn Sie Glück haben.
Antilopen
Der Mkomazi Nationalpark bietet einen vielfältigen Lebensraum für zahlreiche Antilopenarten, darunter Impalas, Kudus, Elenantilopen, Kuhantilopen, Grant-Gazellen, Buschböcke, Dikdiks und viele weitere – ein wahres Paradies für Tierbeobachtungen in der offenen Savannenlandschaft.
Vogelparadies
450 Vogelarten wurden dokumentiert, darunter 5 endemische. Aber auch Strauße, Sekretäre, Langhaubenadler, Geierperlhühner oder Riesentrappen zeigen sich regelmäßig.
(Noch) abseits vom Massentourismus
Nur 3 Camps existieren im Moment im Park. Garantiert wenig Fahrzeuge.
Landschaftliche Schönheit
Nicht viele Nationalparks in Tansania bieten solch atemberaubende Panoramen: Hügelketten, so weit das Auge reicht. Links, rechts, vorne, hinten …. Der Park ist von Bergen umgeben: North Pare Mountains, South Pare Mountains, Usambara Mountains. An klaren Tagen geht der Blick sogar bis zum Kilimanjaro.
Warum leben im Mkomazi National Park Nashörner?
Bereits vor 100 Jahren und mehr waren Nashörner in dieser Gegend heimisch. Historische Aufzeichnungen belegen, dass in der Region einst Hunderte dieser Tiere lebten. Leider löschte die intensive Wilderei, insbesondere in den 1980er Jahren, die Population vollständig aus.
Der Mkomazi-Nationalpark bietet ideale Lebensbedingungen für Spitzmaulnashörner. Das Gebiet zeichnet sich durch eine Mischung aus Akazien- und Commiphora-Buschland aus, das reich an Nahrungspflanzen ist. Die dichte Vegetation bietet den Tieren ausreichend Deckung, was besonders für die scheuen Nashörner wichtig ist. Zudem verfügt der Park über natürliche Wasserquellen, die für das Überleben der Tiere in der trockenen Savannenlandschaft unerlässlich sind.
1989 wurde Tony Fitzjohn, ein britischer Naturschützer, der durch die Zusammenarbeit mit George Adamson im Kora-Nationalreservat
in Kenia über die Landesgrenzen bekannt war, von der tansanischen Regierung eingeladen, das stark degradierte Mkomazi-Wildreservat zu revitalisieren.
Unter seiner Leitung wurden umfassende Maßnahmen ergriffen: Infrastruktur wie Straßen, Zäune und Wasserstellen wurden gebaut, Anti-Wilderei-Einheiten eingerichtet und lokale Gemeinden in Schutzprogramme eingebunden. Sein Ziel war es, Nashörner aus Zoos oder Reservaten wieder in geschützte, natürliche Lebensräume einzuführen.
Fitzjohns Lebenswerk verwandelte Mkomazi in ein erfolgreiches Beispiel für Naturschutz in Afrika. Sein Wirken wurde international anerkannt, unter anderem durch die Ernennung zum Officer of the Order of the British Empire (OBE) im Jahr 2006. 2019 wurde das Projekt offiziell an die tansanische Parkverwaltung übergeben. Er verstarb 2022 im Alter von 76 Jahren, hinterließ jedoch ein bleibendes Vermächtnis im Bereich des Natur- und Wildtierschutzes.
Die Früchte von Fitzjohns Arbeit sind zwei speziell gesicherte Nashorn-Schutzgehege, das Mbula Sanctuary und das Kisiwa Sanctuary. Beide können besucht werden und bieten Zugang zu den Black Rhinos (Spitzmaulnashorn).
Das Mbula Sanctuary liegt gut erreichbar 26 km nordöstlich des Zange Gate. Gemeinsam mit Giraffen, Zebras, Antilopen, Gazellen und Raubkatzen leben die Nashörner in diesem Gehege. In einem offenen Geländewagen, geführt durch einen Ranger des Schutzgeheges, erleben Sie (und andere Gäste, die dieselbe Besuchszeit wie Sie zugewiesen bekommen haben) die Nashörner.
Das Kisiwa Sanctuary hingegen liegt relativ weit weg vom Zange Gate und erfordert eine lange, unerfreuliche und wenig interessante Fahrt durch den Park (50 km, ca. 2 Stunden Fahrt pro Richtung). Hier leben über sehr viel mehr Nashörner als im Mbula Sanctuary (die genaue Zahl wird aber zum Schutz der Tiere geheimgehalten). Der große Unterschied zu Mbula liegt darin, dass Sie in Kisiwa die Nashörner exklusiv beobachten dürfen (d.h. nur Sie im offenen Geländewagen der Nationalparkverwaltung) und dass es ein Fotoversteck (hide) gibt, das das Herz der Fotografen höher schlagen lässt. Soviel Exklusivität hat natürlich ihren Preis, knapp 240 USD kostet der Zutritt pro Person für 1-2 Stunden.
Bei beiden Sanctuaries besteht die Möglichkeit, in einem separaten Gehege Wild Dogs zu sehen

Majestätisch und markant: Oryx-Antilopen mit ihren langen, eleganten Hörnern. (C) Mkomazi Wilderness Camp
Gibt es viele Tiere im Mkomazi National Park?
„Viele“ ist natürlich immer relativ.
Aber Fakt ist, dass der Mkomazi nicht mit den Tiermengen von Serengeti, Tarangire oder Ngorongoro Crater mithalten kann.
Aber das muss er auch nicht. Denn der Park punktet mit der Vielfalt der Wildtiere und mit raren Arten, wie den Nashörnern, den Wild Dogs und den Gerenuk-Antilopen.
Was den Park jedoch wirklich besonders macht, ist das ruhige, unverfälschte Naturerlebnis. Weite Ebenen, sanfte Hügelketten, kaum Fahrzeuge – kein Wunder bei nur drei Camps.
Ich persönlich betrachte den Park eher als „Gesamtkunstwerk“, dessen Charakter nicht nur die Tiere ausmachen, sondern vor allem die Atmosphäre und die Panoramen.
Aktivitäten im Mkomazi National Park
Neben klassischen Pirschfahrten ist das große Highlight der Besuch der Nashorn-Schutzgehege. Etwa 1 – 1,5 Stunden dauert der Besuch, bei dem die Gäste in ein Fahrzeug der Nationalparkbehörde umsteigen müssen.
Vereinzelt sind auch Wanderungen erlaubt, wobei es sich nicht um klassische Walking Safaris handelt. Man wandert über die Berg- und Hügelketten am Rande und blickt auf den Park.
Relaxen und Ausspannen vor oder nach der Safari – Mkomazi bietet Ruhe, Weite und Natur pur für alle, die Erholung abseits der Touristenpfade suchen – und nicht unbedingt ans Meer wollen.
Beste Reisezeit für den Mkomazi National Park
Ganzjährig heiß und trocken, so kann das Klima des Mkomazi Nationalpark am besten beschrieben werden. Ab November setzt der Regen ein, der im März/April mit bis zu 200 mm Regenmenge pro Monat am ergiebigsten ist.
Wer auf gute Bedingungen für Tierbeobachtung setzt, reist am besten in den trockenen Monaten zwischen Mai/Juni und Oktober, wenn die Sichtungen am zuverlässigsten sind. Aber außer März/April/Mai, wo die Camps geschlossen halten, kann der Park fast ganzjährig besucht werden.
Welche Tiere sind wann zu sehen im Mkomazi National Park?
Löwen sind in den Trockenmonaten in der Nähe der Wasserstellen zu sehen, aber auch im Februar/März. Leoparden hingegen zeigen sich den Besuchern eher in den nassen Monaten von April bis Juni oder Dezember bis Januar. Wer große Herden Elefanten beobachten möchte, sollte am besten von März bis August den Mkomazi besuchen.

Rote Pisten dominieren im Mkomazi und machen richtig Lust auf Afrika!